Regierung will Regenwaldzerstörung stoppen
Die brasilianische Regierung will verstärkt gegen die zuletzt wieder zunehmende Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes vorgehen.
In den Gebieten mit den größten Zerstörungsraten werde es solange keine Genehmigungen für Urwaldabholzungen geben, bis sämtliche damit befassten Firmen neu registriert seien, teilte das Umweltministerium am Donnerstag (Ortszeit) in Brasilia mit. Die Bundespolizei werde außerdem die Kontrollen in den vier am stärksten betroffenen Bundesstaaten durch die Entsendung von 800 zusätzlichen Beamten intensivieren, hieß es.
Staatsbanken würden darüber hinaus in Zukunft keine Kredite für Unternehmen der Vieh- und Sojawirtschaft im Amazonasgebiet gewähren, ohne Umweltauflagen zu verlangen, erklärte Umweltministerin Marina Silva nach einer Krisensitzung mit Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva. Illegal abholzende Unternehmen würden mit einem Embargo belegt werden.
Die Regierung hatte am Mittwoch eine dramatische Zunahme des Regenwaldsterbens bekanntgegeben. Demnach wuchs die monatliche Zerstörungsrate von 234 Quadratkilometern im August 2007 auf 948 Quadratkilometer im vergangenen Dezember. Die in nur einem Monat vernichtete Fläche der "grünen Lunge der Erde" ist damit größer als Hamburg.
Von "extrem Besorgnis erregenden Zahlen" sprach Umweltstaatssekretär José Capobianco. Allein zwischen August und Dezember 2007 seien 3235 Quadratkilometer Urwald abgeholzt worden. Das sei aber lediglich eine vorläufige Zahl, die sich noch ohne weiteres verdoppeln könne, da man die Satellitenbilder noch genauer analysieren müsse.
Erst vor wenigen Monaten hatte die Regierung den Rückgang der Regenwaldzerstörung um 50 Prozent zwischen Juli 2005 und Juli 2007 gefeiert. Dieser Erfolg wurde auf schärfere Kontrollen zurückgeführt.
Seit 1970 verlor der Amazonas-Urwald bereits knapp 700 000 Quadratkilometer. Das entspricht nahezu der zweifachen Ausdehnung Deutschlands. Das größte Urwaldgebiet der Erde im Tiefland des Amazonas umfasst heute noch rund sechs Millionen Quadratkilometer. Der Wald gilt als einer der artenreichsten Lebensräume der Erde.
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