Diskussion unter Brauern - Soll die Kalorienzahl auf die Bierflasche?
Vier europäische Brauereien wollen in Zukunft zusätzliche Angaben auf dem Etikett machen. In Deutschland hält man das nicht überall für angebracht.
Drei Bier, so sagt der Volksmund, seien auch ein Schnitzel. Denn kalorienmäßig schlagen sie angeblich genauso hoch zu Buche. Ist das richtig? Wie viele Kalorien hat denn ein Bier? Wer auf dem Etikett nachschaut, wird enttäuscht: Diese Angabe findet sich dort nicht. Brauereien sind nämlich nicht dazu verpflichtet, die Menge der Kalorien auf dem Etikett anzugeben.
Vier Großbrauereien wollen die Angabe freiwillig drucken
Bald aber wird der Biertrinker diese Angabe trotzdem entdecken können. Zumindest auf manchen Bierflaschen. Vier der größten weltweiten Brauereien einigten sich laut der Vereinigung Brauer in Europa darauf, diese Information auf der Flasche freiwillig anzugeben. Bei den Brauereien handelt es sich um Carlsberg, Heineken, Anheuser-Busch Inbev und SAB Miller. "Wir möchten, dass die Konsumenten in Europa die Bierzutaten kennen und erfahren, wie sie in einen ausgewogenen Lebensstil passen", erklärt der Chef der Vereinigung, Pierre-Olivier Bergeron.
Ob die deutschen Brauereien da nachziehen? Wohl eher nicht. "Ich sehe für derartige Angaben keine Notwendigkeit", sagt Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer des Brauerbundes in Bayern. Wer in den hiesigen Brauereien nachfragt, bekommt eine ähnliche Antwort.
"Aktuell haben wir nicht geplant, die Kalorien anzugeben", sagt Stefan Hempl, Pressesprecher vom Hofbräu München. Auf dem Etikett befinde sich jetzt schon ein großer Anteil an Informationen – darunter die Zutatenliste. "Wenn wir noch mehr darauf angeben müssen, müssen wir eine neue Etikettenform anlegen." Darüber hinaus bekomme Hempl nur höchstens zwei Mal pro Jahr eine Anfrage von einem Kunden, der sich für Kalorien oder Vergleichbares interessiert.
Bei Löwenbräu, Spaten und Franziskaner könnte die Kalorienkennzeichnung trotzdem auf die Flasche gelangen. Die Brauereien gehören nämlich zum Anheuser-Busch Inbev Konzern.
"Das Bier hat vor Transparenz keine Angst"
Bei der Augsburger Brauerei Riegele kann man die Kennzeichnungspläne dagegen nicht nachvollziehen. Auch dort gibt es keine Überlegungen, die Kalorienzahl aufs Etikett zu bringen. "Aber wenn, dann sollte die Angabe auf alle Getränke drauf, damit der Konsument vergleichen kann", so Brauerei-Inhaber Sebastian Priller-Riegele. Schließlich habe Bier nur etwa halb so viele Kalorien wie Wein, Prosecco und die meisten Säfte. "Das Bier hat vor Transparenz keine Angst."
Bisher ist rechtlich bereits vorgeschrieben, dass bei Getränken mit einem alkoholischen Gehalt über 1,2 Prozent Folgendes angegeben wird: Alkoholgehalt, Getränkebezeichnung, Biersorte, Füllmenge, Haltbarkeitsdatum, Hersteller und Zutatenverzeichnis. Die Nährwertangabe wird rechtlich nur dann zur Pflicht, wenn nährwertbezogene Angaben wie "kalorienarm", "leicht" oder "isotonisch" auf der Verpackung stehen. Ansonsten muss sie bei alkoholischen Getränken nicht gemacht werden. Derzeit prüft Brüssel, ob an der Ausnahmeregelung festgehalten wird.
Drei Bier entsprechen 300 Gramm Schnitzel
Die Brauer der europäischen Vereinigung versprechen sich von den Kalorienangaben auch eine Aufhebung des Mythos, dass Bier dick mache. Das zumindest trifft auch in Deutschland auf Zustimmung. "Ein moderater Genuss von Bier ist nicht ungesund", betont Ebbertz vom Bayerischen Brauerbund. "Im Gegenteil: Es gibt zahlreiche Studien, die sagen, dass sich solch ein Biergenuss auf das Herz- und Kreislaufsystem positiv auswirkt."
Und wer sich noch immer fragt, wie Kalorienzahlen von Schnitzel und Bier im Verhältnis stehen – das hängt natürlich von der jeweiligen Größe und Sorte ab. Aber so viel: Eine Halbe bringt in etwa 215 Kalorien mit sich – so viel wie 100 Gramm Wiener Schnitzel. mit afp
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