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Kriminalität
28.09.2015

"El Chapo" - der Drogenboss, der durch den Tunnel entkam

Durch diesen Tunnel entkam der Drogenboss Joaquín Guzmán, genannt „El Chapo“, im Juli aus einem Hochsicherheitsgefängnis im Zentrum von Mexiko-Stadt.
Foto: Mario Guzman, Alex Cruz, dpa

Man nennt ihn "El Chapo"- der Kleine. Dabei ist kein Drogenhändler weltweit mächtiger als Joaquín Guzmán. Im Juli brach er spektakulär aus dem Gefängnis aus. Nun wird er gejagt.

Der mächtigste Drogenhändler der Welt steht angezogen in der Dusche. Er bückt sich, scheint sich am Boden mit irgendetwas zu beschäftigen. Dann kehrt er zu seinem Bett zurück, setzt sich kurz hin, um seine Schuhe fester zu schnüren, geht wieder zur Dusche – und verschwindet. Einfach so.

Das sind die letzten Bilder, die die Videokamera von ihm aufzeichnet. Es ist der 11. Juli, abends kurz vor neun, und Joaquín Guzmán, genannt „El Chapo“ – ein mexikanischer Ausdruck für „der Kleine“ –, gelingt die unglaublich spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis. Trotz höchster Sicherheitsstufe, trotz Überwachungskamera. Nun gehört der Mexikaner zu den meistgesuchten Verbrechern der Welt.

Karl-Dieter Hoffmann hat gerade einen 18-seitigen Aufsatz über den Gefängnisausbruch und die Hintergründe geschrieben und kommt darin zu dem Schluss: Dieses Ereignis als „Flucht des Jahrhunderts“ zu bezeichnen, wie das Medien getan haben, ist „alles andere als gewagt“. Einfach weil die Umstände so außergewöhnlich sind. Der Politikwissenschaftler von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt ist Experte für Lateinamerika und beschäftigt sich seit Jahren mit dem Drogenkrieg in Mexiko und dessen Hauptfigur: Joaquín Guzmán.

Wer sich mit Hoffmann unterhält, taucht ein in eine Welt, in der sich Faszination mit bestialischer Gewalt paart, Hass mit Heldenverehrung und moderne Kriminalitätsbekämpfung mit staatlicher Korruption. Kein Wunder, dass der Experte am Ende des Gesprächs zu dem Urteil kommt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Chancen, ihn zu fassen, besonders groß sind.“

Neue Geschichten über "El Chapo"

Dabei gibt es seit jenem 11. Juli beinahe jede Woche neue Geschichten über El Chapo. Erst vergangenen Donnerstag informiert die Generalstaatsanwältin Arely Gómez den Senat, dass die mexikanische Polizei den Piloten gefasst habe, der Guzmán nach dessen Flucht geflogen haben soll. Auch 23 ehemalige Gefängnisbedienstete, darunter der ehemalige Direktor, sowie zehn weitere Verdächtige befinden sich demnach in Gewahrsam. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf die Verbindung zwischen Helfern innerhalb und außerhalb der Haftanstalt, ergänzt die Generalstaatsanwältin.

Von dem Flüchtigen selbst erzählt man sich in Lateinamerika jeden Tag etwas anderes. Er sei in Costa Rica gesehen worden, in Guatemala, im goldenen Drogendreieck im Norden Mexikos. Aber der Mann ist ein Phantom. Immer wieder entgleitet er den Fängen seiner Häscher. Er legt falsche Spuren und besticht Fahnder, Richter und Gefängnisdirektoren.

Politikwissenschaftler Hoffmann sagt, Korruption ist die Geisel des mexikanischen Staates, dem „viele Menschen im Land keinen Glauben mehr schenken“. Ideale Rahmenbedingungen für Guzmán, um mit dem Sinaloa-Kartell ein weltumspannendes Drogen-Netzwerk aufzubauen. Die Vereinigten Staaten gehören zu den wichtigsten Absatzmärkten für Rauschgift. Deshalb hat die US-Justiz so großes Interesse an einer Auslieferung Guzmáns. Es klingt zynisch, aber: Der Mexikaner ist derart erfolgreich, dass er es mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar sogar auf die Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt geschafft hat.

"El Chapo" 1993 das erste Mal festgenommen

1993 wird er erstmals festgenommen. Acht Jahre später bricht er aus dem Knast aus. Erst 2014 gelingt es, ihn in der Hafenstadt Mazatlán wieder zu schnappen – nach einer wochenlangen Hetzjagd, in der er immer wieder durch Tunnels und mithilfe geschickter Ablenkungsmanöver entkommen konnte.

Nur 17 Monate verbringt er in Haft. Dann gelingt ihm die neuerliche filmreife Flucht auf eine Art, die der Eichstätter Wissenschaftler „ein veritables technisches Meisterwerk“ nennt. In seinem Aufsatz beschreibt Hoffmann die Details. Das Drama beginnt drei Monate nach der Inhaftierung im angeblich sichersten Gefängnis des Landes. Ein Strohmann seines Kartells erwirbt in Sichtweite der Haftanstalt ein fünf Hektar großes Grundstück. Er zahlt in bar. In Windeseile und ohne Baugenehmigung wird ein Haus hochgezogen. Es gilt als Tarnung. Denn unter dem Haus beginnen Helfer mit dem Graben eines Tunnels: in zehn bis 15 Metern Tiefe, 1,5 Kilometer lang, 75 Zentimeter breit, 1,70 Meter hoch. El Chapo kann den Stollen aufrechten Ganges durchqueren.

Um das Erdreich schnell wegschaffen zu können, wird ein auf Schienen laufendes Lastengefährt eingesetzt, das wiederum von einem umgebauten Motorrad geschoben wird. Der Tunnel führt auf direktem Weg zu Guzmáns Zelle, genauer in dessen Duschecke. Dort verschwindet der Verbrecher an besagtem Julitag. Niemand will den Tunnelbau bemerkt haben. Hoffmann zitiert Berichte, wonach sich angeblich sogar mehrere Häftlinge aus Guzmáns Trakt in den Tagen vor der Flucht über Baulärm beschweren, das Gefängnispersonal aber nicht reagiert.

Bezeichnend ist, dass sich auch niemand zu wundern scheint, dass der Mann irgendwann aus dem Blickfeld der Kamera verschwindet, aber nicht mehr auftaucht. Wer wusste also davon, wer hat sich womöglich bestechen lassen? Auch beim Tunnelbau, sagt Hoffmann, war Verrat im Spiel: „Es ist vollkommen undenkbar, dass die Initiatoren eine solche Präzisionsarbeit ohne die Kenntnis der detaillierten Baupläne der Haftanstalt hätten leisten können.“

FBI, DEA und kolumbianische Mafiajäger fahnden nach Drogenboss

Drei Monate sind nun vergangen. Die Jagd auf El Chapo läuft. Es fahnden das FBI, die US-Antidrogenbehörde DEA, Interpol, dazu kolumbianische Mafiajäger, die schon dem Chef des Medellin-Kartells, Pablo Escobar, den Garaus machten. Sie haben modernste Technologien: Drohnen, Hochleistungsrechner, Kameras und Mikrofone. Wie heute moderne Überwachungstechnologie funktioniert, kann man in der Sicherheits-Kommandozentrale im südmexikanischen Puebla sehen. Hinter einer unscheinbaren Betonfassade wacht der große Bruder über das Geschehen in der viertgrößten Stadt Mexikos. Auf dutzenden Bildschirmen laufen Informationen zusammen. 50 Polizisten, Militärs und Geheimdienstler kontrollieren rund um die Uhr 300 Kameras an den wichtigsten Kreuzungen der Stadt, haben Streifenwagen im Blick und zentralisieren Notrufe. Es werden Funknetze überwacht und es sind Drogen- und Sprengstoffspürhunde eingesetzt.

„Wir haben Anrufe bekommen, dass El Chapo in Puebla sei“, erzählt Polizeidirektor Daniel Aguilar. 7,5 Millionen Dollar Belohnung sind verlockend genug, dass ein Vertrauensmann des Drogenbosses schwach werden könnte. Politik und Behörden betonen, alles für die Festnahme in die Waagschale zu werfen. Nur: Wie ernst sind die Bemühungen wirklich, und an welcher Stelle kommt Korruption ins Spiel?

Hoffmann berichtet über Gerüchte, wonach die Flucht von höchster Stelle wenn schon nicht initiiert, dann zumindest geduldet worden ist, „weil der Drogenboss vor Gericht Informationen über sein Unterstützernetzwerk hätte preisgeben können, was zahlreiche Politiker und staatliche Amtsträger in arge Bedrängnis gebracht hätte“. Würde bedeuten, dass von einem El Chapo „auf freiem Fuß eine geringere (politische) Gefahr“ ausginge als von einem inhaftierten. Beweise für diese These gibt es aber nicht.

Mit technischen Fahndungsinstrumenten allein ist dem Drogenboss kaum beizukommen. Der heute 57-Jährige (andere sagen 60-Jährige) gilt als extrem misstrauisch, gerissen und skrupellos. Handys nutzt er nicht. Sein Kommunikationssystem funktioniert über Vertrauensleute, die in Internet-Cafés sitzen und geschickt ihre Spuren verwischen. In vielen Städten kann er unterschlüpfen, aber nie schläft er zwei Nächte am selben Ort. Bis zu sechs „Sicherheitsringe“ im Umkreis von mehreren Kilometern umgeben ihn und warnen ihn bei jeder verdächtigen Mobilisierung.

Heimvorteil für "El Chapo"

In den Bergen des Dreiecks zwischen den Bundesstaaten Sinaloa, Durango und Chihuahua hat er Heimvorteil. In der bitterarmen Gegend hat er Feste ausgerichtet, Plätze verschönert, Fußballfelder spendiert. Teilweise wird er verehrt wie ein Held. „Die Leute sehen ihn dort als eine Art Robin Hood“, sagt Hoffmann. Kurz nach seiner Flucht werden in Sinaloas Hauptstadt Culiacán T-Shirts und Kappen mit seinem Konterfei verkauft, im Internet tauchen ihm zu Ehren Lieder auf. Darin heißt es: „Der Regierung entwischen, daran ist er bereits gewöhnt“, oder „Jetzt ist er frei wie der Wind, niemand weiß, wo er ist.“

Guzmán verfügt über ein immenses Netz an Killern, Informanten, gekauften Polizisten, Politikern und Richtern. Wer in seinem Heimatdorf La Tuna nach ihm fragt, wird von Männern rüde zum Gehen aufgefordert. Es wäre naheliegend, dass er sich hier versteckt. Aber Guzmán tut nie das Naheliegende.

Schwachstellen hat er dennoch. In den vergangenen Jahren sind mehrere Vertraute festgenommen worden und haben – wohl nicht ganz freiwillig – Geheimnisse preisgegeben. Guzmán liebt Luxus, Feste und schöne Frauen, hat Diabetes, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen, weshalb er spezielle Medikamente benötigt. Alte Medikamenten-Packungen im Müll sind in Peru einst dem Terroristenchef des Leuchtenden Pfades, Abimael Guzmán, zum Verhängnis geworden.

Und dann sind da Joaquín Guzmáns Kinder, die er abgöttisch liebt. Seine beiden ältesten Söhne protzen gerne und sind im Jetset von Sinaloa bekannt. Besonders aber hängt er an den jüngsten, den dreijährigen Zwillingstöchtern mit seiner dritten Frau, der Ex-Schönheitskönigin Emma Coronel. 2014 wurde er mit ihr und den Kindern zusammen geschnappt; er ergab sich, um sie nicht zu gefährden. Coronel ist seit seiner Flucht ebenfalls untergetaucht.

Sollte El Chapo den Fahndern wieder ins Netz gehen, ist er nach Auffassung des ehemaligen Leibwächters von Pablo Escobar, Jhon Jairo Velásquez, "ein toter Man". Weil: "Er weiß, dass sie ihn diesmal an die USA ausliefern. Die Konditionen dort wird er nicht ertragen. Deshalb wird er sich eher umbringen als festnehmen lassen."

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