Magazin "Panorama": RTL-Reporter gibt sich als Pegida-Demonstrant aus
Das ARD-Magazin "Panorama" sammelte Stimmen auf einer "Pegida"-Demonstration. Später kommt heraus, dass ein Befragter undercover für RTL arbeitete. Der NDR zeigt sich verärgert.
"Lügenpresse", "Systempresse" - so bezeichnen die Protestteilnehmer der "Pegida", der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes, die etablierten deutschen Medien häufig. Weil die Demonstranten den Medien vorwerfen, sie zu Unrecht als Rassisten oder Neonazis darzustellen, will "Panorama" den Gegenbeweis antreten. Am vergangenen Montag schickt das investigative Politmagazin des Norddeutschen Rundfunks zwei Kamerateams am nach Dresden zur "Pegida"-Demonstration. Die Reporter sollen mit den Demonstranten ins Gespräch kommen und herausfinden, was die knapp 15.000 Menschen antreibt. Weil den Fernsehjournalisten immer wieder vorgeworfen wird, die Zitate zurechtzuschneiden, stellt die Panorama-Redaktion das ungeschnittene Drehmaterial anschließend online zur Verfügung.
RTL-Reporter gefährdet Glaubwürdigkeit der Medien
Was die NDR-Journalisten in Dresden allerdings nicht ahnen: Einer der Befragten ist in Wirklichkeit kein "Pegida"-Aktivist, sondern ein Reporter des RTL -Landesstudios Ost, der auf der Demonstration undercover für den Kölner Sender unterwegs ist und bereitwillig einen Kommentar vor der Kamera abgibt: "Wenn man irgendwie rausgeht, ganz viele Türken. Ich komme auch mit vielen gut klar, aber es ist doch zunehmend so, dass man denkt: Sind wir eigentlich noch deutsch in Deutschland? (...) Ich finde, wir sollten aufpassen, dass Deutschland Deutschland bleibt."
Der NDR erfährt erst nach der Ausstrahlung des Beitrags von der wahren Identität des RTL-Reporters. "Panorama"-Redaktionsleiter Volker Steinhoff zeigt sich erzürnt: "Nichts gegen Undercover-Recherchen, wo sie nötig sind. Aber die Pegida-Demonstranten in Dresden konnte man ganz offen zu ihrer Meinung befragen, wie man in unserem Beitrag sieht." Das Verhalten des RTL-Journalisten verurteilt der Chef des ARD-Magazins scharf: "Was das sollte, wissen wir nicht. Aber eines ist für uns klar: Das geht gar nicht!" Der RTL-Mitarbeiter habe damit der Glaubwürdigkeit von Journalisten einen Bärendienst erwiesen. Diese werde nun "durch einen RTL-Reporter infrage gestellt, auch wenn es nur um ein Statement von vielen geht. Wie dämlich."
RTL distanziert sich von den Aussagen
Auch RTL äußerte sich inzwischen zu dem Vorfall: Der Sender bestätigte, dass der Journalist, der seit zwei Jahren für das Landesstudio Ost arbeitet, verdeckt in Dresden recherchieren sollte und dabei zufällig von dem "Panorama"-Team angesprochen wurde. "In dieser Situation hatte er drei Möglichkeiten: Nichts sagen, sich als Kollege outen - oder in der gespielten Rolle eines Pegida-Anhängers verbleiben. Er entschied sich für Möglichkeit drei - und traf damit die eindeutig falsche Entscheidung", teilte RTL mit. Gleichzeitig versicherte RTL, seine Aussagen gäben weder die Meinung des Reporters noch die des Senders wieder.
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