Auslieferung des mutmaßlichen Kindermörders dürfte Wochen dauern
Knapp eine Woche wird nach dem 33-jährigen Vater einer getöteten Zweijährigen gefahndet - nun hat die Polizei ihn in Spanien festgenommen. Die Auslieferung dauert aber wohl Wochen.
Die Auslieferung des Mannes, der in Hamburg seine zweijährige Tochter umgebracht haben soll, dürfte sich einige Wochen hinziehen. Der Mann war am Sonntag in Spanien festgenommen worden. Der 33-Jährige ist ein abgelehnter Asylbewerber aus Pakistan.
Mit dem internationalen Haftbefehl, den die Staatsanwaltschaft Hamburg in der vergangenen Woche ausgestellt hatte, sei auch bereits das Ersuchen um Auslieferung nach Deutschland gestellt, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag.
Es gebe keine Auslieferungshindernisse. Der Verdächtige sei pakistanischer Staatsangehöriger und werde nicht wegen eines politischen oder militärischen Deliktes gesucht. Dennoch könnten die Formalitäten und die Organisation der Auslieferung einige Wochen dauern.
Zweijährige tot in Hamburger Wohnung aufgefundennächsten Tagen abstimmen.
Das kleine Mädchen war am vergangenen Montag in der Wohnung der Familie im Stadtteil Neugraben-Fischbeck mit einer Schnittverletzung am Hals gefunden worden. Die 32 Jahre alte Mutter war zuvor zur Polizeiwache gegangen, um ihren Mann wegen Bedrohung anzuzeigen. Die Polizei war einem Sprecher zufolge schon mehrfach wegen häuslicher Gewalt gerufen worden. Als die Beamten diesmal die Wohnung betraten, entdeckten sie das tote Kind. Noch in der Nacht begann die Fahndung nach dem Vater, einem abgelehnten Asylbewerber aus Pakistan.
Der Mann war der Staatsanwaltschaft bereits bekannt. Gegen ihn war schon ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung an einem Sohn seiner Frau aus einer früheren Beziehung eingeleitet worden. Der Junge habe aber keine körperlichen Schäden erlitten, hatte Oberstaatsanwältin Nana Frombach gesagt. Auch wegen des Verdachts der Bedrohung seiner Ehefrau wurde gegen den Mann ermittelt.
Das Jugendamt im Bezirk Harburg betreute die Familie. Zwei Mal gab es einen Verdacht auf Kindeswohlgefährdung - beide Male habe sich das aber nicht bestätigt, sagte eine Sprecherin des Bezirksamts. Eine Nachbarin hatte den 33-Jährigen am Dienstag als "hochaggressiv" bezeichnet.
Ein Motiv des 33-jährigen Vaters ist nicht bekannt. Bei dem Mann handelt es sich um einen abgelehnten Asylbewerber aus Pakistan. Entsprechende Medienberichte hatte ein Sprecher der Ausländerbehörde bestätigt. Sein Asylantrag aus Hessen war Anfang 2012 abgelehnt worden, er wurde aber weiter geduldet.
Nachbarin bezeichnet Tatverdächtigen als "hochaggressiv"
Nach der Geburt des Mädchens durfte der Pakistaner im Januar 2016 nach Hamburg ziehen. Dort stellte er einen Antrag auf eine Aufenthaltserlaubnis, der den Angaben zufolge jedoch abgelehnt wurde. Dagegen legte der Vater Widerspruch ein. Sein Anwalt erreichte mit einem Eilantrag einen sogenannten Hängebeschluss des Verwaltungsgerichts - das heißt, der Mann durfte aufgrund der familiären Bindung vorerst nicht abgeschoben werden.
Bei jedem vierten Kind, das in Deutschland durch Mord oder Totschlag stirbt, stehe der Tod im Zusammenhang mit einer gescheiterten Beziehung, erläuterte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe, Rainer Becker. Bei schwierigen Beziehungen entstehe oft der Wunsch, dem Partner etwas besonders Grausames anzutun, das diesen sein Leben lang belastet. Etwa zwei Drittel der Täter seien männlich.
Die Jugendämter müssten dafür sensibilisiert werden, die totale Eskalation eher in Betracht zu ziehen, sagte Becker. Er forderte standardisierte Verfahren für die Risikoanalyse von eskalierter Gewalt. Solche Verfahren könnten es Jugendämtern, Polizisten und Familiengerichten erleichtern, Gefahren zu erkennen und die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Becker schränkte jedoch ein, dass Jugendämter Eskalationen selbst dann nicht immer verhindern könnten, wenn sie wüssten, dass es in einer Familie Gewalt gibt. AZ, dpa
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