Der Meghan-Effekt hat die Mode in England im Griff
Was auch immer Prinz Harrys Verlobte Meghan Markle trägt, es ist sofort ausverkauft. Sogar Schönheitschirurgen profitieren von dem Hype.
Kurz nachdem Meghan Markle und Prinz Harry zum ersten Mal in London als verlobtes Paar vor die Presse traten, stürzte auf einem anderen Kontinent die Webseite eines kleinen Designers zusammen. Es waren einfach zu viele Fans, die sofort die Jagd auf den rund 520 Euro teuren, weißen Mantel eröffneten, den die ehemalige US-Schauspielerin trug. Das Stück der kanadischen Marke Line the Label war innerhalb von Minuten ausverkauft. Nun benennt der Co-Gründer den Mantel in „Meghan“ um – und kann sich so noch ein bisschen weiter im royalen Glanz und Glamour sonnen und nebenbei mehr Geld verdienen.
Das kleine schottische Label Strathberry freute sich kürzlich, als des Prinzen Frischverlobte eine Tasche aus der Kollektion für den ersten royalen Termin im englischen Nottingham wählte. Auch auf die Sonnenbrille, die Markle während des ersten öffentlichen Auftritts mit Prinz Harry bei den Invictus Games in Toronto auf der Nase hatte, gab es in den 24 Stunden danach einen wahren Ansturm. Mittlerweile machte das Unternehmen Finlay & Co. bekannt, dass die Verkäufe wegen der berühmten Kundin um 1000 Prozent gestiegen sind.
Das amerikanische Bald-Mitglied der königlichen Familie ist schon jetzt Trendsetterin, gibt Marken in einem Ausmaß einen Auftrieb, wie das bislang nur ihre künftige Schwägerin, Herzogin Catherine, geschafft hatte. Der Meghan-Effekt, wie Beobachter das Phänomen in Anlehnung an den sogenannten Kate-Effekt bezeichnen, hat längst eingesetzt. Was die beiden Frauen auch tragen, ist innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Herzogin Catherine hat es vorgemacht: Seit ihrer Hochzeit mit Prinz William profitieren etliche Modeunternehmen – ob Luxusdesigner oder im Volk verbreitete Labels wie Zara und Topshop - von Kates Vorliebe für Outfits, die oft aus teuren Designerstücken und bezahlbaren Teilen bestehen.
Zu den großen Profiteuren gehört die Hutbranche. Dass die Accessoires im Haar seit Jahren en vogue sind, schieben Branchenkenner auf die Familie Windsor. „Die Royals haben so viel für unsere Industrie getan“, sagte die britische Hutdesignerin Rachel Trevor-Morgan einmal. Kates Geschmack für schicke, mitunter extravagante Kopfbedeckungen habe die Branche nur weiter boomen lassen.
Auch Prinz George und Prinzessin Charlotte kurbeln das Geschäft an
Sogar ihre Kinder, der vierjährige Prinz George und die zwei Jahre alte Prinzessin Charlotte, kurbeln schon in jungem Alter und – so darf man annehmen - ohne eigenes Zutun das Geschäft an. George, stets in Kniestrümpfen und kurzen Hosen gekleidet, folgt dem klassischen englischen Oberschichten–Look für Kinder, der manchmal dafür sorgt, dass der royale Sprössling eine Garderobe trägt, die ans Jahr 1900 erinnert. Den Erfolg trübt das nicht: Was auch immer der Bub anhat, es ist innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Mit seiner Schwester gilt er mittlerweile als Geheimwaffe der Diplomatie sowie Werbeschild der Monarchie. Laut Schätzungen soll Charlotte bis zu drei Milliarden Pfund wert sein, hauptsächlich wegen ihres Mode-Einflusses. Stichwort Charlotte-Effekt.
Unter Meghan-Markle-Fans herrscht dagegen nicht nur ein Hype um ihre Kleidung und Accessoires, selbst ihre Nase gilt zurzeit als perfektes Modell für Patientinnen von Schönheitsoperationen, wie Chirurgen Medien berichteten. Beobachtern zufolge könnte die 36 Jahre alte Markle die 35-jährige Kate als Stilikone überholen. Ihre Vorteile? Etliche Händler hoffen, dass die erfolgreiche Seriendarstellerin der Marke Großbritannien glamourösen Starglanz verleihen wird in derzeit eher ungewissen Brexit-Zeiten. Zudem spricht sie nicht nur hauptsächlich den britischen Markt an. Seit Grace Kelly ist es das erste Mal, dass eine US-amerikanische Schauspielerin einen Prinzen heiratet. Mehr Märchen geht kaum.
Harrys Ruhm trifft Markles Berühmtheit
Und vorneweg freut sich die Tourismusbranche auf der Insel, weil das Interesse an der Vermählung in den USA vermutlich noch größer wird als das beim Ja-Wort von Kate und William der Fall war. „Die Kombination von Prinz Harrys globalem Ruhm, Meghan Markles weltweiter Berühmtheit als Schauspielerin, sie dazu Amerikanerin und Großbritannien derzeit preislich erschwinglicher als vor einigen Jahren, ergibt eine starke Mischung“, sagte Bernard Donoghue, Chef des Verbands, in dem sich die führenden Besucherattraktionen des Landes zusammengeschlossen haben. Hotels und Restaurants hoffen ebenfalls auf Zusatzgäste. Der Prunk und Pomp der Royals zieht jedes Jahr Millionen von Touristen aus aller Welt an. Nun wird ein Hochzeits-Aufschwung erwartet. Die Öfen in der Keramikindustrie wurden bereits Minuten nach der Verlobungsverkündung angeworfen. Während die Glückwünsche noch im Kensington-Palast eintrudelten, teilte ein Unternehmen mit, dass es eine Erinnerungstasse produziert. „Harry & Meghan sind verlobt“ steht darauf, plus Datum.
Bis zum Frühjahr werden die Souvenirläden vollgestopft sein mit Meghan-Figuren, Fähnchen und Keksdosen, Geschirrhandtüchern mit dem Konterfei der beiden oder royal verzierten Teekannen. Zu den wenigen, die offenbar nicht vom Meghan-Effekt profitieren wollen, gehört jener Schmuckdesigner, der mit Prinz Harry den Verlobungsring entworfen hat. Er nimmt keine Bestellungen für Replika an. „Wenn Sie einen Ring wollen, dann designen wir Ihnen einen anderen.“ Die Absage hält royale Fans nicht ab: Britische Medien zeigen schon, wo sie mehr oder minder bezahlbare Alternativen erstehen können.
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