Leere Traumpisten in Nordkorea
Kaum Einheimische besuchen das einzige Skigebiet des Landes
Es ist ein Traum für jeden Wintersportler – lange, frisch präparierte Pisten vor herrlicher Bergkulisse. Und das Beste: sie sind fast menschenleer. Masikryong heißt das Skigebiet und es wäre ein Geheimtipp, läge es nicht in Nordkorea. Die wenigen Skifahrer, die an diesem Tag auf dem Berg Taehwa unterwegs sind, sind fast alle Ausländer. Der norwegische Software-Entwickler Lars Eidnes war schon im Iran und in Kirgistan Snowboardfahren. „Wenn du dann noch eine Steigerung willst, dann musst du nach Nordkorea kommen“, schwärmt er.
Mit dem Bau des ersten und einzigen Skigebiets in Nordkorea wurde begonnen, nachdem Südkorea den Zuschlag für die Olympischen Winterspiele 2018 bekommen hatte. Staatschef Kim ging in der Schweiz zur Schule und hat die Wintersportorte in den Alpen kennengelernt. „Er hat beschlossen nachzumachen, was er gesehen hat“, sagt der Nordkorea-Experte Andrei Lankov von der Kookmin-Universität in Seoul.
Drei Stunden dauert die Fahrt von der Hauptstadt Pjöngjang ins Skigebiet. Es geht über eine holprige Betonpiste und durch unbeleuchtete Tunnel. Unterwegs sind Bauern zu sehen, die Feuerholz auf Schlitten über gefrorene Seen ziehen oder mit Ochsenkarren unterwegs sind. Eine Seilbahn des österreichischen Herstellers Doppelmayr bringt die Skifahrer auf den Berg. An der Aufschrift „Ischgl“ ist abzulesen, dass die Anlage schon in den Tiroler Alpen im Einsatz war. Ein Tagesskipass kostet für Ausländer umgerechnet 90 Euro, Einheimische zahlen weniger als ein Drittel – was etwa dem monatlichen Einkommen eines Arbeiters entspricht. Doch die wenigsten Nordkoreaner kommen auf eigene Faust zum Skifahren. Wenn, dann reisen sie organisiert auf Kosten ihres Betriebs oder mit ihrer Schule. Rund 70000 Menschen besuchten jährlich das Skigebiet, sagt An Song Ryol, der Direktor des dortigen Nobelhotels. (afp)
Die Diskussion ist geschlossen.