Der Fall Barschel: Verschwörungstheorien im "Ersten"
Uwe Barschel tot in der Badewanne von Zimmer 317 im "Beau Rivage". Das Foto schockierte 1987 die Republik. Die ARD widmet sich heute Abend dem mysteriösen Tod des CDU-Politikers.
Die ARD widmet heute einen ganzen Themenabend (u.a. mit dem Politthriller "Der Fall Barschel" ) dem politischen Sturz und mysteriösen Tod des CDU-Politikers Uwe Barschel. Der damalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident stand im Zentrum eines beispiellosen Skandals, der 1987 die Bundesrepublik erschütterte. Kurz vor der Landtagswahl wurde publik, dass ein Referent aus seiner Staatskanzlei den SPD-Oppositionsführer Björn Engholm bespitzeln ließ und mit üblen Tricks unter Druck gesetzt hatte. Barschel musste zurücktreten.
Wenige Wochen später fand ein Journalist den Politiker tot in einem Zimmer des Hotels "Beau Rivage" in Genf. Das Foto mit dem bekleidet in der Badewanne liegenden Barschel ging um die Welt. Ob der 43-Jährige ermordet wurde oder aus eigenem Willen starb, ist bis heute ungeklärt.
Uwe Barschel: Chronologie und Fakten einer Affäre
7. September 1987: Der Spiegel berichtet im Landtagswahlkampf, SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm sei bespitzelt worden.
12. September 1987: Am Tag vor der Wahl schildert "Der Spiegel" eine Schmutzkampagne gegen Engholm. Urheber sei Reiner Pfeiffer, Referent in der Staatskanzlei von CDU-Regierungschef Uwe Barschel. Bei der Wahl verliert die CDU die absolute Mehrheit; es gibt ein Patt.
18. September 1987: Mit einem "Ehrenwort" weist Barschel alle Vorwürfe zurück - und kündigt eine Woche später seinen Rücktritt an.
11. Oktober 1987: Barschel liegt tot im Genfer Hotel "Beau Rivage". Die Schweizer Behörden sprechen von Selbstmord, Zweifel bleiben.
3. Februar 1988: Ein Untersuchungsausschuss kommt zu dem Ergebnis, dass der Anstoß zur Schmutzkampagne gegen Engholm von Barschel kam.
8. Mai 1988: Die SPD holt bei einer Neuwahl die absolute Mehrheit.
1. März 1993: SPD-Sozialminister Günther Jansen gibt zu, 40.000 Mark an Pfeiffer gezahlt zu haben. Er tritt am 23. März zurück.
3. Mai 1993: Engholm tritt als Ministerpräsident und SPD-Chef zurück. Er habe früher als im Ausschuss behauptet von Pfeiffer gewusst.
23. Oktober 1995: Ein zweiter Ausschuss ermittelt, dass SPD- Politiker früh von Pfeiffer als Drahtzieher der Kampagne wussten.
2. Juni 1998: Die Staatsanwaltschaft Lübeck stellt ihre Ermittlungen ein. Ob Barschels Tod Selbstmord oder Mord war, bleibt ungeklärt.
27. September 2007: Generalstaatsanwalt Erhard Rex warnt vor einseitigen Mord-Spekulationen. Es gebe Indizien für Mord und Selbstmord. Der Tod bleibe ein Rätsel.
25. August 2011: Ex-Barschel-Chefermittler Heinrich Wille behauptet in seinem Buch "Ein Mord, der keiner sein durfte", Barschel sei ermordet worden. Beweise liefert er nicht.
28. Juli 2012: An Barschels Kleidung werden DNA-Spuren entdeckt, sie reichen aber nicht für einen Abgleich mit der BKA-Datei aus. Die Staatsanwaltschaft sieht keine Handhabe für neue Ermittlungen.
27. November 2013: Das Bundesverwaltungsgericht weist die Klage eines Reporters auf Akteneinsicht ab. Im Fall Barschel sei die gesetzliche Schutzfrist von 30 Jahren noch nicht abgelaufen, urteilt das Gericht. drs, dpa
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