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Interview
03.11.2017

Missbrauch in deutscher Filmbranche: "Tätern wird es leicht gemacht"

Der Fall Harvey Weinstein hat eine weltweite Debatte über sexuellen (Macht-)Missbrauch ausgelöst.
Foto: Jens Kalaene, dpa (Symbolfoto)

Gibt es die „Besetzungscouch“ wirklich? Werden in Deutschland Schauspielerinnen missbraucht? Wir haben mit einer Casterin gesprochen. Sie meint: Tätern werde es zu leicht gemacht.

Frau El-Giamal, ist die berühmt-berüchtigte „Besetzungscouch“ bei der Vergabe von Film- oder Fernsehrollen Alltag in Deutschland?

Karimah El-Giamal: Ich meine nein, zumindest glücklicherweise nicht in den Projekten, mit denen ich bisher zu tun hatte. Es mag aber sein, dass es in anderen Bereichen anders läuft. Das Wort „Besetzungscouch“ kenne ich nur aus dem scherzhaften Kontext.

Aber andererseits steht das Thema Missbrauch überdeutlich im Raum.

El-Giamal: Natürlich, Machtmissbrauch, im schlimmsten Fall sexueller Missbrauch, ist ein trauriger Bestandteil des Schauspieler-Lebens, aber das kann man nicht nur auf die Besetzungsfrage reduzieren. Tatsache aber ist, im Theater- und Filmbereich hat man mit extremen Abhängigkeiten zu tun. Und es ist wirklich bedenklich, was Macht aus Menschen macht.

Können Sie konkreter werden? Wo passiert was?

El-Giamal: Das passiert auf allen Ebenen. Die Hierarchie ist im Filmbereich sehr ausgeprägt. Dazu kommt: Die Atmosphäre, in der Film oder Theater passieren muss, ist eine extrem intime. Wenn da jemand seine Macht einsetzt, dann kann es schnell zum Missbrauch kommen. Das wird den potenziellen Tätern auch leicht gemacht.

Warum ist das so?

El-Giamal: Weil Einzelpersonen so viel Entscheidungsmacht über die Karrieremöglichkeiten anderer haben. Es ist de facto so: Es gibt einige wenige, die fast alles entscheiden. Die natürliche Folge ist, dass Schauspieler und insbesondere Schauspielerinnen ein möglichst gutes Verhältnis zu diesen Personen aufbauen wollen. Denn sie wollen ja möglichst viele, möglichst tolle Rollen spielen. Wer so viel Macht zugesprochen bekommt, der kann diese Macht halt auch ausnutzen. Und da werden Grenzen überschritten. Für die Betroffenen ist es in dieser Situation sehr schwer, Stopp zu sagen. Wenn man zudem Angst haben muss, dass man Nachteile erleidet, wenn man sich gegen Machtmissbrauch auflehnt, fällt es Betroffenen schwer sich zu wehren.

Was müsste passieren, um das zu verhindern?

El-Giamal: Man muss einen Draufblick auf die Situation schaffen, sodass alle, die mit der Filmproduktion zu tun haben, genauer hingucken. Ich würde anregen, dass man eine Art freiwillige Selbstkontrolle als Standard in Produktionen einführt.

Missbrauchsfälle: "Man muss über Hemmschwellen"

Wie könnte die aussehen?

El-Giamal: Es müssten in jeder Produktion zwei Vertrauenspersonen aus dem Team ausgewählt werden, die als Ansprechpartner für dieses Thema zur Verfügung stehen.

Was kann noch getan werden?

El-Giamal: Wir müssen bei den Besetzungen einfach auch als Caster selbst mehr die Augen offen halten und dürfen nicht mehr wegsehen. Denn wir müssen gerade junge Schauspielerinnen und Schauspieler bei Besetzungsgesprächen darauf hinweisen, dass sie nicht an Versprechungen glauben und dafür eine Gegenleistung erbringen. Das müsste gerade auch an Schauspielschulen thematisiert werden.

Auch in Deutschland sind Missbrauchsfälle „ein trauriger Bestandteil des Schauspieler-Lebens“, sagt Karimah El-Giamal vom Bundesverband Casting.
Foto: AZ/El-Giamal

Wie soll sich denn eine junge Schauspielerin verhalten?

El-Giamal: Sie soll sich auf jeden Fall wehren. Denn den Mund zu halten, ist das Schlechteste, was jemand machen kann, auch wenn es unheimlich schwer ist, über so ein Thema zu sprechen. Man kann sich dazu aber an den Schauspielverband oder an uns Caster wenden.

Warum wurde das Thema Missbrauch überhaupt so lange totgeschwiegen?

El-Giamal: In der Tat ist das Schweigen ein Problem. Ich hatte auch mal einen Fall mit einem Auftraggeber, der sich sehr grenzüberschreitend verhalten hat. Da stand ich gemeinsam mit einem Kollegen im Konflikt und wir wussten nicht, mit wem wir darüber reden können oder welche Maßnahmen wir am besten ergreifen sollen. Man muss über Hemmschwellen, um es nach Außen zu tragen, weil das ja auch immer etwas mit den Betroffenen macht – gerade, wenn man in der Öffentlichkeit steht. Viele Täter werden nicht zur Rechenschaft gezogen, weil sich die Opfer hilflos fühlen und nicht wissen, was sie tun sollen.

Schauspielverband bietet Opfern Hilfe an

Die andere Seite des Themas sind Falschbeschuldigungen, wie wir sie in Fällen wie dem von Jörg Kachelmann oder bei Andreas Türck erlebt haben.

El-Giamal: Ja klar. Wenn so eine Beschuldigung mal im öffentlichen Raum ist, kann das für die Betroffenen eine Katastrophe sein. Die kommen ja nicht mehr auf die Füße. Das ist ein schwieriges Thema. Und es beginnt schon bei der Frage: Wo fängt Machtmissbrauch an?

Wann fängt er denn an?

El-Giamal: Das kann man nicht pauschal sagen, das empfinden Betroffene sehr individuell. Jede Frau empfindet das anders. Auch auf der Täterseite ist es eine Frage des Schuldempfindens: Es gibt ja Männer, die permanent über Sexualität witzeln. Die werden manches lange nicht als Belästigung werten.

Der Schauspielverband BFFS bietet auf seiner Internetseite Opfern an, ihren Fall anonym zu schildern. Gibt es erste Erfahrungen?

El-Giamal: Mir ist noch nicht bekannt, wie die Plattform bisher von Betroffenen genutzt wurde. Aber die Möglichkeit, sich anonym zu offenbaren, macht es für viele sicherlich einfacher zu reden.

Info zur Person Karimah El-Giamal vom Bundesverband Casting besetzte zahlreiche Rollen für Film- und Fernsehproduktionen. Sie studierte Schauspieltheater-Regie in Hamburg war bis 2004 als Regie-Assistentin und Theaterregisseurin.

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04.11.2017

Von sexueller Ausbeutung sind nicht nur Mädchen und Frauen betroffen. Und Täter sind keinesfalls nur männlich. Aufgrund von Geschlechterrollenklischees nimmt man männliche Opfer aber als solche gar nicht wahr, geschweige denn, dass sie sich als Betroffene zu erkennen geben. Ganz besonders gefährdet sind Kinder und Jugendliche, die sich für eine Karriere im Bereich Medien, Mode, Musik oder Bühne begeistern. Die Digitalen Medien bieten Täterinnen und Tätern neue Einfallstore.

In diesem Bereich ist noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Sofern die Debatte fortan einigermaßen sachlich geführt wird, besteht eine reelle Chance, junge Menschen zukünfitg besser vor sexuellem Missbrauch und sexualisierten Abhängigikeitsverhältnissen zu schützen.

Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen erwachsenen Menschen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer schweren sexuellen Missbrauchs wurden