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Erdbeben
21.09.2017

Schicksalstag in Mexiko: Ein Land starrt auf Drama an Grundschule

Rettungskräfte suchen in einer eingestürzten Schule nach vermissten Kindern.
Foto: Jorge Serratos, dpa

19. September 1985: Fast 10.000 Menschen sterben bei einem Erdbeben. 19. September 2017: Die Hauptstadt übt den Ernstfall. Zwei Stunden später tritt der Ernstfall ein.

Zwei Minuten, 16 Sekunden. Eine lächerlich kurze Zeit im Kreislauf des Alltags. Diese zwei Minuten, 16 Sekunden jedoch reichen aus, um eine ganze Kette an Geschichten zu erzählen. Eine Geschichte über die unvorstellbare Kraft der Natur, über Urängste und Zweifel. Aber auch über das, was Menschsein ausmacht. Und: Eine Geschichte mit einem doppelten Happy End – sofern der Begriff „Glück“ bei so viel Leid auf einmal überhaupt eine Berechtigung hat.

Zwei Minuten, 16 Sekunden also dauert das Video, das jemand auf dem Internet-Portal Youtube hochgeladen hat. Es beginnt mit einer Gruppe aufgeregter, spanischsprachiger Männer vor einer mit Brüchen und Rissen übersäten gelben Hausfassade. Ihre Blicke sind auf ein Gitter am Sockel des Gebäudes gerichtet, hinter dem sich ein Loch auftut. Daraus – so kann man die Aufgeregtheit deuten – dringen Lebenszeichen. Ein Mann versucht mit bloßen Händen ein Fassadenstück wegzustemmen, um den Spalt dahinter zu vergrößern.

Dann beginnt das Smartphone, mit dem die dramatische Szene gefilmt wird, zu wackeln, immer mehr, das Bild wird unscharf. Gerade so ist zu erkennen, wie jemand ein kleines Mädchen aus dem Spalt hervorzieht – auf den ersten Blick unversehrt. Gleichzeitig ist das Weinen eines anderen Kindes zu hören. Es wird lauter, immer lauter. Bis das Weinen ein Gesicht bekommt. Das Gesicht eines Jungen auf den Armen eines Mannes. Verängstigt. In Tränen aufgelöst. Aber am Leben. Ein kurzer Moment des Glücks. Während unten in den Tiefen des Lochs das Drama weitergeht.

Erdbeben in Mexiko: Schulgebäude ist eingestürzt

Zu dem Zeitpunkt liegen noch mehrere Kinder und Erwachsene unter den Trümmern dessen, was in der Millionen-Metropole Mexiko-Stadt einmal die Grundschule „Enrique Rébsamen“ war. Das Beben hat im Viertel Coapa seine ganze zerstörerische Kraft entfaltet. Das Schulgebäude, in dem auch ein Kindergarten und ein Gymnasium untergebracht waren, ist eingestürzt. Davor warten Eltern, von Panik gezeichnet, auf Nachrichten. „Niemand kann meinen Schmerz nachfühlen“, sagt Adriana Fargo. Ihre Tochter gehört zu den Vermissten. Sie ist sieben.

Die Freiwilligen, die schnell zur Stelle waren, haben da schon 21 Kinder und vier Erwachsene geborgen, deren Leben nicht mehr zu retten ist. Ein riskanter Einsatz. Jeden Moment können die Gesteinsmassen nachgeben. „Wir können keine Maschinen einsetzen“, beklagt Mexikos Innenminister Miguel Ángel Osorio Chong. Die Retter versuchen mit Spitzhacken und Händen vorzudringen. Ein verzweifelter Kampf. Ein Reporter, der die Bergung eines toten Mädchens miterlebt, sagt: „Mein Herz ist gebrochen.“

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Mehrere hundert Tote nach schwerem Erdbeben in Mexiko
Foto: Gustavo Martinez Contreras, dpa

Die Augen der Mexikaner richten sich an ihrem Schicksalstag vor allem auf diesen Schauplatz. Obwohl an so vielen Stellen der Stadt Häuser eingestürzt und Menschen unter den Trümmern begraben sind, an so vielen Stellen Tote geborgen werden. Viele derjenigen, die nach dem Erdbeben der Stärke 7,1 mit dem Schrecken davongekommen sind, versuchen sich die Angst von der Seele zu reden. Immer wieder sind vor allem diese Worte zu hören: ausgerechnet der 19. September.

Gerade einmal zwei Stunden zuvor haben in der Stadt die Sirenen geheult. Eine große Evakuierungsübung in Bürogebäuden, Schulen und Krankenhäusern, wie jedes Jahr am 19. September. Die Leute machen wie immer fleißig mit. Wie überhaupt die Sicherheitskräfte im Großraum Mexiko-Stadt, in dem an die 20 Millionen Menschen leben, als top geschult gelten. Schließlich kommt es in Mexiko immer wieder zu Erdbeben.

Das damalige Beben hat das Land verändert

Noch früh am Morgen hat die Stadt an jenes aus dem Jahr 1985 erinnert. Auch das hatte sich an einem 19. September ereignet. Es kostete rund 10.000 Menschen das Leben. Am 32. Jahrestag sagt der Regierungschef der Hauptstadt, Miguel Angel Mancera: „Heute ist Mexiko-Stadt besser vorbereitet.“ Die Stadt sei widerstandsfähiger als damals und habe ihre Lektion gelernt. Da weiß er noch nicht, wie seine Worte in den nächsten Stunden auf die Probe gestellt werden.

Das damalige Beben hat das Land verändert. Ein Jahr vor der Fußball-Weltmeisterschaft in den heimischen Stadien stand ganz Mexiko unter Schock. Knapp zwölf Monate später wurde trotzdem gespielt. Das sagt viel aus über die Seele der Mexikaner. Das Land ist katastrophenerprobt und lässt sich von den Launen der Natur nicht aus der Bahn werfen. Und auch nicht vom Drogenkrieg und der inneren Zerrissenheit. Man darf ja nicht vergessen: Erst vor zwei Wochen hat ein starkes Beben mit fast 100 Toten den Süden des Landes heimgesucht. Zugleich baute sich ein Hurrikan über dem Land auf, der ebenfalls Tod und Zerstörung brachte. Doch in den Stunden der Not rücken die Menschen in Mexiko zusammen.

Das Beben vor 32 Jahren war auch in anderer Hinsicht ein einschneidendes Ereignis. Heute sind die Bauvorschriften deutlich restriktiver, umfangreiche Notfallpläne wurden erarbeitet. Allerdings liegt das Land in einer der weltweit aktivsten Erdbebenzonen – gegen die Kraft der Natur lassen sich kaum absolut erdbebensichere Hochhäuser bauen.

1985 war Claudia Rossol zwölf Jahre alt. Sie saß gerade im Klassenzimmer. Erste Stunde. Zwölf Minuten nach sieben. „Das Beben war lang und stark“, erinnert sie sich. Weil das Gebäude die Erdstöße unbeschadet überstand, durften die Kinder aber nicht früher nach Hause. Der Unterricht ging weiter, als wäre nichts passiert. Als Claudia Rossol später heimkam und in den Nachrichten hörte, wie schwer das Beben die Stadt getroffen hatte, war sie schockiert.

Heute wohnt die 44-Jährige in Kühlenthal im Landkreis Augsburg. Ihre Eltern und Geschwister leben noch in Mexiko-Stadt. Sie hat gleich am Dienstag versucht, Mutter und Vater, die östlich des Zentrums ein Haus haben, zu erreichen. Vergeblich. „Das Telefonnetz ist kaputt“, erzählt Claudia Rossol. Ihr Bruder hat sich dann per WhatsApp gemeldet und Entwarnung gegeben: Allen geht es gut. Schäden gibt es bei ihnen nicht. Viele andere aber hat es erwischt. Das zeigen die Fotos, die ihr Bruder geschickt hat und auf denen eingestürzte Häuser zu sehen sind. „Die Stadt ist voller Ruinen. Das ist unheimlich. Ich bin dort aufgewachsen und kenne die Orte, die nun zerstört sind.“

Inmitten der Tränen gibt es die kleinen Wunder

Es ist mittags Viertel nach eins an diesem Tag, als es neben Coapa vor allem die Viertel Roma, Condesa und Doctores trifft. In Roma etwa, jenem beliebten Ausgehviertel, das schon 1985 in Mitleidenschaft gezogen wurde, stehen viele Gebäude nicht mehr. Gasleitungen sind geplatzt. Die Straßen sind voller Menschen, die in Panik aus ihren Wohnungen geflüchtet sind. Vor einem eingestürzten Haus hält ein Helfer ein Pappschild mit dem Wort „Silencio“ – Ruhe – hoch. Er und die anderen Bergungskräfte wollen den Moment nicht verpassen, sollte sich ein Überlebender in den Trümmern bemerkbar machen.

Denn inmitten der Tränen und Verzweiflung gibt es sie doch, die kleinen Wunder. So wie in der Grundschule „Enrique Rébsamen“. Oder auf der Avenida Álvaro Obregón in Roma. Plötzlich hört man lautes Jubeln. Rettungskräfte haben einen Überlebenden geborgen. Die Uhr tickt unbarmherzig. Noch erhalten die Menschen verzweifelte WhatsApp-Nachrichten von Angehörigen oder Freunden, die unter den Trümmern begraben sind. Ein Ehepaar starrt auf die Wand eines eingestürzten Hauses. Die Frau sagt zu ihrem Mann: „Wenn du helfen willst, mein Schatz, dann tu es. Sei aber vorsichtig.“ In den Fenstern flattern die Gardinen. Von den Bewohnern ist nichts zu sehen.

Auf der Avenida Nuevo León steht eine Frau vor einer Liste mit den Namen von 16 geretteten Menschen. „Meine Familie wohnt in diesem Gebäude“, schreit sie. „Ihre Namen sind nicht auf der Liste, sie stehen da nicht drauf.“ Eine Polizistin wendet sich ihr zu und sagt: „Wir wissen nicht, wie viele noch in den Trümmern sind.“ Stündlich steigt die Zahl der Toten. Erst sind es sieben, dann über 40, 77, dann 120, irgendwann mehr als 200.

Das Zentrum des Bebens liegt rund 130 Kilometer Luftlinie südöstlich von Mexiko-Stadt bei Axochiapan. Im Bundesstaat Puebla müssen inmitten des Chaos zwei beschädigte Gefängnisse evakuiert und Gefangenentransporte organisiert werden. In San José Chiapa, 185 Kilometer von Mexiko-Stadt entfernt, steht ein Werk des Autobauers Audi. Auch dort ist das Beben deutlich zu spüren. Von den rund 5000 Mitarbeitern, sagt Unternehmenssprecher Joachim Cordshagen auf Anfrage, wird niemand verletzt.

Audi lässt sofort Gebäude evakuieren

Audi lässt die Gebäude sofort evakuieren. Etwa eine dreiviertel Stunde nach dem Beben können die Beschäftigten wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Experten haben eine Inspektion vorgenommen. Dabei seien „keine strukturellen Schäden festgestellt worden, die die Produktion behindert hätten“, sagt Cordshagen. Die Abendschicht wird allerdings früher beendet und die Nachtschicht abgesagt, damit sich die Mitarbeiter um ihre Familien kümmern können. Audi produziert in seinem erst 2016 eröffneten Werk das Modell Q5 für den Weltmarkt.

Vor der Grundschule in Mexiko-Stadt brandet Jubel auf, als die Helfer die beiden Kinder aus der Spalte ziehen. Das Mädchen und der Junge haben staubige Gesichter, sie weinen, aber sie sind in Sicherheit. „Papa, bring mich zu meinen Brüdern“, ruft Fátima. Der Vater schließt seine Tochter fest in die Arme und atmet schwer. Einer seiner Söhne ist tot. Der andere wird noch vermisst. mit afp und dpa

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