Kadettin stürzte von Gorch Fock - Eltern klagen gegen BRD
Vor sechs Jahren ging die 18-jährige Jenny Böken auf der Gorch Fock über Bord. Die Eltern haben Deutschland verklagt. Die Verhandlung hat heute begonnen.
Die Eltern der toten Gorch Fock-Kadettin Jenny Böken haben die Bundesrepublik Deutschland verklagt. Vor sechs Jahren verunglückte die 18-jährige Soldatin auf dem Segelschulschiff der Marine. Am heutigen Mittwoch hat die Verhandlung über die Entschädigungsklage der Eltern vor dem Verwaltungsgericht Aachen begonnen. 40.000 Euro Entschädigung wollen Marlis und Uwe Böken von Deutschland. Nach dem Soldatenversorgungsgesetz steht den Eltern eines Soldaten eine Entschädigung zu, wenn dieser bei der Dienstausübung unter besonderer Lebensgefahr stirbt. Es wird nicht erwartet, dass das Verwaltungsgericht Aachen noch am Mittwoch ein Urteil spricht.
Was sind die Hintergründe des Falls und warum stand die Gorch Fock lange in der Kritik. Fragen und Antworten zusammengefasst:
Wozu wird die Gorch Fock genutzt und seit wann ist sie unterwegs?
Die Gorch Fock ist ein Segelschulschiff der Deutschen Marine. Sie wurde am 24. Februar 1958 auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte im August 1958. Sie ist nach dem Schriftsteller Gorch Fock benannt, der in der Skagerrakschlacht, der größten Seeschlacht des Ersten Weltkriegs, auf der Wiesbaden fiel.
Warum stand die Gorch Fock immer wieder in der Kritik?
Ab 2010 häuften sich Negativ-Schlagzeilen über chaotische Zustände auf dem Schiff. Offiziersanwärter berichteten, dass die Stammmannschaft sich regelmäßig hemmungslos betrank. Vorwürfe der Drangsalierung und sexuellen Belästigung standen im Raum. Zuvor waren zwei Frauen auf dem Schulschiff tödlich verunglückt.
Welcher Fall brachte die öffentliche Wahrnehmung ins Rollen?
Im September 2008 war die 18 Jahre alte Jenny Böken während ihrer Nachtwache auf der Nordsee über Bord gegangen. Sie wurde zwei Wochen später tot geborgen. Die Staatsanwaltschaft sprach von einem tragischen Unglück, konnte die Ursache aber nicht abschließend klären. Sechs Jahre nach dem Tod der jungen Frau beschäftigt die Justiz der Fall weiterhin.
Gab es danach weitere Todesfälle?
Eine 25-jährige Kadettin stürzte im November 2010 aus 27 Meter Höhe auf das Deck und starb an ihren schweren Verletzungen. Die Gorch Fock lag damals im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia.
Was geschah dann?
Die Ausbildung auf der Gorch Fock wurde nach dem tödlichen Sturz der 25-jährigen zunächst ausgesetzt. Dann gab es mehrere Untersuchungen. Eine unabhängige Kommission unter Leitung des Historikers Reiner Pommerin machte Vorschläge zur Reform der Ausbildung. Seit 2013 werden wieder junge Menschen auf dem Schulschiff ausgebildet. Das Ermittlungsverfahren zum tödlichen Sturz der Offiziersanwärterin aus der Takelage stellte die Kieler Staatsanwaltschaft ein.
Gab es personelle Konsequenzen?
Der frühere Kommandant Norbert Schatz war nach den Schikanevorwüfen 2011 abgesetzt worden und kehrte später auf eigenen Wunsch nicht zurück.
Wie geht die juristische Aufarbeitung nun weiter?
Die Eltern der 2008 über Bord gegangenen Kadettin Jenny Böken haben die Bundesrepublik auf 40.000 Euro Entschädigung verklagt. Am Mittwoch findet die Verhandlung am Verwaltungsgericht Aachen statt. Nach dem Soldatenversorgungsgesetz steht den Eltern eine Entschädigung bei Tod im Dienst unter besonderer Lebensgefahr zu. Vor allem hoffen sie aber auf die Klärung der Todesumstände ihrer Tochter. dpa/afp/AZ
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