Rätsel um Zustand von "Cecils" Löwen-Bruder "Jericho"
"Jericho", der Bruder des getöteten Löwen "Cecil", soll am Samstag ebenfalls gewildert worden sein, so eine Tierschutzorganisation. Doch ein Forscher wiedersprach den Behauptungen.
Die Tötung von Löwe "Cecil" hatte in der vergangenen Woche weltweit Empörung ausgelöst. Simbabwe will die Auslieferung des Jägers aus den USA erreichen. Der im Bundesstaat Minnesota lebende Zahnarzt Walter Palmer soll den 13 Jahre alten Löwen, der als eine Art Wahrzeichen eines Nationalparks im Nordwesten Simbabwes galt, Anfang Juli mit einem Trick aus dem Park gelockt haben.
Zunächst versuchte Palmer vergeblich, das Tier mit Pfeil und Bogen zu erlegen, verletzte es aber nur. Rund 40 Stunden später wurde das Tier erschossen.Der 13 Jahre alte Löwe mit seiner charakteristischen schwarzen Mähne war bei den Besuchern des Hwange-Nationalparks sehr beliebt. Nach Angaben des Verbands der Safari-Anbieter wurde er in dem Park geboren und war "halb zahm". Cecils Fell war abgezogen, sein Kopf fehlte. Eindeutig identifiziert wurde er durch sein GPS-Halsband.
Wurde auch Löwe "Jericho" getötet?
Widersprüchliche Berichte gibt es über "Jericho", den Bruder des Löwen "Cecil": Während eine Tierschutzorganisation in Simbabwe am Samstag erklärte, "Jericho" sei ebenfalls getötet worden, erklärten Forscher laut CNN, ihrer Satellitenüberwachung zufolge sei das Tier im Hwange Nationalpark noch am Leben.
Jagdtrophäen nach Deutschland eingeführt
Die Jagdtrophäen von elf Löwen haben Jäger einem Bericht zufolge 2014 legal nach Deutschland eingeführt. Das geht aus den Daten des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) hervor, über die die "Welt am Sonntag" berichtet. Unter den Trophäen waren demnach auch 43 Schwarzbären, 36 Leoparden sowie sieben Afrikanische Elefanten und ein Eisbär. Insgesamt wurden dem Bericht zufolge 325 geschützte, aber dennoch getötete Tiere legal nach Deutschland eingeführt.
Der in Simbabwe von einem US-Zahnarzt getötete Löwe "Cecil" hätte dem Bericht zufolge nicht als Jagdtrophäe nach Deutschland gebracht werden dürfen: "Der Löwe "Cecil" wäre nach unserer Rechtsauslegung der entsprechenden EU-Artenschutzverordnungen nicht nach Deutschland gekommen", zitierte die Zeitung den zuständigen BfN-Abteilungsleiter für Artenschutz, Dietrich Jelden. Nach seinen Worten hätte das BfN eine Einfuhr dieser Trophäe nicht genehmigt, weil der Löwe in einem Nationalpark beheimatet war.
Um geschützte Tiere als Trophäen nach Deutschland einführen zu können, benötigen Jäger eine entsprechende Genehmigung des BfN. "Jeder Einzelfall wird überprüft", sagte Jelden. "Der Jäger muss wahrheitsgemäße Angaben machen, wo und wann das Tier erlegt wurde. Außerdem muss eine Ausfuhrgenehmigung vorgelegt werden, die zeigt, dass es sich um eine legale und nachhaltige Jagd handelt."
Wilderei in Afrika hat stark zugenommen
Die Wilderei - Opfer sind vor allem Elefanten und Nashörner - in Afrika hat Umwelt- und Tierschutzorganisationen zufolge zuletzt stark zugenommen. Dabei sterben jedes Jahr beispielsweise rund 30.000 Elefanten weltweit - Tendenz steigend.
Am häufigsten wird mit Gewehren gejagt. In der Regel kostet eine Löwenjagd zwischen 60.000 und 120.000 Dollar. "Für die Jagd mit Pfeil und Bogen muss man 3000 Dollar zusätzlich rechnen", erklärt Fundira. Davon fließt ein Teil in den Umweltschutz, die Pflege des Schutzgebietes oder die Löhne der einheimischen Führer. Doch die Aufteilung ist wenig transparent.
60.000 Dollar für eine Löwenjagd
Für Tierschützer wirft der Tod des beliebten Löwen ein Schlaglicht auf die Auswüchse einer Branche, die ihrer Meinung nach zur Dezimierung der Löwenpopulation beiträgt. "Der Verlust von Cecil ist absolut verwerflich und traurig, und sein Schicksal ist kein Einzelfall", kritisiert der Vorsitzende der Naturschutzorganisation Panthera, Luke Hunter.
"Lassen Sie sich nicht von der Jagdindustrie überzeugen, dass Cecil ein Einzelfall war", warnt auch Chris Mercer, der im vergangenen Jahr mit einer Kampagne gegen die Gatter-Jagd Schlagzeilen machte: Dabei werden Löwen in Käfigen aufgezogen und erst wenige Tage vor der Jagd frei gelassen. Den afrikanischen Regierungen gibt Mercer eine Mitschuld: Ihre wohlwollende Politik unterstütze die Großwildjäger-Lobby, sagt er. dpa/afp/AZ
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