Song Contest: Ein Abend in Malmö mit Dracula, Hipster und Disco-Pop
Bunt und laut wird es am Samstag beim Eurovision Song Contest zugehen. Von Elektropop bis Schmusegesang ist alles dabei.
Mal wild, mal zart, mal folkloristisch, dann futuristisch: Auf der Bühne von Malmö wird die Schere der Inszenierungen am Samstag weit auseinander gehen. Beim Finale der 58. Ausgabe des Eurovision Song Contests (ESC) setzen die einen auf die ganz große Show, andere allein auf die Musik. Der deutsche Beitrag der Disco-Pop-Formation Cascada liegt beim Inszenierungsgrad wohl irgendwo im Mittelfeld - und bei den Buchmachern in Sachen Endergebnis sogar unter den Top-Zehn.
Cascadas "Glorious" sorgt bei den Proben für Stimmung
Was hatte Cascada im Februar nicht alles einzustecken: Das Lied "Glorious" angeblich geklaut, die Sängerin zu moppelig, ihr Rock zu kurz. Zur Freude der Musiker über den Sieg beim ESC-Vorentscheid gesellte sich jede Menge Kritik. Den Vorwurf, "Glorious" sei eine Kopie des Siegerlieds von 2012, "Euphoria" von Loreen, hatte der in Deutschland für den ESC zuständige NDR per Gutachten offiziell ausräumen lassen. Aber die Kritik an ihrer Optik musste Sängerin Natalie Horler über sich ergehen lassen. "Zum Glück habe ich eine echt dicke Haut", sagte die 31-Jährige der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". "Aber manche Dinge haben mich damals schon berührt."
Am Samstag soll ihr Kostüm trotz allem Geunke wieder kurz werden, dazu trägt sie eine lange Schleppe und Glitzer-Pumps. An Startposition elf wird Horler auftreten und erst auf einer Showtreppe, später auf der ausladenden Bühne ihr "Glorious" schmettern. Das Dance-Pop-Lied hatte dem Vernehmen nach schon bei den Proben für Stimmung in der Halle gesorgt. In den beiden Halbfinal-Entscheidungen in dieser Woche hatte Cascada seinen Beitrag nicht zeigen müssen: Deutschland zählt neben Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien zu den Haupt-Geldgebern, die mit Gastgeberland Schweden für das 26 Teilnehmer umfassende Finale gesetzt sind.
Skandinavisch-osteuropäischer Siegeskampf
Die diesjährigen Favoriten derweil mussten sich durch die Vorschlussrunde kämpfen. Wer den Buchmachern Glauben schenkt, stellt sich fürs Finale auf einen skandinavisch-osteuropäischen Kampf um Platz eins ein. Bei den Quoten ganz vorne liegt die Dänin Emmelie de Forest. Barfuß, weißes, wehendes Kleidchen, mit wirrer Mähne um den Kopf - wie die blonde Cousine der Roten Zora präsentierte die 20-Jährige im Halbfinale das eingängige Pop-Lied "Only Teardrops", umgarnt von Flötenspielern und Trommlern.
Ebenfalls große Hoffnungen ruhen auf dem Beitrag aus Norwegen, einer Elektropop-Nummer der blonden Sängerin Margaret Berger. Hoch im Kurs stehen zudem die Waldfeen-Darbietung von Zlata Ognevich aus der Ukraine, das Lied des Schönlings Farid Mammadov aus Aserbaidschan sowie die Ballade der Russin Dina Garipova.
Besonderen Wert auf die Choreografie ihres Beitrags legen diesmal unter anderem ein rumänischer Countertenor im Dracula-Kostüm und eine finnische Party-Braut. Daneben haben es aber auch wieder ganz liebliche Beiträge ins Finale geschafft, ein trällernder Kinderarzt aus Malta etwa oder ein ungarischer Hipster, der im Halbfinale mit erstaunlich wenig Noten auskam.
Auch Bonnie Tyler tritt an
Die bekannteste Sängerin im Feld ist die Waliserin Bonnie Tyler. Mit ihr setzt Großbritannien erneut auf einen Superstar früherer Zeiten. Das hatten die Briten schon vergangenes Jahr probiert, Schmusesänger Engelbert Humperdinck landete aber nur auf dem vorletzten Platz.
Politische Auseinandersetzungen, wie im vergangenen Jahr beim ESC im autoritären Aserbaidschan, spielten im Vorfeld des Wettbewerbs in Schweden keine Rolle. Aber ganz an den Problemen in Europa kommt auch der diesjährige Contest nicht vorbei. So haben mit Verweis auf die hohen Kosten für das Spektakel der Euro-Krisenstaat Portugal, die Slowakei sowie Bosnien und Herzegowina auf eine ESC-Teilnahme verzichtet. afp/AZ
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