Die Deutschen fürchten sich in diesem Sommer kaum
Die Gesellschaft für Konsumforschung erstellt einen Angstindex für die Bundesbürger. Dieser sagt aus, dass sich die Deutschen in diesem Sommer kaum fürchten.
Die politischen Krisen in Osteuropa, im Nahen Osten und im Irak lassen die Deutschen offenbar kalt. Zu ihren größten Sorgen gehören nach einer neuen Umfrage die vor einer Inflation, vor Naturkatastrophen, Krankheit und Pflegebedürftigkeit. Die Angst vor einer Eskalation des Konfliktes in der Ukraine landet auf der Liste der Probleme, die sie gegenwärtig am meisten bedrücken, lediglich auf Rang zehn.
Insgesamt sind die Deutschen im Spätsommer 2014 so entspannt wie lange nicht mehr, wobei die Menschen in Ostdeutschland unterm Strich allerdings etwas ängstlicher sind als die Westdeutschen.
Größte Angst: Anstieg der Lebenshaltungskosten
Vor allem die gute wirtschaftliche Lage trägt danach zur allgemeinen Zufriedenheit bei. Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der Versicherungsgruppe R+V herausfand, fürchtet nur noch jeder dritte Beschäftigte in der Bundesrepublik einen Anstieg der Arbeitslosigkeit – das ist der niedrigste Wert seit Beginn der jährlichen Befragungen im Jahr 1992. Auch die Angst, im Alter einsam zu sein, war noch nie so gering wie heute – damit rechnen nur noch 28 Prozent der Befragten. Der sogenannte Angstindex, in dem die GfK und der Heidelberger Politikprofessor Manfred G. Schmidt die Ergebnisse der Umfrage zusammengefasst haben, ist auch deshalb mit 39 Prozent auf dem niedrigsten Wert seit fast 20 Jahren gefallen. Zum Vergleich: Nach der Finanzkrise lag das jährliche „Angstbarometer“ noch bei mehr als 50 Prozent.
Am stärksten gesunken ist dabei mit einem Rückgang von neun Prozentpunkten die Angst vor einer Verschlechterung der Wirtschaftslage. Obwohl die Inflationsrate zuletzt auf Werte von weniger als einem Prozent gefallen ist, haben die Deutschen vor allem eine Sorge: dass ihre Lebenshaltungskosten weiter steigen. Bereits zum 15. Mal landete diese Angst auf Platz eins, was Experte Schmidt nicht zuletzt mit politischen Entscheidungen wie der über die Rente mit 63 oder die Energiewende erklärt: „Der weit ausgebaute Sozialstaat und der anspruchsvolle Umweltschutz in Deutschland fordern ihren Tribut und verknappen das verfügbare Einkommen vor allem durch hohe Sozialabgaben sowie durch steigende Gebühren für Strom, Gas, Wasser und Abfallbeseitigung.“
Frauen machen sich mehr Sorgen um das Alter
Auch die Sorge, dass der deutsche Steuerzahler am Ende die Zeche für die Krisen in Griechenland und anderen in die Bredouille geratenen Euro-Ländern zahlt, ist nach wie vor groß. Dass der Euro insgesamt in Gefahr ist, glauben dagegen nur noch 45 Prozent der Deutschen, im Vorjahr waren es noch 53 Prozent. Dafür ist die Angst, Opfer einer Straftat zu werden, im Vergleich zum vergangenen Jahr leicht von 24 auf 26 Prozent gestiegen.
Mehr als die Hälfte aller Deutschen treibt mittlerweile die Furcht um, im Alter ein Pflegefall zu werden. Dabei machen sich die Frauen deutlich größere Sorgen als die Männer, was für Rita Jakli von der Versicherungsgruppe R+V alles andere als überraschend kommt: „Frauen haben aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung ein viel größeres Pflegerisiko, außerdem tragen sie bei der häuslichen Pflege in der Regel die Hauptlast und wissen deshalb, wie nervenaufreibend und kostspielig die Situation ist.“ Auch vor schweren Erkrankungen haben die Frauen mit 54 Prozent deutlich mehr Angst als die Männer mit 40 Prozent. Die mit Abstand geringsten Sorgen machen sich die Deutschen um ein Zerbrechen ihrer Partnerschaft – diese Angst liegt im Ängste-Ranking seit Jahren auf dem letzten Platz. (AZ)
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