Liveticker: Kölner Rosenmontagszug ohne große Zwischenfälle
An Rosenmontag trotzen die Kölner Karnevalisten der Witterung, aber in vielen Hochburgen ist der närrische Höhepunkt ausgefallen. Über 1800 Polizisten sind in Köln im Einsatz.
Eine Sturmwarnung hat vielen Narren an Rosenmontag erstmals seit 25 Jahren einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aus Sorge vor orkanartigen Böen des Sturmtiefs "Ruzica" (Röschen) haben Hochburgen wie Düsseldorf und Mainz die traditionellen Umzüge schweren Herzens abgesagt. Dagegen setzte sich in Köln pünktlich um 10.00 Uhr der größte deutsche Karnevalszug in Bewegung, allerdings ohne die sonst üblichen 500 Pferde. Die Jecken wurden vom Wetter belohnt: Der Regen hörte zunächst auf, die Sonne kam durch.
"Los geht's!", rief der Kölner Zugleiter Christoph Kuckelkorn vom historischen südlichen Stadttor aus. Unter blauem Himmel schlängelte sich der Zug am Mittag durch die engen Straßen der Innenstadt. Sollte sich die Wetterlage verschlechtern, könne der Zug jederzeit doch noch abgebrochen werden, betonte Kuckelkorn.
Der Kölner Rosenmontagszug war nach Einschätzung der Veranstalter ein voller Erfolg. Diese positive Bilanz haben die Organisatoren unmittelbar nach Abschluss des größten deutschen Karnevalsumzugs gezogen. Es sei alles gut und glücklich verlaufen, die Stimmung sei toll gewesen, sagte Zugleiter Christoph Kuckelkorn. Die Wagen trotz der Sturmwarnung mit einigen Einschränkungen durch die Domstadt rollen zu lassen, sei richtig gewesen. Der Umzug war Kuckelkorn zufolge so gut besucht "wie sonst auch". In Köln sei man bei Genehmigung oder Absage nicht an bestimmte Windstärken gebunden, sondern ergreife je nach Windstärke nach einem mehrstufigen Plan bestimmte Maßnahmen.
1850 Polizisten sind beim Kölner Rosenmontagsumzug im Einsatz
Stadtdirektor Guido Kahlen sagte, die Kölner Umzugswagen seien zudem "auf deutlich mehr Ballast konzipiert" und daher nicht so windanfällig. Es habe sich auch bewährt, "dass wir ein bisschen vorgedacht haben", sagte er zu einigen Sicherheitsvorkehrungen entlang der Zugstrecke. Und betonte zugleich mit Blick auf den ausgebliebenen schweren Sturm: "Wir haben Glück gehabt."
Nach Angaben des Kölner Polizeipräsidenten Jürgen Mathies waren über den Tag hinweg insgesamt 1850 Beamte im Einsatz. "Das Konzept des konsequenten Eingreifens hat sich meines Erachtens wirklich bewährt
Neben Düsseldorf und Mainz hatte auch eine Reihe weiterer Städte ihre Züge wegen des widrigen Wetters abgesagt. In der Mainzer Innenstadt zogen kleinere Gruppen mit verkleideten Fastnachtern umher, einige riefen "Helau!" In Kneipen war aber zunächst wenig los. Die schwäbischen Narren im Südwesten feierten vom Wetter weitgehend ungestört.
Rosenmontag: Wagen thematisiert Übergriffe in Kölner Silvesternacht
Die "zuglosen" Düsseldorfer konnten sich vor dem Rathaus die Wagen zumindest ansehen. Sie sind seit Jahren für ihre satirische Schärfe berühmt. Auch diesmal blieb Figurengestalter Jacques Tilly (52) seinem Ruf treu. So thematisierte ein Wagen die Übergriffe in der Kölner Silvesternacht: Eine Frau hat zwei Männer an einer Silvesterrakete festgebunden und schießt sie geradewegs zum Mond. "So schön wird das nächste Silvester", heißt es dazu. Auf einem anderen Wagen wurde Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem kleinen Boot von einer "Flüchtlingswelle" erfasst und umgeworfen.
Aus mehreren Städten wurden Überlegungen zu Nachholterminen für die Umzüge laut. Vertreter des Bundes Deutscher Karneval (BDK) sehen das skeptisch. "Es gibt grundsätzlich die Regelung, dass außerhalb der Fastnachtszeit keine karnevalistischen Veranstaltungen stattfinden sollen", sagte der Vizepräsident des BDK, Peter Krawietz, in Mainz. Das Fest sei "eingebettet in den christlichen Jahreskreis" und finde - wie der Begriff "Fastnacht" zeige - unmittelbar vor der Fastenzeit statt. "So bitter es ist, man kann nicht sagen, aus irgendeinem Grund fällt Weihnachten aus, also holen wir das irgendwann nach."
Die abgesagten Umzüge drücken nicht nur auf die Stimmung, sondern womöglich auch auf den Geldbeutel. Der Präsident des BDK, Volker Wagner, sagte der "Rheinischen Post" (Dienstag): "Es geht um Sponsoren, die jetzt ihr Geld zurückverlangen könnten. Nicht alle Zugteilnehmer sind gegen einen Ausfall versichert."
Absage für Rosenmontagszug: Kritik am Deutschen Wetterdienst
Kritik gab es am Deutschen Wetterdienst (DWD), der für den Morgen vor Windstärke 8 bis 9 gewarnt hatte. Später seien Böen mit Windstärke 10 zu erwarten. "Absage #Düsseldorf - für mich ein Rätsel", twitterte ARD-Meteorologe Karsten Schwanke. Die stärksten Böen seien erst am Nachmittag oder Abend zu erwarten.
Ein blauer Himmel und ein leichtes Lüftchen konnte am Nachmittag den einen oder anderen Narren in Düsseldorf an Warnungen zweifeln lassen. Zu Unrecht: Denn fast wie von den Experten vorausgesagt verdunkelte sich der Himmel zwischendurch am Nachmittag, starke Winde zogen auf und Sturzregen prasselte auf die wenigen verbliebenen Düsseldorfer Narren nieder. Köln sei anders als Düsseldorf durch die Eifel geschützt, hatte der DWD zuvor erklärt.
Nach der Aufregung um eine Panzerattrappe mit der Aufschrift "Ilmtaler Asylabwehr" beim Faschingsumzug im oberbayerischen Reichertshausen ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, wie ein Sprecher in Ingolstadt sagte. Die Staatsanwaltschaft muss herausfinden, ob es sich bei dem Wagen mit dem Schriftzug "Asylpaket III" um Volksverhetzung handelt. Der Veranstalter entschuldigte sich inzwischen und sprach von Unachtsamkeit. Auch ein Motivwagen mit den Aufschriften "Balkan-Express" und "Die Plage kommt" beim Karnevalsumzug im thüringischen Wasungen beschäftigt die Staatsanwaltschaft.
Die Polizeibehörden hatten in allen Karnevalshochburgen ihre Kräfte verstärkt. Sie reagierten damit auf Terrorgefahren und die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln.
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