Serie "Hindafing" zeigt das dunkle Bayern
Der Bayerische Rundfunk beschreitet neue Wege. In Kooperation mit der Münchner Film-Hochschule entstand die TV-Serie "Hindafing". Wird sie ihren großen Vorbildern gerecht?
Der Bayerische Rundfunk zeigt in Doppelfolgen ab Dienstag (20.15 Uhr) seine neue Serie "Hindafing". Online sind bereits alle sechs Folgen in der Mediathek des BR abrufbar. Mit der Serie beschreitet der Sender neue Wege. Wir haben einen ersten Blick gewagt.
Um was geht es in "Hindafing"?
Der Hindafinger Bürgermeister Alfons Zischl (Maximillian Brückner) hat in der Serie drei Probleme: seinen verstorbenen, übermächtigen Vater, seine Schulden - und nicht zuletzt seine Crystal-Meth-Sucht. Als ihm dann auch noch ein Drogendealer im Nacken sitzt und das geplante Gewerbezentrum "Donau Village" im Gemeinderat unter Kritik gerät, entgleitet ihm zusehends die Kontrolle. Als er versucht, sie mit allen Mitteln zurückzugewinnen und sich dabei selbst zu bereichern, führt das nur in ein noch größeres Chaos...
Lohnt sich das Einschalten?
Man merkt der Serie an, dass der Bayerische Rundfunk hier eine Kooperation mit der "Hochschule für Fernsehen und Film München" eingegangen ist. Die jungen Filmemacher haben wohl ihre Vorbilder in den USA und Großbritannien, was zu überraschenden Ergebnissen führt. Die Kameraführung ist sensationell gut, was zu großen Teilen auch für die Dialoge gilt.
Dialektfest sollte man allerdings sein, um die Zwischentöne zu verstehen. Hervorzuheben ist hier vor allem die schlagfertige, demente Mutter des Bürgermeisters, Rosi Zischl (Sylvia Eisenberger). Neben den Dialogen liefert die Serie auch urkomische Bilder. Wenn die ganze Metzgerfamilie an ihrem mit Fleisch- und Wurstwaren überbeladenen Tisch sitzt und grimmig schaut, meint man, einen Blick auf die dörfliche Seele Bayerns zu erhaschen. Das die nicht unbeschmutzt ist, wird im Serienverlauf mehr als deutlich.
Was sind die Vorbilder für "Hindafing"?
Die Serie orientiert sich an "Breaking Bad", "Fargo" oder "Braunschlag". Die Produzenten schaffen es aber, die Serie nicht zu einer bloßen Kopie verkommen zu lassen. Zu pointiert sind all die Anspielungen auf bayerische Amigo-Seilschaften in der Politik, die gewerbliche Versiegelung großer Flächen Bayerns, auf betrügende Großmetzgereien oder die "Panama Papers". Wenn Alfons Zischl die wichtigen Themen Hindafings privat unter vier Augen in der Sauna oder im örtlichen Vereinsheim klärt, erinnert das den Zuschauer sofort an tatsächliche Ereignisse aus der bayerischen Politik.
Manchmal würde der Serie ein bisschen weniger von allem gut tun. Man merkt den Machern an, wie wichtig ihnen die Kritik an den hiesigen Verhältnissen ist. Wenn es dann jedoch Schlag auf Schlag geht, wirkt die Geschichte bisweilen zu konstruiert. Hier wäre ein gemächlicheres Erzähltempo angenehm, aber das kann sich ja im Laufe der Serie noch entwickeln. Einige Charaktere wirken zu flach, sehen zu sehr nach dem Abziehbild eines Landbewohners aus - das mag gewollt sein, schmälert aber die Seriösität der Geschichte. Denn trotz der schwarzhumorigen Grundstimmung der Serie - die behandelten Themen sind zu ernst für allzu viel Klamauk.
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