Handy-Spiel im KZ Dachau empört Holocaust-Überlebende
Das Smartphone-Spiel "Ingress" benutzt KZ-Gedenkstätten als Spielfelder - unter anderem das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Das sorgt bei Holocaust-Überlebenden für Empörung.
Historisch bedeutsame Orte als Schauplatz für eine virtuelle Eroberungsschlacht - das ist das Prinzip des Smartphone-Spiels Ingress. Millionen Nutzer haben sich die App bereits auf ihr Smartphone geladen. Bei Ingress handelt es sich um ein sogenanntes "Augmented-Reality-Game". Die Spieler müssen sich dabei im Stile einer Schnitzeljagd an bestimmte Orte in der realen Welt begeben, um dort auf ihrem Handy angezeigte "Portale" zu erobern und zu zerstören. Die Standorte dieser Portale werden von den Spieler vorgeschlagen und dann vom Entwickler Niantic Labs freigeschaltet.
KZ Dachau als Spielfeld: "Wir fordern ein Verbot dieser Schändung"
Nach Recherchen der "Zeit" wurden solche Portale auch auf dem Gelände ehemaliger Konzentrationslager errichtet - unter anderem in der KZ-Gedenkstätte Dachau. Darüber empörten sich Holocaust-Überlebende und Nachkommen von Opfern des Nazi-Regimes. Jean-Michel Thomas, Präsident des Verbandes der Überlebenden des KZ Dachau, sagte gegenüber der "Zeit": "Wir protestieren vehement dagegen, dass für das Computerspiel Ingress Teile des Konzentrationslagers Dachau als Schauplatz ausgewählt wurden." Der Verband fordere ein Verbot dieser Schändung.
Der "Zeit" zufolge wurden nach den Beschwerden die Portale vom Gelände des Häftlingslagers gelöscht, auf dem Häftlingsfriedhof dagegen nicht. Gabriele Hammermann, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, erklärte am Donnerstag, der Friedhof sei für die Hinterbliebenen ein wichtiger Ort der Trauer. "Dass er von Google für ein Unterhaltungsspiel benutzt wird, ist eine Demütigung der Opfer und der Angehörigen." Google müsse selbst dafür sorgen, dass keine Gedenkstätten des Holocaust zu Spielzwecken missbraucht werden.
"Ingress"-Entwickler entschuldigt sich und verspricht Löschung
John Hanke, Gründer der Google-Tochter Niantic Labs, hat sich mittlerweile öffentlich entschuldigt und die Löschung der Spielorte angekündigt. "Nachdem wir darüber in Kenntnis gesetzt wurden, dass einige historische Marker auf Geländen von ehemaligen deutschen Konzentrationslagern hinzugefügt wurden, haben wir erkannt, dass dies unseren Richtlinien widerspricht", erklärte Hanke am Donnerstag. "Wir haben daher damit begonnen, derlei Plätze für Deutschland und andernorts in Europa herauszunehmen." hubc/dpa
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