Sonntag kein "Tatort": So startete die Serie „Babylon Berlin“
„Babylon Berlin“ ist nun wirklich kein "Tatort". Fast acht Millionen Zuschauer sahen die teuerste deutsche Serie am Sonntag in der ARD. Erste Reaktionen.
Düster und brutal geht es im Berlin des Jahres 1929 zu, in dem Kommissar Gereon Rath (Volker Bruch) nach einem Porno-Film jagt. Damit begann zumindest die mit 40 Millionen Euro teuerste deutsche Serie „Babylon Berlin“ am Sonntag im Ersten – und dass es nicht bei einer schlichten Krimi-Handlung bleiben würde, war Zuschauern schnell klar.
Da erreicht ein Waggon voller Gold Berlin, Trotzkisten werden niedergemetzelt, es drohen Unruhen. Alles erscheint verworren, unübersichtlich. Endzeitstimmung, Hochstimmung. Im Tanztempel Moka Efti singt eine Frau mit angeklebtem Bärtchen im furiosen Finale von Folge 2 „Zu Asche, zu Staub“ vor einem ekstatisch tanzenden Publikum. Ein Tanz am Abgrund.
Nein, mit einem „Tatort“ hat dieses bildgewaltige Spektakel nichts zu tun, was schon daran liegt, dass sich die Handlung von „Babylon Berlin“ über 16 Folgen erstreckt. Statt 90 Minuten „Ermittler-Duo sucht Mörder“, anspruchsvolles Epochengemälde, verschachtelt erzählt. Ungeeignet, um nebenbei zu bügeln. Mehr Drei-Gang-Menü als Currywurst mit Pommes, mehr – um einen Vergleich mit einer US-Serie zu ziehen – „Boardwalk Empire“ als Ballauf und Schenk oder Thiel und Boerne.
„Babylon Berlin" ist alles andere als ein „Tatort“
Der „Tatort“ jedenfalls und sogar der Polit-Talk „Anne Will“ mussten „Babylon Berlin“ am Sonntag weichen. Und so gingen noch während der Ausstrahlung ab 20.15 Uhr die Meinungen auseinander. Bei Zuschauern vor den Fernsehgeräten wie bei Twitter-Nutzern. Die einen schrieben Kommentare wie: „Triste Typen. Unklare Geschichte. 100 Prozent Langeweile“. Die anderen antworteten empört: „Alle ,Kenner‘, die #BabylonBerlin gerade in Grund & Boden reden, sind diejenigen, die denken der #Tatort Münster wäre hohe Humorschule, tragen als Ehepaar die gleichen Jack-Wolfskin-Jacken und denken, es sei was Besonderes, beim Griechen Gratis-Ouzo zu bekommen. Kurzum: Banausen“. Twitter eben.
Die Erwartungen an „Babylon Berlin“, eine bislang einmalige Kooperation eines Bezahlsenders und eines gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Senders, waren riesig. Lohnen sich Kosten und Aufwand? Kann das deutsche Fernsehen mit den Streamingdiensten Netflix oder Amazon Prime Video konkurrieren? Seit Montag steht fest: „Babylon Berlin“, dessen 16 Folgen im letzten Jahr bei Sky im Schnitt jeweils – für Sky-Verhältnisse sehr gute – rund 570.000 Zuschauer im TV und im Netz hatten, war auch in der ARD ein Erfolg. Durchschnittlich 7,83 Millionen Menschen sahen die am Sonntag ausgestrahlten ersten drei Folgen von „Babylon Berlin“, die auf 135 Sendeminuten kamen. Das war fast jeder vierte Zuschauer um diese Zeit. Selbst für die anschließende Doku „1929 – Das Jahr Babylon“ interessierten sich 4,09 Millionen Zuschauer.
„Der Erfolg von ,Babylon Berlin‘ ist nicht zu stoppen“, jubilierte die ARD. „Ein fulminanter Start“, erklärte Volker Herres, Programmdirektor Erstes Deutsches Fernsehen. Ob es derart erfolgreich weitergeht, wird sich bereits am Donnerstag zeigen, wenn die Folgen 4, 5 und 6 im Ersten laufen. Vorab sind sie in der Mediathek abrufbar.
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