Musikantenstadl-Gründer Karl Moik ist tot - mit ihm endet eine TV-Ära
Karl Moik war nie pflegeleicht. Vor seinem plötzlichen Tod musste der Gründungsvater des „Musikantenstadl" noch den Niedergang der TV-Sendung miterleben.
Fernseh-Entertainer zu sein in einem Zeitalter, in dem neue Medien und ein gewandelter Publikumsgeschmack alt eingefahrenen Institutionen den Marsch blasen, ist schwierig. Einen wie Karl Moik hat das nie gestört. Bei ihm war der Schwarzwald grün, die Blasmusik schmissig und sowohl für die Fischerin vom Bodensee als auch die Patrona Bavaria war bei ihm immer ein Platzerl frei.
Die Häme, die ihm von kritischen Blättern entgegenschlug, hat er ausgehalten, auch wenn es ihm oft schwergefallen ist. In den frühen 1990er Jahren, als der volkstümliche Schlager all den Menschen Trost brachte, die mit Herbert Grönemeyer oder den Scorpions nichts anzufangen wussten, war der Oberösterreicher eine Art alpenländischer König.
Diese sogenannte Volksmusik, die flugs zur Marke wurde, war immer eher ein volkstümlicher Schlager. Traditionelle Musiker, die sich dem Erbe authentischer Klänge verpflichtet fühlen und freche junge Gruppen, die die Jodel- und Schlagerklischees des Genres aufbrachen, mussten sich andere Bühnen suchen.
Millionen Menschen brachte Karl Moik mit seinem Faktotum Hias und all den gut gelaunt auftretenden Sängern und Gruppen ein Stück heile Welt ins Wohnzimmer. Gleichzeitig provozierte er bis zu seinem unfreiwilligen Abgang 2005 einige Kritik: Die schlichte Weltsicht, für die seine Show zu stehen schien, war vielen zu einfach. Andere fühlten sich beruhigt. Was auch mit dem Glauben an den Showmaster zu tun hat, der ja nichts anderes im Sinn hat als einem ein paar Stunden leichter Unterhaltung anzubieten. So gesehen – auch wenn er nicht den Charme etwa eines Quizprofis wie Hans-Joachim Kulenkampff hatte –, füllte er eine Lücke aus.
Karl Moik litt schon lange unter gesundheitlichen Problemen
Am Donnerstag ist Moik im Alter von 76 Jahren im Landeskrankenhaus Salzburg gestorben. Gesundheitliche Probleme hatten ihn schon lange verfolgt. Zweimal erlitt er einen Herzinfarkt.
Geboren wurde Moik 1938 in Linz. Sein Showtalent habe sich schon früh bemerkbar gemacht, sagte er. So tingelte er mit dem Jazz-Trio „Jolly Austrians“ durch Europa. Da er den Swing schätzte, durften gemäßigte Jazzer später auch im „Musikantenstadl“ auftreten.
Dem Schmäh nicht abhold, verstand Moik sich auch als gewitzter Kommentator von Fußballspielen. Dadurch fiel er dem Österreichischen Rundfunk (ORF) auf.
1980 entwarf er den „Musikantenstadl“, 1983 lief die Sendung erstmals im deutschen Fernsehen. Der Erfolg war überwältigend: In der Moik-Ära bis 2005 sahen nach ARD-Angaben weltweit rund 2,3Milliarden Menschen den „Stadl“. Fast 150 Ausgaben wurden ausgestrahlt – und das, obwohl alle Sänger zu Voll-Playback auftraten. Das heißt, die Musik kam aus der Konserve. Neben der Volksmusik gab Moik auch Operetten und Schlagern eine Bühne.
Der Entertainer hatte sich nicht immer im Griff
Als Stadl-Globetrotter war er seiner Zeit voraus. 1999 verfolgten mehrere hundert Millionen Zuschauer des chinesischen Staatsfernsehens das Blasmusikspektakel in Peking. Als seine Show aus Dubai 2001 aus politischen Gründen nicht live übertragen wurde, war Moik stinksauer, wie man so sagt.
Überhaupt hatte er sich nicht immer im Griff. Als in einem „Musikantenstadl“ Patrick Lindner „O Sole Mio“ angestimmt hat, rügte ihn der Moderator, dass er „von den Spaghetti-Fressern“ singe.
Dramatisch war der unfreiwillige Abgang Moiks von „seiner“ Sendung, mit der er sich so identifiziert hat. Nach dem „Silvesterstadl“ 2005/2006 in Kärnten erlitt er einen Schlaganfall und kam ins Spital. Sein Ausscheiden aus der Sendung war gegen seinen Willen von ORF und ARD beschlossen worden.
Der heute 54 Jahre alte Schlagersänger Andy Borg übernahm damals. Auch er wurde jetzt geschasst.
Die Zukunft des einstigen Quoten-Hits steht offenbar auf der Kippe. Nachfolger Borgs werden zwar gehandelt, aber eines ist sicher: Die Glanzzeiten der Ära Moik sind Fernsehgeschichte.
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