Neun Menschen sterben bei Unwetter in Italien
Italien ist wegen Unwettern im Alarmzustand. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen. Venedig vermeldet ein Rekord-Hochwasser, am Brenner rutschen Erdmassen ab.
Der Sturm reißt Bäume aus, Venedig steht unter Wasser, Menschen sterben: Die Schlechtwetterfront mit Starkregen und Sturmböen lähmt seit Tagen weite Teile Italiens. Mindestens neun Menschen starben, unter anderem ein freiwilliger Feuerwehrmann der in St. Martin in Thurn in Südtirol am Montagabend von einem Baum erschlagen wurde. Auf die Brenner-Autobahn in Südtirol rutschten Erdmassen. Die wichtige Verkehrsverbindung zwischen Österreich und Italien wurde am Montag zeitweise gesperrt, derzeit ist sie teilweise befahrbar. Venedig vermeldete einen Hochwasserrekord, der Markusplatz wurde evakuiert. Die Polizei brachte Touristen in Sicherheit. In Rom knickte der Wind Bäume um wie Streichhölzer, Antennen flogen von den Dächern.
Die Schlechtwetterfront mit Starkregen und Sturmböen lähmte das Land praktisch von Nord bis Süd. Schulen und Kindergärten blieben in vielen Regionen geschlossen, darunter in Venetien, in Ligurien, in ganz Rom und in Teilen der Toskana.
In Schlanders in Südtirol kam ein Mädchen verletzt ins Krankenhaus, nachdem es von einem Stein getroffen worden war. Die Bahnstrecke zum Brennerpass war am Dienstagmorgen unterbrochen, die Brennerautobahn einspurig befahrbar. In Dimaro in der Provinz Trient trat ein Wildbach über die Ufer, 200 Menschen wurden in Sicherheit gebracht.
In der Provinz Frosinone südlich von Rom waren am Montag zwei Menschen ums Leben gekommen, als ein Baum auf ihr Auto stürzte, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Weitere Tote gab es laut Medienberichten in Neapel. Schon am Sonntag waren mindestens fünf Menschen gestorben.
Unwetter in Italien: Brenner-Autobahn war gesperrt
Auf der Autobahn zwischen Brenner und Sterzing hatte schon am Sonntag ein Erdrutsch mehrere Autos erfasst, es gab aber keine Schwerverletzten. Auf Bildern war zu sehen, wie Autos im braunen Schlamm feststecken. Der ADAC rief Autofahrer auf, die Gegend weiträumig zu umfahren. Die Bahnstrecke zum Brennerpass war am Dienstagmorgen unterbrochen, die Brennerautobahn einspurig befahrbar.
In Südtirol hatte der Zivilschutz die höchste Alarmstufe Rot ausgerufen. Das bedeutet, dass ein "Katastrophenfall" möglich sei. "Der Boden kann nur mehr wenig Wasser aufnehmen", erklärte die Feuerwehr. Damit steige die Gefahr für weitere Erdrutsche. Auch die Flüsse dürften weiter anschwellen.
Unwetter in Italien: Rekord-Hochwasser in Venedig
In Venetien war die Lage angespannt. Vor allem in Venedig ist man Hochwasser gewohnt, doch die Lage am Montag war so kritisch wie selten. Bürgermeister Luigi Brugnaro zeigte sich in einem Video vor dem Markusplatz - dahinter reißende Wassermassen. Der Platz sei evakuiert worden, die Polizei trug Kinder durch das Wasser.
Am Montagnachmittag waren 156 Zentimeter über dem Meeresspiegel gemessen worden - so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das bedeutet, dass 70 Prozent der historischen Altstadt überflutet sind. Und das Wasser in der Unesco-Welterbestadt sollte weiter steigen. Brugnaro rief alle Bewohner auf, zuhause zu bleiben. Am Dienstag besserte sich die Lage dort etwas, die Behörden erwarteten einen Wasserstand von noch 110 Zentimetern.
Im Hinterland, im bekannten Skiort Cortina d'Ampezzo, mussten Dutzende Menschen ihre Häuser räumen.
Im Norden Venetiens waren seit Samstag 400 Millimeter Niederschlag gemessen worden. Regionalpräsident Luca Zaia warnte, die Böden könnten kaum noch weiteres Wasser aufnehmen, und die Flüsse trügen schon jetzt Hochwasser. So trat in Dimaro in der Provinz Trient ein Wildbach über die Ufer, 200 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. In Schlanders kam ein Mädchen verletzt ins Krankenhaus, nachdem es von einem Stein getroffen worden war.
In Rom wurden Autos zerquetscht
In Rom knickten Bäume im Zentrum um, Autos wurden zerquetscht, Straßen gesperrt. Das Kolosseum, der Palatin-Hügel und die Kaiserforen wurden für Besucher gesperrt.
Weiter im Süden blieben Schiffe im Hafen, so wurde zwischen Neapel und der Insel Ischia der Verkehr eingestellt. In Alghero auf Sardinien sprachen Medien von Hagelkörner so groß wie Tischtennisbälle.
Immerhin: Am Dienstag sollte sich das Wetter ein wenig bessern, jedoch warnte der Wetterdienst 3B Meteo vor neuen Unwettern im Nordwesten. Bisher seien schon sieben Menschen wegen der Unwetter ums Leben gekommen, meldete Ansa.
Genua schließt Häfen und Flughafen
In Ligurien war ebenfalls höchster Alarm. Der Zivilschutz sprach von einer Sturmflut mit Wellen, die bis zu sieben Meter erreichen könnten, meldete Ansa. In der nordwestlichen Region Ligurien sind alle Häfen geschlossen worden. Ankommende Schiffe müssten vor der Küste auf ein Ende des Sturmes warten, teilte Regionalpräsident Giovanni Totti am Montagabend in Genua mit.
Acht bis zehn Meter hohe Wellen brachen sich an der ligurischen Küste, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Der Sturm riss im Küstenort Rapallo, rund 30 Kilometer südöstlich von Genua, mehrere Luxusjachten aus der Vertäuung und ließ sie aufs Ufer krachen.
Außerdem wurde das Auto-Terminal im Hafen von Savona westlich von Genua überflutet. Nach einem Kurzschluss in zwei Lagerhallen brach Feuer aus, weshalb einige Hundert Autos zerstört worden seien, meldete Ansa. Die Meisten seien Autos der Luxusmarke Maserati gewesen, die für den Export in den Nahen Osten bestimmt waren.
Auch der internationale Flughafen Cristoforo Colombo in Genua war am Dienstagmorgen geschlossen. Alle Flüge seien gestrichen worden, meldete Ansa.
In dem Ort Monterosso in der Touristengegend Cinque Terre mussten die Menschen Erdgeschosswohnungen verlassen. In ganz Ligurien waren 22.000 Haushalte ohne Strom.
Wegen Orkanböen fielen in Kroatien Fährverbindungen aus
Nicht nur Italien, auch Kroatien war betroffen. Die Autobahnen rund um die nördliche Hafenstadt Rijeka wurden nach Medienberichten wegen Starkregens vorerst für den Verkehr gesperrt. Wegen Sturms mit Orkanböen fielen zwischen Dubrovnik und Rijeka zahlreiche Fährverbindungen vom Festland zu den Inseln aus. Der staatliche Wetterdienst erließ am Montagmorgen für die gesamte kroatische Küstenregion höchste Warnstufe.
Meldungen zum Wetter gab es auch aus der Schweiz: Wegen starken Schneefalls waren mehrere Alpenpässe gesperrt. Darunter ist auch der Gotthardpass, der letztmals vor zehn Jahren bereits Ende Oktober nicht mehr passierbar war.
In Österreich sollten angesichts von Hochwasser und drohender weiterer Regenfälle die Schulen in Teilen Kärntens und in Osttirol am Dienstag geschlossen bleiben, so die Behörden. Sorgen bereitet auch der Sturm. Die Menschen im Raum Klagenfurt wurden aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. (dpa)
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