Massenschlägerei im Gefängnis: JVA-Beamter verletzt
Konflikte unter Gefangenen sind Alltag im Gefängnis. Doch im Jugendknast Adelsheim in Baden-Württemberg geriet eine Schlägerei "völlig aus den Fugen".
Rund 50 Häftlinge des Jugendgefängnisses in Adelsheim (Neckar-Odenwald-Kreis) sind bei einer Schlägerei aufeinander losgegangen und haben dabei auch Vollzugsbeamte verletzt. Von 16 Mitarbeitern, die schlichten wollten, seien 6 dienstunfähig, sagte Vize-Gefängnisdirektorin Maida Dietlein der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.
Häftlinge prügeln sich: Auch JVA-Beamter verletzt
Kurz vor Ende des Hofgangs hätten sich zwei rivalisierende Gruppen am Mittwochabend attackiert. Dabei ging es nach Einschätzung von Dietlein vor allem um einen Machtkampf hinter Gittern. "Religiöse Gründe kann man wohl ausschließen." Die zehn Haupttäter im Alter von 18 bis 20 Jahren seien in andere Vollzugsanstalten verlegt worden.
Streitigkeiten unter Gefangenen seien kein Einzelfall, sagten Dietlein und Wolfgang Klotz vom Bund der Strafvollzugsbediensteten Baden-Württemberg der dpa. "Am Mittwoch ist es aber völlig aus den Fugen geraten", so die stellvertretende Gefängnischefin. Dass Vollzugsbeamtete Opfer würden, sei ein "absoluter Ausnahmefall". Der "Bild" sagte sie: "Ein Beamter wurde dabei so schwer verletzt, dass er stationär eingeliefert werden musste." Gegen acht Häftlinge wurden laut Staatsanwaltschaft Anzeigen wegen Körperverletzung erstattet.
Meist seien bei Streits zwischen Gefängnisinsassen wenige Personen beteiligt
Gewerkschaftsvertreter Klotz sagte, meist seien bei Streits zwischen Gefängnisinsassen wenige Personen beteiligt. "Wenn viele auf dem Hof sind, kann man die Konfliktparteien schwer auseinanderdividieren." Kleinere, voneinander getrennte Gruppen seien wünschenswert. Oft sei es aber schwer einschätzbar, "wer sich gerade nicht grün ist", sagte Klotz, der früher das Jugendgefängnis in Pforzheim geleitet hatte. Politische oder ethnische Hintergründe spielten bei solchen Auseinandersetzungen häufig keine Rolle.
In der JVA Adelsheim war nach Einschätzung Dietleins am Mittwoch ausreichend Personal zur Überwachung im Einsatz. Insgesamt arbeiten in dem Gefängnis 250 Menschen. Zwar erschwere der Ausfall der sechs Kollegen gerade in den Sommerferien die Lage. Aber: "Wir müssen so über die Runden kommen." Der Kriseninterventionsdienst des Landes, Psychologen und Geistliche betreuten Beamte und Häftlinge. Der Vorfall werde mit allen Seiten aufgearbeitet, versicherte Dietlein.
Fast 340 Menschen sind derzeit in Adelsheim untergebracht. Bei der Prügelei hätten sich lediglich zehn der Häftlinge auf dem Hof rausgehalten. Nun werde von Tag zu Tag entschieden, wer wieder in den JVA-Alltag übergehen, etwa zur Arbeit gehen, dürfe. dpa/AZ
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