So skrupellos ist das Geschäft der Menschenhändler
Schlepper versprechen den Flüchtlingen, die es nach Europa geschafft haben, das Paradies Deutschland für 1000 Euro. Und das ist nur eine der kriminellen Einnahmequellen der Banden.
Flüchtlinge, die das EU-Land Ungarn erreicht haben, befinden sich in der mitteleuropäischen Schengen-Zone. An der Grenze zu Österreich gibt es keine Kontrollen. Doch kann die Polizei in Ungarn und in Österreich jederzeit verdächtige Fahrzeuge stoppen und überprüfen. Die Schlepper, die den Flüchtlingen versprechen, sie nach Österreich oder Deutschland zu fahren, kassieren dem Vernehmen nach 500 bis 1000 Euro pro Person.
Um den Profit zu maximieren, pferchen die Schlepper an die 20 Flüchtlinge in neunsitzige Kleinbusse oder Dutzende von ihnen in die Laderäume von Lastwagen. Immer wieder kommt es in Österreich und Ungarn zu Unfällen, weil die unter Adrenalin-Hochdruck stehenden Fahrer wie wild aufs Gas steigen.
Das Risiko ist nicht zu unterschätzen. In Ungarn werden ertappte Schlepper vor ein Schnellgericht gestellt. Gefängnisstrafen von drei oder vier Jahren sind nicht selten. Allein in diesem Jahr wurden 321 mutmaßliche Schlepper angeklagt und 250 Urteile gefällt, teilte das Landesgerichtsamt am Freitag mit. Nur 77 der Angeklagten waren ungarische Staatsbürger.
Profit durch Flüchtlingskrisen, Mehrwertsteuer-Betrug, Prostitution oder Waffenhandel
In den Mitteilungen über festgenommene Schlepper tauchen immer wieder Rumänen, Serben, Syrer und andere Ausländer auf. Die internationale Dimension der Schlepper-Kriminalität führt auch das jüngste Flüchtlingsdrama in Österreich vor Augen. In diesem Zusammenhang nahm die ungarische Polizei drei Bulgaren und einen Afghanen fest.
Die kriminellen Organisationen in Osteuropa haben sich in dem Vierteljahrhundert seit dem Fall des Kommunismus gut miteinander vernetzt. Ihre Profitquellen sind vielfältig: mal ist es eine Flüchtlingskrise, mal sind es der Mehrwertsteuer-Betrug oder Prostitution und Waffenhandel. AZ/goro
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