Odenwaldschule: Opferverein fordert Schließung des Internats
Weil gegen einen Lehrer der Odenwaldschule jetzt wegen Kinderpornografie ermittelt wird, fordert der Opferverein die Schließung der Einrichtung.
Nachdem bekannt wurde, dass ein Lehrer der Odenwaldschule unter Kinderpornografie-Verdacht steht, fordert der Opferverein "Glasbrechen" die Schließung der Einrichtung.
Im Hessischen Rundfunk sagte Adrian Koerfer, Vorsitzender von "Glasbrechen", das reformpädagogische Konzept der Schule, wonach Schüler und Lehrer unter einem Dach zusammenwohnen, solle aufgegeben werden.
Ab sofort sollten außerdem keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr aufgenommen werden, forderte Koerfer.
Staatsanwaltschaft Darmstatt: Kinderpornografie sichergestellt
Die Schule im Heppenheimer Ortsteil Ober-Hambach hatte am Samstag mitgeteilt, dass ein Lehrer im Verdacht stehe, im Internet Kinderpornos heruntergeladen zu haben. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung auf dem Internatsgelände stellte die Staatsanwaltschaft Darmstadt entsprechendes Material sicher.
Die Ermittler waren, so berichtet der Mannheimer Morgen, durch einen Hinweis der australischen Polizei auf den Physik-, Mathematik- und Chemielehrer aufmerksam geworden. Dessen Internet-Adresse soll dort im Zuge von Ermittlungen gegen einen internationalen Kinderporno-Ring aufgetaucht sein.
In einer schriftlichen Erklärung der Schule heißt es, dass Odenwaldschüler nicht betroffen seien. Der Lehrer sei seit 2011 in dem Internat beschäftigt gewesen.
Ab Mai werden Wissenschaftler Missbrauch im Internat aufarbeiten
Erst im März hatte die Schule einen neuen Anlauf gestartet, den jahrzehntelangen sexuellen Missbrauch von Schülern durch Lehrer aufzuarbeiten. Dafür wurden Wissenschaftler aus München und Rostock herangezogen worden. Ab Mai sollen diese untersuchen, wie es zu den Übergriffen gekommen war und wie es passieren konnte, dass diese trotz Bekanntwerden 1999 erneut verdrängt wurden.
Nach einem im Dezember 2010 vorgestellten vorläufigen Abschlussbericht wurden an der Schule in den Jahren zwischen 1965 und 1998 insgesamt 115 Jungen und 17 Mädchen Opfer von sexuellem Missbrauch. Erst im Frühjahr 2010 wurden die Verbrechen grundlegend aufgedeckt.
In dem Bericht als Täter aufgeführt wurden 13 Lehrer und Mitarbeiter, eine Lehrerin und vier Mitschüler. Weil die mutmaßlichen Taten verjährt waren, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt jedoch sämtliche Ermittlungenverfahren gegen die 15 ehemaligen Lehrkräfte und Mitarbeiter sowie gegen einen Ex-Schüler eingestellt. epd
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