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Frankreich
02.09.2014

Der Weg zu den vergessenen Dörfern der Haute-Provence

Die französische Stadt Peyresq  in der Region Haut Verdun. 1232 wurde die ehemalige Grenzstadt zwischen Savoyen und Frankreich, 100 Kilometer entfernt von Nizza erbaut.
3 Bilder
Die französische Stadt Peyresq in der Region Haut Verdun. 1232 wurde die ehemalige Grenzstadt zwischen Savoyen und Frankreich, 100 Kilometer entfernt von Nizza erbaut.
Foto: Cordula Homann

Eine Trekkingtour durch die französische Haute-Provence führt durch Lavendel und Ginsterhecken zu verlassenen Dörfern. Mit den Wanderern kehrt das Leben in die alten Häuser zurück.

Niemand wohnt mehr in Agnielles. Schon seit Jahrzehnten steht der kleine Ort in der Haute-Provence im Südosten Frankreichs leer. Gitterstäbe sichern die glaslosen Fenster, Gras und gelbes Korn wachsen hüfthoch. Nur ein schmaler Weg führt dorthin. Dennoch beginnt in dem verlassen Ort mit einer ehemaligen Schule, ein paar alten Steinhäusern, einem winzigen Friedhof und einem großen Gutshof in der Mitte unsere Trekkingreise. Sie führt zu verschwundenen Dörfern, die nicht vergessen werden sollen.

So verlassen das Dörfchen auch scheint, wir müssen auf nichts verzichten

David Schulte, Reiseleiter und „Möchtegern-Südfranzose“, wie er sich nennt, hatte die Idee für die Wandertour. Jeder kann sie machen, verspricht er. Auch wenn man vielleicht mal an seine Grenzen stößt. David hilft dann drüber. Gegen Muskelkater gibt es Franzbranntwein zum Einreiben, für Regen hat er Schirme dabei, außerdem Proviant, Kompass, Karte. Aber erstmal wird gegessen. Unsere Truppe ist eben am Flughafen Marseille angekommen, mit einem Bus ging es nach Agnielles auf 1600 Meter Höhe. Doch so verlassen das Dörfchen auch erscheint, wir müssen auf nichts verzichten. Denn eine Logistikerin unterstützt die Wandergruppen, in unserem Fall die junge Französin Coralie. Während ein Reiseführer mitgebucht werden kann, gehört ein Logistiker zu den Trekkingtouren dazu, ist für private Veranstaltungen aber nicht nötig.

Aus einem Restaurant der Region hat Coralie das Abendessen mitgebracht: Cajet, eine Vorspeise mit Leber und Mangold, dann Ente und Kartoffelgratin, eine große Käseauswahl und einen feinen Nachtisch. Wir speisen im ehemaligen Schafstall des Gutshofs. Danach werden wir in Zweibettzimmern mit teils eigenen Bädern übernachten. Einzig zwei Steckdosen im ganzen Haus erinnern daran, dass wir in einer verlassenen Gegend schlafen. Bis zu 238 Menschen lebten einst in Agnielles, 80 Schüler gingen zur Schule. Doch 1914 wurde die Schule aufgelöst, vier Jahre später das Dorf komplett aufgegeben. Widerstandskämpfer und Flüchtlinge belebten den Ort während und nach dem zweiten Weltkrieg nur noch kurz.

In den 60er Jahren wurde Agnielles komplett aufgegeben. Es ist nicht das einzige Dorf, das zurückgelassen wurde. Nach dem Raubbau an der Natur verschwanden erst die Wälder, dann die Menschen, erzählt David. Mit den Wäldern ging der Humus, Erdrutsche und Schlammlawinen waren die Folge. Die Natur wurde gefährlich. Und der Staat zahlte den Menschen Entschädigungen, Geld, mit dem sie sich an der Küste oder in Übersee eine neue Existenz aufbauen konnten.

Der Weg führt durch eine Wiese voller Berglavendel

Am nächsten Tag wandern wir nach La Cluse. David voran. Der Deutsche ist vor acht Jahren nach Frankreich ausgewandert. Aber mit einem Tuch um den Hals, einem Ast als Wanderstock und einer hellen Wanderbaskenmütze auf dem Kopf sieht er schon wie ein echter Franzose aus. Coralie wird in der Zwischenzeit unsere großen Reisetaschen zur nächsten Übernachtungsstation fahren. Die markierte Tour führt vorbei an wildem Lavendel und knallig gelbem Ginster immer höher durch den Kiefernwald. Seit rund 100 Jahren wird der Wald wieder aufgeforstet. Wir helfen uns gegenseitig über Bäche hinweg, die Schmelzwasser der Gipfel ins Tal bringen. Der schmale Trampelpfad führt weiter über eine große Blumenwiese. In den Sommermonaten grasen dort Kühe, oder noch höher, Schafe.

Auf der Höhe von 2050 Metern wird der Blick auf schneebedeckte Gipfel frei. Wir haben den Pass Col du Lauteret erreicht. Es weht ein eisiger Wind, trotzdem machen wir eine kurze Pause – schließlich haben wir zum ersten Mal Handyempfang. Eingemummelt in dicke Pullis und Regenjacken gibt es ein paar Kekse, einen Schluck Wasser, schnell werden ein paar SMS nachhause geschickt und schon wandern wir langsam wieder bergab. Der Letzte der Truppe gibt das Tempo vor. David legt viel Wert auf Trinkpausen. Die Damen weniger. Schließlich sind wir im Nichts, weit weg von jeder sanitären Einrichtung. Stundenlang.

In den Ferien kehren die Großeltern in die verlassenen Dörfer zurück

Denn wir erreichen zwar das Dorf La Cluse. Das sieht auch bewohnt aus, hat eine geteerte Straße und ein Rathaus. Aber gerade ist überhaupt niemand da. Es gibt kein Restaurant, die Fensterläden sind geschlossen, das Rathaus hat zu. Kein Mensch ist unterwegs. Die 39 Einwohner sind in die Städte gezogen. Manche schicken ihre Großeltern zusammen mit den Enkeln für die großen Sommerferien zurück nach La Cluse, erzählt David. Kaum einer bekommt für die schulfreien zwei Monate Urlaub. Oma und Opa bauen dann wieder Obst an wie früher. Auf Miete lebt hier niemand. „Viele Familien haben zwei, drei Häuser. Ein Geerbtes in den Bergen und einen Neubau“, sagt David. Und das in den Bergen werden sie nicht los. Und nur solange jemand dort seine Zeit verbringt, kann man die Häuser unterhalten. Das wird immer schwieriger.

Die nächste Station erreichen wir dann mit dem Bus. Es ist der Ort Rabioux. Genau genommen steht dort nur noch ein großes Haus. Drumherum: Kiefern und Lärchen. Von den anderen Gebäuden sind nur noch Steinhaufen und Mauerreste übrig. In Rabioux nahm die Idee für die Trekkingtouren zu den verschwundenen Dörfern ihren Anfang.

Ein Ort des Wissens mitten in den Bergen

Die Idee, Hütten im Wald und Häuser verlassener Dörfer für Wanderer wieder herzurichten, stammt von Jean-Luc Rouquet, Chef des Ökotourismus der nationalen Forstbehörde. Er betreut das Programm, über das man die Häuser mieten kann, etwa für einen Sommer- oder Winterurlaub, oder zum Jagen oder Feiern. In Rabioux kam er 1996 auf den Gedanken, ein Haus wiederherzurichten, um Schüler über Umweltschutz in der sensiblen Natur mit ihren jungen Wäldern zu informieren. Aber warum nicht eigentlich auch Touristen gewinnen? Inzwischen gibt es überall Unterkünfte, von der Holzhütte über das Steinhaus bis zu edlen Landhäusern ist alles dabei.

„Retrouvance“ (Wiederfindung/Wiederentdeckung) heißt das Projekt für nachhaltigen Tourismus. Dabei geht es nicht nur um den Umweltschutz, Jean-Luc will auch die Kultur, die Dörfer und ihre Geschichte bewahren und Arbeitsplätze schaffen. Damit nicht noch mehr Menschen gehen. Jobs wie Logistiker, Busfahrer für Transfers oder Reiseleiter gehörten dazu.

Inzwischen gibt es sogar ein Dorf, das wiederbelebt wurde: Peyresq, Station einer weiteren Trekkingtour, die David anbietet. Vor 100 Jahren war von der ehemaligen Grenzstadt zwischen Savoyen und Frankreich nicht mehr viel übrig. Doch 1954 landete der Architekturstudent Pierre Lamby, der per Anhalter unterwegs war, in Peyresq, baute die verfallenen Häuser originalgetreu wieder auf und schuf ein humanistisches Dorf. Inzwischen gehört der Ort der Universität Brüssel, die ihre Studenten 100 Kilometer entfernt von Nizza in die südfranzösischen Berge schickt. Auf einer Höhe von 1528 Metern vertiefen sie ihr Wissen über Natur, Völkerkunde, Physik, Mathematik, Astronomie, Musik… Nichts, was man dort nicht lernen kann. Zudem können Familien, Senioren oder Behinderte mit kleinem Budget mit Unterstützung von Staat oder Vereinen Urlaub machen. Inzwischen hat Peyresq sogar wieder einen Bürgermeister. Aber es gibt keine befestigten Straßen, keinen Autoverkehr. Und auch kein Hotel: Feriengäste bewohnen, was eben frei ist. Eine Wirtin verwaltet die Wohnungen.

Vier mal am Tag kommt die Pinienbahn

Auch in Peyresq machen die Trekkingtouren Station. Alle Türen stehen auf, Wandergruppen kommen den Berg herunter und machen Rast. Wir laufen ihnen entgegen, vorbei am Berglavendel und wilden Lärchenformen den schmalen Grat hinauf auf ein Plateau oberhalb der Baumgrenze. Der Blick reicht 360 Grad herum über die grünen Hügel, zu den Schäferhütten in der Ferne, zu verlassenen Steinhäusern bis hin zu etwas größeren Orten.

Ein kleiner Schulbus holt uns ab. Der Fahrer düst entlang einer Schlucht unzählige scharfe Kurven hinunter bis nach Thorame. Dort hält vier Mal am Tag die Pinienbahn. Die Schmalspurbahn verbindet seit 1911 Digne-Les-Bains mit Nizza, also die Berge und die Küste. Auf der 151 Kilometer langen eingleisigen Strecke überwindet sie 1000 Höhenmeter.

Früher war die Bahn so langsam, dass Arbeiter nebenherliefen, Pinienzapfen sammelten und direkt in den Heizkessel warfen. Inzwischen wird die Bahn elektrisch betrieben und flitzt durch Tunnel und an Abgründen entlang fast ohne Stopps Richtung Meer. Sie wird heute vor allem von Schülern und Pendlern genutzt. 1911 war sie aus militärstrategischen Gründen und zum Handel mit Erträgen aus dem Hochland gebaut worden. Bereits drei Jahre später hatten Kriegsgegner ihre Gleise an vielen Stellen zerstört. 1935 war sie wieder aufgebaut worden. Für die Bergbewohner kam sie vor 100 Jahren schon zu spät. Viele hatten schon vorher ihre Dörfer verlassen.

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