Mann wird angegriffen, weil er Christ ist: Wer sind die Täter?
Ein Afghane wurde in Berlin attackiert, weil er ein Kreuz um den Hals getragen hat. Vermutet wird, dass Moslems verantwortlich sind. Ein Einzelfall?
Für Aufsehen hat der Fall eines afghanischen Christen gesorgt, der in Berlin verprügelt worden war – weil er ein Kreuz um den Hals trug. Kritische Worte fand etwa das katholische Erzbistum Berlin. „Für eine solche Gewalttat habe ich kein Verständnis. Mein Mitgefühl gilt dem Opfer“, sagte Generalvikar Pater Manfred Kollig. „Jeder hat das Recht, seinen Glauben und seine Überzeugung auch zu zeigen. Wer Uniformität will statt Vielfalt, spaltet, statt zu verbinden“, erläuterte Kollig.
Was genau war passiert? Der 23-jährige Afghane war am Montagabend in der Nähe des S- und U-Bahnhofs Neukölln unterwegs gewesen, als er plötzlich von zwei Männern angesprochen wurde. Da er eine Halskette mit einem Kreuz trug, wollten sie von ihm wissen, warum er Christ geworden sei. Einer der beiden Männer soll dann dem Afghanen die Kette vom Hals gerissen und diese auf den Boden geworfen haben.
War das Opfer ein konvertierter Asylbewerber?
Doch damit nicht genug. Anschließend erhielt der Afghane einen Faustschlag ins Gesicht. Der zweite Mann hielt ihn fest, während ihm der erste mit einem Messer Schnittwunden am Oberkörper zufügte. Dann machten sich die Angreifer aus dem Staub. Das Opfer musste in einer Klinik medizinisch versorgt werden. Bis heute ist die Frage nicht geklärt, wer die Täter waren. Zwar schrieb die Berliner Zeitung unter Berufung auf Polizeiinformationen, dass es sich bei den Angreifern um Moslems gehandelt habe.
Die Berliner Polizei erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung jedoch: „Die Frage können wir noch nicht beantworten.“ Das sagte Sprecherin Kerstin Ismer. Auch ob der Angegriffene möglicherweise ein konvertierter Asylbewerber ist, sei nicht erfasst.
Bundesweit 55 religiös motivierte Straftaten im ersten Halbjahr
Einen Anhaltspunkt dafür, wie oft Christen bundesweit wegen ihres Glaubens angegriffen werden, liefern seit Anfang 2017 Antworten der Bundesregierung auf Anfragen von Bundestagsfraktionen zu Fällen politisch motivierter Kriminalität. Laut Beschluss der Innenminister-Konferenz gibt es hier nun die Kategorie „Hasskriminalität“. Darin wird etwa registriert, wenn ein Mitglied einer Glaubensgruppe ein Mitglied anderer Glaubensgruppen attackiert. Dazu zählen auch Christen, die Moslems oder Juden angehen. Im ersten halben Jahr wurden bundesweit 55 religiös motivierte Straftaten von Hasskriminalität registriert – davon 17 Gewalttaten mit 15 Verletzten.
Dem katholischen Bistum Augsburg und der Evangelischen Landeskirche in Bayern sind keine Fälle von Gewalt gegenüber Christen bekannt.
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