Deutschlands Störche haben ein Nachwuchsproblem
In vielen Storchennestern tummelt sich deutlich weniger Nachwuchs als 2014. Viele Störche haben gar nicht erst mit der Brut begonnen. Storchexperten kennen die Gründe.
Bei Deutschlands Störchen herrscht in diesem Jahr Nachwuchsmangel. "Gerade in Ostdeutschland ist der Bruterfolg relativ schlecht", sagte Storchexperte Kai-Michael Thomsen vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) der Deutschen Presse-Agentur. Ein Grund sei die späte Heimkehr vieler ostdeutscher Störche aus ihrem Winterquartier wegen des schlechten Wetters unterwegs. "Viele sind erst im Mai zurückgekommen und haben dann gar nicht erst mit der Brut angefangen", sagte Thomsen.
Neben der späten Heimkehr habe auch die Trockenheit eine Rolle gespielt und das Nahrungsangebot verkleinert. In den westlichen Bundesländern seien die Störche zwar rechtzeitig eingetroffen, aber auch dort sei die Anzahl der Jungen wegen der Trockenheit niedriger als in anderen Jahren.
Storchexperte: Auch 2005 und 2009 gab es wenig Jungstörche
"Beim Bruterfolg werden wir ein unterdurchschnittliches Jahr haben", sagte Thomsen, der im Michael-Otto-Institut in Bergenhusen (Schleswig-Holstein) arbeitet. Genaue Zahlen müssten erst noch zusammengetragen werden. Anfang 2016 ließen sich dann konkretere Aussagen treffen, so Thomsen. Jahre mit wenig Nachwuchs seien nicht ungewöhnlich. Auch 2005 und 2009 seien wegen der späten Heimkehr relativ wenig Jungstörche zu Welt gekommen. "Das wird im Allgemeinen durch gute Jahre wieder ausgeglichen", erläuterte der Storchexperte.
Deutschlandweit gab es demnach 2014 etwa 6150 Storchenpaare, davon die meisten in Brandenburg (rund 1400). Um den Bestand stabil halten zu können, seien zwei Jungstörche pro Brutpaar nötig. "In den meisten Teilen Deutschlands erreichen sie das in diesem Jahr nicht", sagte der Biologe Thomsen. Möglich seien diese Zahlen höchstens in für Störche günstigen Gebieten in Ostdeutschland wie etwa der Elbtalaue und im Spreewald.
Ostdeutsche Störche sind deutlich mehr Gefahren ausgesetzt
Störche ziehen auf zwei Routen von Deutschland Richtung Süden. Vögel aus westlichen Regionen bleiben zum Überwintern oft in Spanien und Portugal. Störche aus den östlichen Gebieten fliegen nach Afrika. Auf ihrem erheblich längeren Weg sind ostdeutsche Störche deutlich mehr Gefahren ausgesetzt. Wegen der besseren Überwinterungsbedingungen steigt der Bestand der Störche in Westdeutschland seit Jahren, im Osten ist er laut Thomsen rückläufig. "Die meisten Sorgen bereitet uns Mecklenburg-Vorpommern", so der Experte. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft werde dort der Lebensraum immer kleiner. dpa
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