Letzte Tour, letztes Album: Heino sagt "Tschüss"
Heino will mit 80 Jahren in den Ruhestand gehen. Zuvor legt er aber noch einmal richtig los und widmet Heidi Klum ein altes Stück im neuen Gewand.
„Heino, das war der Sänger der schweigenden Mehrheit.“ So hat sich der ewig platinblonde, schwarz Bebrillte in einer Arte-Dokumentation zu seinem 75. Geburtstag selbst beschrieben. Der Sänger, der in einem anderen Leben mal Heinz Georg Kramm hieß, pflegt seit 50 Jahren das nationale Musikerbe. Man hat ihn dafür gehasst oder geliebt, zuletzt haben ihn viele für seine Lebensleistung zumindest respektiert. Völlig kalt gelassen hat Heino jedenfalls die wenigsten.
Der "unkaputtbare" Heino kündigt Ruhestand an
Klar, wenn einer eine Art selbst ernannter Heimatminister der deutschen Volksliedbewegung ist, wirkt er in die Gesellschaft hinein und ruft allerlei Reaktionen hervor. Manche seiner Kritiker hielten Heino für einen Wegbereiter des völkischen Gedankenguts, was er aber tatsächlich nicht war. Zumindest in den letzten Jahren hat der blonde Barde noch einen Imagewandel durchlebt, der damit begann, dass er Ende der 80er Jahre den blauen Enzian in einer Rap-Version aufgenommen hat.
Warum diese ganze Vorrede? Ganz einfach, der lange Zeit als „unkaputtbar“ geltende Heino hat seinen Ruhestand angekündigt. Am 13. Dezember wird er 80 Jahre alt, und da hat sich Heino gedacht: es ist genug! Und in der Tat: Sein Erbe kann sich sehen lassen. Seit 1965 hat er immerhin etwa 1000 Lieder veröffentlicht. Doch bevor der letzte Vorhang fällt, will Heino noch einmal losfetzen. Im Frühjahr 2019 wird er mit Liedern aus seiner gesamten Karriere durch die deutschen Konzerthallen ziehen. Und davor bringt er Ende November sein – angeblich – letztes Album heraus. Kurz und schmerzlos nennt er es: „...und Tschüss (das letzte Album)“.
Ein Höhepunkt des Albums: Ein Duett mit Wolfgang Pettry
„Ich möchte allen meinen Fans mitteilen, dass ich super glücklich bin mit dem, was wir gerade im Studio aufnehmen“, teilte er schon vor einiger Zeit auf seiner Facebookseite mit und schürte damit natürlich die Erwartungen. Die neuen Lieder seien großartig, er werde garantiert einige von ihnen in das letzte Programm einbauen, ließ er wissen.
Einer der Höhepunkte auf seinem Abschiedsalbum ist bereits bekannt. Es ist ein Duett mit Wolfgang Petry („Wahnsinn“). Mit dem Lied „Ich atme“ veröffentlichten die beiden Schlageropas vorab eine Single. Die TV-Premiere des Songs fand Ende September in der Fernseh-Show von Carmen Nebel statt.
Häppchenweise ging es weiter: Denn Heino hat auch den Kult-Song „Das Model“ von der Elektro-Band „Kraftwerk“ aus dem Jahr 1978 neu aufgenommen – und ihn Heidi Klum („Germany’s Next Topmodel) gewidmet. Heino und Heidi! Die Klum findet das klasse. Und der Sänger selbst sagt: „Wir sind ja alle Düsseldorfer: Heidi, Kraftwerk und ich. Ich kenne Heidi, seit sie 17 ist. Ich bin ein großer Fan von ihr. Sie hat mich inspiriert, für sie das Lied neu einzusingen.“ Wer so drauf ist, von dem kann man sich kaum vorstellen, dass er bald nur mehr deutsche Musikgeschichte sein soll.
Heino war früher Toilettenpapier-Verkäufer
Aber zunächst zurück auf Anfang: Bevor der Heinz Georg Kramm zu Heino wurde, soll er Bäckerlehrling, Musiker in einem Leverkusener Striplokal und Toilettenpapier-Verkäufer gewesen sein. Erst der Produzent Ralf Bendix machte aus ihm den Gegenentwurf zur Rock-Generation. Fakt ist, dass der Mann der Österreicherin Hannelore von Auersperg musikalisch stets gut beraten war. Er erkannte, dass das Deutschland der 60er Jahre einen Gegenpol zum Rock ’n Roll brauchte. Also sang Heino 1966 mit markiger Stimme „Jenseits des Tales“ und später mit Erfolg Fahrten- und Landsknechtlieder. Er intonierte die deutsche Hymne in allen drei Strophen und schreckte auch vor dem Soldatenlied „In einem Polenstädtchen“ nicht zurück. 50 Millionen Tonträger soll er verkauft haben.
Nachdem das althergebrachte Liedgut weitgehend eingesungen war, begann Heino sich noch einmal neu zu erfinden. Anfang 2013 ließ er sogar alle anderen hinter sich: Mit Unterstützung der Bild-Zeitung erreichte der Sänger mit seinem rockigen Coveralbum „Mit freundlichen Grüßen“ erstmals in seiner Karriere Platz eins der deutschen Album-Charts. Mal sehen, ob ihm das mit „...und Tschüss“ auch gelingt.
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