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Designerdrogen
05.12.2013

Sogar Junkies warnen: So gefährlich ist die neue Psycho-Droge "Badesalz"

Foto: Frank Leonhardt (dpa)

Getarnt als Badesalz und Raumduft verheißen Designerdrogen heftige Rauschzustände. Sie sind billig und gefährlich - und in der Region auf dem Vormarsch.

Klang doch harmlos, dachte er sich. Badesalz, chillig irgendwie. Endlich vom Affen runterkommen. Drogenfreunde hatten Markus (Name von der Redaktion geändert) gewarnt, dass das Zeug Horrortrips auslösen kann. Eineinhalb Jahre hatte er sich daher gesträubt, das Pulver auszuprobieren. Aber dann war das „Pola“ alle, er kam an keinen neuen Ersatzstoff für Heroin ran, die Entzugserscheinungen waren so stark, sein Hirn verlangte einen Kick. Eine Bekannte gab ihm das Badesalz, das mit einer Badewanne so viel zu tun hat wie Zahnpasta mit Motorenöl.

Es war ihm egal, dass er nicht wusste, was sich in dem Zeug befindet. Er war Junkie, er hat sich schon einigen Dreck in die Venen gedrückt. Also spritzte sich Markus, Ende 20, das aufgelöste Badesalz. Nun, zwei Wochen später, sitzt er in einer geschlossenen Abteilung im Isar-Amper-Klinikum München Ost in Haar und warnt davor: „Ich kann nur davon abraten, das Zeug ist total gefährlich“, „Finger weg, man weiß nicht, was genau drin ist“, „das nehme ich nie wieder“, „das macht die Venen dicht“.

Badesalze: "Gefährliche Droge mit Touch des Legalen"

Vor rund drei Jahren tauchte die synthetische Droge mit dem harmlosen Namen zum ersten Mal in München auf, sagt Hubert Halemba, Leiter des dortigen Drogendezernates. Als seine Kollegen in der Partyszene damals auf das gelbliche Pulver stießen, dachten sie: Was ist das denn? Kein Drogenschnelltest sprang darauf an. Im Labor des Landeskriminalamtes stellte sich heraus: ein Cathinon-Derivat, nicht verboten, aber mit gefährlicher Wirkung und hohem Suchtpotenzial. Schnell wurde klar: Hier kristallisiert sich ein Problem heraus. „Eine billige, gefährliche Droge mit dem Touch des Legalen“, sagt Halemba, und „ein Katz und Maus Spiel“ zwischen Händlern und Polizei.

Badesalz, Raumluftverbesserer, Pflanzendünger – unter diesen Namen wird die Modedroge in Tablettenform oder als Pulver im Internet vertrieben. In Online-Foren tauschen sich Konsumenten über die Rauscherfahrungen aus, manche sind euphorisch, manche warnen. Sie wissen nicht, was genau sie geraucht, gespritzt, geschluckt oder durch die Nase gezogen haben. Die genaue Zusammensetzung dieser synthetischen Drogen ist meist nicht bekannt. Diese Substanzen werden auch Research Chemicals genannt, weil sie aus Abfallstoffen der Pharmaindustrie bestehen und in chinesischen Labors zusammengepanscht werden. Auf den Badesalz-Packungen klebt häufig noch ein Warnhinweis: „Nicht zum Verzehr geeignet“ – doch genau dafür wurden sie hergestellt. Das zeigt schon der Preis. 30 Euro für ein oder zwei Gramm – da ist klar, dass das weder fürs Badewasser noch für die Verbesserung der Raumluft gedacht ist.

Polizei hat kaum Handhabe gegen "Legal Highs"

Die Polizei kann gegen diese Droge zunächst nur wenig tun. Sie kann gegen die Händler vorgehen, die gegen das Arzneimittelgesetz verstoßen. Die Konsumenten kann sie aber so nicht behelligen. Das ist erst möglich, wenn der Wirkstoff in die Liste der Betäubungsmittel aufgenommen wird. Alle sechs Monate verbietet der Gesetzgeber neue chemische Verbindungen, doch schon bald tauchen leichte Abwandlungen auf, die bis zur nächsten Abänderung des Betäubungsmittelgesetzes wieder legal sind. 450 Substanzen aus dieser Wirkstofffamilie gibt es bereits. Jede Woche kommt eine neue auf den Markt, heißt es. Weil die Badesalze anfänglich meistens nicht verboten sind, werden sie in der Szene auch „Legal Highs“ genannt – legale Aufputschmittel. Das hat den Anschein, dass diese Mittel irgendwie unbedenklich sind, doch das sind sie ganz und gar nicht, warnen Polizei und Ärzte.

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Immer mehr Billig-Drogen in der Münchner Partyszene

Markus kann es immer noch nicht glauben, dass das, was er sich da injiziert hatte, nicht verboten ist. Nach zwei Wochen auf Badesalz ging er freiwillig in die Klinik. Nun sitzt er in einem schmucklosen Raum auf Station 12/2b und wirkt benommen. Seine Augen sehen müde aus, seine Stimme klingt monoton. Die Ärzte haben ihm Beruhigungsmittel gegeben. „Die Wirkung war wie Speed oder Ecstasy“, beschreibt er den Badesalzrausch. Er fühlte sich gut, war aufgekratzt. Sofort wollte er mehr Badesalz haben. Er brauchte auch mehr, weil die Wirkung schnell nachließ und sein Körper abstumpfte. Markus setzte sich bis zu sieben Spritzen am Tag und hörte erst auf, wenn alles Badesalz verbraucht war. Dann besorgte er sich neues, ganz einfach, ein paar Klicks im Internet und schon bringt es der Postbote. Billiger als illegale Drogen wie Heroin, Kokain oder Ecstasy ist’s auch noch.

Einfacher Zugang, legaler Touch, geringer Preis – Research Chemicals sind daher besonders bei jungen Partygängern und Drogenabhängigen beliebt. Die Gefahr, dass junge Leute die Droge „mal ausprobieren“, schätzen Experten als hoch ein. Genaue Zahlen gibt es nicht, weil im Privatbereich konsumiert wird. Auch einen typischen Badesalzkonsumenten gibt es nicht. Das Aufputschmittel taucht laut Polizei in allen Gesellschaftsschichten auf. Inzwischen sind die Hälfte der bei Kontrollen beschlagnahmten Tabletten aus der Münchner Partyszene Research Chemicals. Auch in Augsburg ist die Polizei nach ersten Funden sensibilisiert.

Rauschgefühl mit Risiken: Wirkstoffe von Badesalz weitesgehend unerforscht

„Leute, die Badesalz nehmen, werden aggressiv, die sind kaum zu bändigen“, schildert Halemba. Die psychisch ganz schwer gestörten Fälle landen im Kompetenzzentrum Sucht der Isar-Amper-Klinik in Haar. Bis zu drei Badesalz-Patienten werden pro Woche auf Station 12/2b eingeliefert. Professor Felix Tretter spricht schon von einer Welle. Es ist die dritte, die er als Arzt beobachtet hat. In den 1970er Jahren LSD, in den 1990er Jahren Ecstasy und nun Badesalz, „das ist viel schlimmer als LSD, die Wahrscheinlichkeit für psychische und körperliche Komplikationen der Konsumenten ist extrem hoch.“ Tretter ist ein anerkannter Suchtexperte und kennt sich mit Drogen und ihren Auswirkungen auf den menschlichen Körper aus. Aber im Bereich der Research Chemicals gibt es für die Mediziner noch viele Unbekannten. Die Wirkstoffe seien noch zu wenig erforscht. Über Langzeitschäden wisse die Medizin noch nichts.

Tretter sieht täglich die Badesalzopfer. Er hat zusammen mit seinem Team und Oberarzt Vitali Livak nun in einem wissenschaftlichen Papier die Erfahrungen mit „Badesalz“-Psychosen festgehalten. Darin ist von psychotischen Zuständen die Rede, von Verfolgungswahn, Panikattacken, Gedächtnisverlust, Halluzinationen, Sprachproblemen und Angstzuständen. Häufige Begleiterscheinungen bei Badesalzkonsum sind außerdem: Herzrasen, Brustschmerzen, Muskelzucken, Blutdruckkrisen, Austrocknung – und es gab auch schon Todesfälle. „Badesalz ist in München ein größeres Problem als Crystal“, sagt er. Die Droge Crystal besteht aus Metham-phetamin und ist verboten.

Verbot von Wirkstoffgruppen könnte Forschung beeinträchtigen

Badesalz zu verbieten, ist in Deutschland nicht so einfach. Hier gibt es das Bestimmtheitsgebot, durch das Substanzen genau definiert werden müssen und ein Verbot einer Wirkstofffamilie nicht möglich ist. Das nutzen die Badesalz-Hersteller aus, indem sie immer wieder neue Drogen mischen.

Tretter hält von einem Gruppenverbot nicht viel. „Das wäre nur eine Notfallmaßnahme“, sagt er. Davon wäre auch die Forschung betroffen, die diese Substanzen genauer untersucht und in der Vergangenheit auch schon positive Eigenschaften von Drogen herausgefunden hat. Zum Beispiel, die von Cannabis in der Krebstherapie.

Wichtigste Waffe gegen "Badesalze" ist Aufklärung

Tretter hat einen anderen Ansatz: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung – Eltern, damit diese wissen, was ihre Kinder im Internet bestellen; potenzielle Konsumenten, die vor den Folgen gewarnt werden; Ärzte, die Badesalz-Patienten besser und schneller behandeln können. Und die Gesellschaft müsse auch mehr auf die Ursachen des Drogenkonsums schauen. „Es ist eine Entgrenzung des Menschen zu beobachten“, sagt Tretter, der auch Doktor der Soziologie und Pychologie ist. Einige Menschen nehmen Drogen, damit sie noch mithalten und funktionieren können. Das geht aber nur kurzzeitig, so der Arzt.

Markus darf nach sechs Tagen die Klinik wieder verlassen. Er weiß, dass er großes Glück hatte. Sein vom jahrelangen Konsum harter Drogen gezeichneter Körper scheint „das Salz“ wohl einigermaßen verkraftet zu haben. Es hätte auch anders enden können. Während er von seinem Leben erzählt, von seiner methadonabhängigen Mutter, Entzugserscheinungen als Säugling und seiner Drogenkarriere, befindet sich ein paar Zimmer weiter eine Frau, die gleich nach dem „ersten Mal“ Badesalz Bewegungsstörungen bekam. Zwei Tage später wird ein Patient mit Wahnvorstellungen und Halluzinationen eingeliefert. Alltag auf Station 12/2b, von der sich Markus nun verabschiedet. Oberarzt Livak sagt nicht „auf Wiedersehen“, sondern „alles Gute, aufpassen!“. In ein paar Tagen soll Markus wieder Polamidon bekommen, dann könne er wieder arbeiten, sagt er. Eine Therapie wolle er nicht machen, das bringe bei ihm nichts mehr. Vom Badesalz habe er aber genug, sagt er, er wolle andere davor warnen. Deshalb auch das Interview. „Schreiben Sie, was für ein Teufelszeug das ist.“

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