Erst "Dr. Google", dann in die Notaufnahme
Nur sechs von zehn Patienten, die in den vergangenen Jahren die Notaufnahmen von Kliniken aufsuchten, waren tatsächlich Notfälle. Eine Gruppe Menschen kam besonders häufig.
Für die Notaufnahmen an deutschen Kliniken ist es ein echtes Problem: Nur sechs von zehn Patienten, die in den vergangenen zehn Jahren die Notaufnahmen von Kliniken aufsuchten, sind als echte Notfälle eingestuft worden. Bei vier von zehn Menschen gaben die Ärzte dagegen Entwarnung, sie hätten auch in eine Bereitschaftspraxis gehen können, wie eine am Donnerstag in Hamburg veröffentlichte Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt.
"Ob ein Notfall vorliegt oder nicht, können viele Menschen nur schwer einschätzen", erklärte TK-Vorstandschef Jens Baas. Bei unklaren Beschwerden könne es freilich sehr sinnvoll sein, einen Arzt aufzusuchen. Es müsse aber nicht immer direkt die Notaufnahme sein. Nötig ist Baas zufolge "ein Notfallsystem, das die Patienten verstehen und Notärzte nicht überlastet".
In den vergangenen drei Jahren war der Umfrage zufolge mehr als jeder Dritte (37 Prozent) mindestens einmal in der Notaufnahme eines Krankenhauses. Eine ambulante Notfallpraxis suchte demnach nur ein Fünftel (22 Prozent) auf, 13 Prozent wählten den Notruf 112, und elf Prozent wandten sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst. Forsa befragte im Januar rund tausend Menschen.
Erst "Dr. Google", dann in die Notaufnahme
Besonders hoch ist der Anteil der Notaufnahmebesucher unter denjenigen, die sich im Internet viel über Gesundheitsthemen informieren. 59 Prozent von ihnen suchten innerhalb der vergangenen zehn Jahre auf eigene Initiative - ohne Rettungswageneinsatz oder ärztliche Überweisung - eine Notaufnahme auf. Unter jenen, die "Dr. Google" weniger Relevanz beimessen, waren es nur 45 Prozent.
Über die Reform der Notfallversorgung in Deutschland wird seit längerem diskutiert. Die Kliniken klagen über häufig überfüllte Notaufnahmen. Ärzte und Kassen kritisieren zudem, dass sich immer mehr Patienten auch mit Bagatellerkrankungen dort melden, anstatt zum Haus- oder Facharzt zu gehen. Jährlich werden bis zu 25 Millionen Menschen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser behandelt. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung könnte allerdings gut ein Drittel der Patienten von Bereitschaftsärzten behandelt werden. (afp)
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