Mehr als 1700 beschädigte Atommüllfässer in einem Zwischenlager
In Deutschlands Zwischenlagern liegen zahlreiche beschädigte Atommüllfässer. Laut Medienberichten sind es mehr als bisher angenommen.
Deutschlandweit gibt es laut einem Fernsehbericht deutlich mehr beschädigte Atommüllfässer als bislang angenommen. Von den rund 85.000 Behältern seien fast 2000 verrostet oder anderweitig beschädigt, berichtete das NDR-Politikmagazins Panorama 3 unter Berufung auf eine Umfrage unter den Aufsichtsbehörden der 16 Bundesländer.
Besonders problematisch sei die Situation im größten oberirdischen Zwischenlager in Karlsruhe, wo Prüfer mehr als 1700 beschädigte Behälter gefunden hätten. Bundesweit im Fokus standen bisher vor allem die gut 100 verrosteten Fässer auf dem Gelände des stillgelegten Atomkraftwerks Brunsbüttel in Schleswig-Holstein.
Deutschland muss mehr Atommüll entsorgen
Derweil muss Deutschland in den kommenden Jahrzehnten einem Bericht zufolge deutlich mehr Atommüll entsorgen als bislang angenommen. Allein die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Abfalls, für den bei Salzgitter derzeit das Endlager Schacht Konrad errichtet wird, könnte sich verdoppeln, berichtete die Süddeutsche Zeitung vom Dienstag unter Berufung auf einen Entwurf des sogenannten nationalen Entsorgungsplans, den die Bundesregierung mit den Ländern abstimmt.
In dem Dokument zählt der Bund dem Bericht zufolge erstmals auch Abfälle aus der Urananreicherungsanlage in Gronau als Atommüll mit. Dessen Betreiber Urenco lagert dort derzeit 13.000 Tonnen so genannte Urantails, die bei der Anreicherung übrig blieben. Bislang gingen diese Mengen als "Wertstoffe" durch, aus denen sich noch Kernbrennstoffe fertigen lassen.
Bund rechnet mit insgesamt bis zu 300.000 Kubikmetern Atommüll
Der Bund rechnet in dem Entsorgungsplan nun mit bis zu 100.000 Kubikmetern Atommüll allein aus der Urananreicherung. Weitere 200.000 Kubikmeter kämen hinzu, wenn das Salzbergwerk Asse II bei Wolfenbüttel geräumt wird. Dort lagern 126.000 Fässer Atommüll, die geborgen und neu verpackt werden sollen, um in ferner Zukunft in einem tauglichen Endlager zu landen. Aus "Gründen der Vorsorge" sei schonungslos abgerechnet worden, zitierte die "Süddeutsche Zeitung" aus dem Bundesumweltministerium.
Ziel sind dem Entsorgungsplan zufolge zwei Endlager für den Atommüll: Schacht Konrad für Abfälle, die wenig Wärme entwickeln, sowie ein zweites für den "heißen", in Castoren gelagerten Atommüll. Mit der Suche danach befasst sich derzeit eine Bund-Länder-Kommission. Wie es in dem Bericht weiter heißt, wird auch eine Vergößerung von Schacht Konrad "nicht ausgeschlossen".
Grüne wollen Anreicherung in Gronau ganz beenden
Die Grünen begrüßten den Entwurf. Die "ehrliche Einbeziehung" der Urenco-Abfälle sei "sehr positiv", sagte die Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl der Zeitung. Nun se es notwendig, die Anreicherung in Gronau ganz zu beenden. afp/dpa
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