"Mord mit Aussicht": Schauspielerin wird daheim auf der Straße erkannt
Die aus dem Landkreis Augsburg stammende Schauspielerin Meike Droste ist aus der ARD-Serie „Mord mit Aussicht“ nicht wegzudenken. Auf der Straße wird sie als Bärbel angesprochen.
Neues im „Ersten“ aus Hengasch. Das heißt, es besteht Aussicht auf Mord – in der komödiantischen Serie „Mord mit Aussicht“. Was tut sich denn in der Eifel rund um Kommissarin Sophie Haas und die Polizeimeister Dietmar Schäffer und Bärbel Schmied?
Droste: Es gibt zwar neue Drehbuchautoren, aber die Zuschauer werden hoffentlich wieder viel Freude an den altbekannten und auch neuen Hengaschern haben. Hengasch ist übrigens ein fiktives Dorf. Das gibt es so in der Realität nicht.
Wie auch den Landkreis Liebernich. Der Serienfan würde die Gegend Lieberdoch nennen. Eine Kollegin sagte gar, sie würde in Hengasch und in der Eifel gerne Urlaub machen.
Droste: Wie witzig. Einiges wurde in der Eifel gedreht, aber der Großteil im Bergischen Land. Das Polizeirevier des fiktiven Hengasch zum Beispiel steht in Hemmerich. Das Besondere und Schöne an der Serie ist auch, dass alle Innenaufnahmen vor Ort und nicht im Studio gedreht werden, also authentisch sind – so wie zum Beispiel das Wirtshaus.
Ihr Kollege Bjarne Mädel, der Dietmar, hat in einem Interview gesagt, dass er nicht mehr weitermachen will, da die Drehbücher nachgelassen hätten. Ist das auch Ihre Meinung?
Droste: Dass es um die Drehbücher ging, halte ich für ein Gerücht. Wir Schauspieler kümmern uns erst um das, was im Jetzt passiert und zu tun ist, und über alles Zukünftige denken wir erst nach, wenn es einen Auftrag für eine weitere Staffel gibt.
Was tut sich jetzt bei der Bärbel?
Droste: Die muss sich zum Beispiel mehr um kalbende Kühe kümmern und wird außerdem auch noch schwanger.
Und die sprachlichen Erkennungsmerkmale: Bleiben die uns erhalten?
Droste: „Mann, Mann, Mann!“. Klar. Und „neeeh, ne?“. „Muschi“ und „Bär“ für das Ehepaar Schäffer sind auch wichtig.
Und wenn der Dietmar seine Frau am Telefon abwimmelt: „Muschi, das ist jetzt ganz schlecht.“
Droste: Da geht es schon an die Feinheiten.
Aber die haben einen besonderen skurrilen Reiz. Auch die alte Frau Ziegler, die ihren Rollator durchs Dorf schiebt.
Droste: Hengasch ohne Frau Ziegler geht gar nicht.
Und auch nicht ohne die Runkelbach mit ihrem Tante-Emma-Laden?
Droste: Genau. Frau Runkelbach taucht leider für unseren Geschmack zu selten auf.
Von der Theaterschauspielerin, die Tschechow über alles liebt, zum Fernsehliebling: Werden Sie auf der Straße als Bärbel angesprochen?
Droste: Ab und zu ja. Das ist nun mal so. Das muss man lernen, das gehört zum Beruf. Die meisten sind sehr höflich und fragen, ob ich die Bärbel Schmied aus dem Fernsehen bin. Ich habe aber auch schon gesagt, dass ich’s nicht bin. Es kommt auf meine Tagesform an.
Wie koordinieren Sie Theater und Fernsehtermine?
Droste: Ich habe es bislang geschafft, mit vielen Einbußen und viel Arbeit. Ich bin seit dieser Spielzeit nur noch fester Gast am Deutschen Theater Berlin. Ich versuche jetzt, selbstständig zu sein. Es ist immer mal Zeit für Veränderungen.
Erst große Erfolge auf der Bühne. Und Fernsehrollen sind da noch mal ein Quantensprung finanzieller Natur. Viele Schauspieler am Theater kommen nur schlecht über die Runden.
Droste: Absolut, das ist so. Aber Familienväter können mit zehn Drehtagen im Jahr auch keine Familie ernähren. Genauso wenig wie meist mit der Arbeit fürs Theater. Ich hatte das Glück, immer auf großen Bühnen spielen zu dürfen.
Es gibt hoch bezahlte TV-Stars, die erzählen, dass ihre wahre Liebe dem Theater gehört. Ist das Heuchelei?
Droste: Das glaube ich nicht. Ich persönlich möchte das Theater nicht aufgeben, weil ich mich auf der Bühne künstlerisch und inhaltlich viel intensiver ausprobieren kann. Außerdem ist die Live-Situation vor dem Publikum eine ganz andere Herausforderung. Obwohl ich beide Arbeitsweisen schätze, ist die Bühne unerlässlich, weil sie eine fortwährende Auseinandersetzung mit unserem Handwerk ist. Der uralte Beruf des Unterhalters steht im Theater auf dem Prüfstand. Wenn man merkt, dass es dem Publikum langweilig wird, holen die sich ja nicht wie vor dem privaten Fernseher mal zwischendurch eine Tüte Chips. Dann muss man ganz direkt und kraftvoll seine Sache vertreten.
Zurück zum Fernsehen. Sehen wir Sie mal in einem 90-Minuten-Film?
Droste: Ja, am 24. September im Ersten. In „Der Fall Bruckner“ bin ich eine Auszubildende, die mit einer von Corinna Harfouch gespielten Sozialarbeiterin unterwegs ist. Da gibt es Konfliktstoff zwischen der sehr bürokratisch denkenden jungen Frau und der instinktiv handelnden älteren Kollegin.
Eine Variante der braven Bärbel?
Droste: Nein, Bärbel hat schon Lust und bewundert auch die unkonventionellen Wege der Sophie Haas. Aber sie würde selbst nicht auf die Idee kommen. (AZ)
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