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  3. Wohnen: Stadt, Land, heile Welt? Viele zieht es wieder aufs Dorf

Wohnen
10.10.2016

Stadt, Land, heile Welt? Viele zieht es wieder aufs Dorf

Immer mehr Menschen wollen wieder raus aus den Städten, zum Beispiel um in einem malerischen Dorf zu leben.
Foto: Bernhard Weizenegger

Zum ersten Mal seit 20 Jahren ziehen mehr Bundesbürger weg aus den großen Städten als hinein. Das hat mit dem Wohnungsmarkt zu tun. Aber auch mit einem urdeutschen Gefühl.

Erst neulich mal wieder den Nachbarn getroffen im Dorf, der gerade unterwegs war zum Schafkopfen. Da hielt plötzlich ein Auto mit auswärtigem Kennzeichen, und der Fahrer fragte nach der Ahornstraße. Ahornstraße? Wir schauten uns an, und schließlich sagte der alte Kartler, dass das wohl da vorne irgendwo links sei, in diesem Neubaugebiet, weil da hießen eh alle Straßen irgendwie gleich, in diesem Fall halt nach Bäumen, Genaues wisse man aber nicht. Der Audi fuhr dankbar weiter.

Das Statistische Bundesamt weiß es genauer: -5171. So hoch war nämlich der Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung, der sieben größten deutschen Städte im Jahr 2014. -5171, das klingt erst einmal recht mickrig angesichts der fast zehn Millionen Einwohner der großen Metropolen der Republik, -5171, das fällt sogar noch weniger ins Gewicht, wenn man sich die Daten genauer anschaut und feststellt, dass sich diese lediglich auf Inländer, also deutsche Staatsbürger beziehen (insgesamt ist der Saldo nämlich immer noch positiv).

Doch erstens scheint sich diese Tendenz laut den vorläufigen Zahlen für das letzte Jahr zu verstetigen (merke: das Bundesamt zählt gewissenhaft!), zweitens betrifft die neue deutsche Wanderungsbewegung vor allem den Teil der Bevölkerung, der zumindest in Sonntagsreden immer noch als maßgeblich für diese Gesellschaft beschworen wird, nämlich die Mittelschicht. Und drittens ist es überhaupt das erste Mal seit zwanzig Jahren, dass sich bei der Richtung vom Land in die Stadt etwas ändert. Denn früher beziehungsweise schon sehr viel früher, also im Mittelalter, hieß es schließlich nicht ohne Grund, Stadtluft mache frei. Nun aber scheint es eher raus ins Freie zu gehen.

Gibt es eine Trendwende beim Wohnen?

Erleben wir also gerade so etwas wie eine Trendwende? Statt saniertem Altbau doch wieder zumindest der Speckgürtel, das brackige Biotop in der Mitte des Neubaugebiets inklusive?

Experten sprechen in so einem Fall von „Suburbanisierung“, der Auswucherung von Städten samt ihrer funktionalen Einheiten wie Handel und Gewerbe vom Kern ins Umland. Und in der Tat kann man das ja beobachten. Zu sehen sind neben den immergleichen Filialisten und Ein-Euro-Läden in den Fußgängerzonen auch die immergleichen Doppelhaushälften am Stadtrand und Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Zu sehen ist aber noch mehr: Nämlich, dass der Radius größer wird. Und Land Definitionssache ist.

So zählt Augsburg, das sich neuerdings per Dekret der Bayerischen Staatsregierung ja auch „Metropole“ nennen darf und dankbar stolz darauf ist, ja längst zum Einzugs- beziehungsweise Einschlafbereich von München – nicht nur wegen einer dieser denkbar ungeschickten Imagekampagnen („35 Prozent weniger Miete als in München“) vor ein paar Jahren. Und Freunde, die vor kurzem noch einen Umzug aus der Landeshauptstadt nach Augsburg erwogen haben, weil dort alles noch so übersichtlich, beschaulich und bezahlbar sei, wollen neuerdings gleich zu einem aufs Dorf. Das Karussell dreht sich also weiter, die Distanzen werden größer, es geht immer weiter raus, eineinhalb Stunden zur Arbeit pendeln, warum nicht? Was ist da los?

Zum einen natürlich und wieder Mal der Markt, in diesem Fall der für Immobilien. Zweistellige prozentuale Preissteigerungen bei Wohneigentum sind in einigen der größeren deutschen Städte seit ein paar Jahren jedenfalls ganz normal, alleine München wurde in 2014 laut Bundesamt um fast 15 Prozent teurer. Und die Mieten ziehen – trotz irgendwelcher von der Großen Koalition vereinbarter Preisbremsen – natürlich nach. Die Folge: nicht nur die Menschen, vor allem junge Familien, ziehen in die Gegend, wo Wohnraum noch erschwinglich ist, sondern mittlerweile auch Firmen dorthin, wo ihre Arbeitnehmer noch halbwegs erschwinglich leben können. Ein schönes Beispiel dafür ist das jahrzehntelang zonenrandgeförderte Oberfranken rund um Hof, wo neuerdings ein regelrechter Boom ausgebrochen ist.

Die Sehnsucht nach Heimat und Natur gehört zu den Deutschen

Doch das ist nur der eine Teil der Geschichte, nämlich der, wie aufgrund von Globalisierung und Euro- beziehungsweise vorher Finanzmarktkrise – die ironischerweise ja als Immobilienblase in den USA begonnen hat – Niedrigzinsen hierzulande zu einem regelrechten Immobilienboom geführt haben, sei’s als betongoldene Geldanlage oder als Wohneigentum.

Der andere Teil aber hängt stark mit einer Sehnsucht zusammen, die besonders den Deutschen warm ums Herz werden lässt, eine Sehnsucht, die ebenfalls durch die Globalisierung und das, was im schnöden BWLer-Sprech VUCA heißt („volatility, uncertainty, complexity, ambiguity“, also in etwa: Unbeständigkeit, Unsicherheit, Unübersichtlichkeit, Uneindeutigkeit als Merkmale unserer Zeit), befeuert wird: die nach dem Gegenteil, nach Heimat nämlich. Und es ist wohl davon auszugehen, dass diese Sehnsucht durch einen Backshop neben dem Takko-Markt nicht gestillt werden kann.

Laut Erhebungen des Instituts für Demoskopie in Allensbach, übrigens recht malerisch am Bodensee gelegen, war vor 60 Jahren noch die Hälfte der Deutschen der Meinung, in der Stadt sei das Leben lebenswerter als auf dem Land. Mittlerweile sind es lediglich noch 20 Prozent. Doch man braucht eigentlich keine Umfragen, sondern nur an den Kiosk oder in die Bahnhofsbuchhandlung zu gehen, um seit einigen Jahren zu beobachten, dass alles, was irgendwie mit vermeintlichem Landleben zu tun hat, schwer nachgefragt wird: „Landlust“, „Landidee“, Landdings... – Zeitschriften mit entsprechend verheißungsvollem Titel und einem milchig-verklärten Foto eines verwunschenen Gartens verkaufen sich nach wie vor so gut wie der Quadratmeter Bauland mit S-Bahn-Anbindung.

Die Bodenständigkeit ist auch in Berlin angekommen

Erleben wir also gerade eine Art rurale Renaissance? Man kann jedenfalls zum Beispiel selbst und gerade auf dem Wochenmarkt im Prenzlauer Berg in Berlin erleben, wie lange Schlangen schick hip gekleideter, relativ junger Irgendwas-mit-Projekten-Menschen vorm Stand des kleinen Bio-Metzgers anstehen, und zwar ganz offenkundig nicht wissen, was rohe Kalbsbratwürste sind, einem aber dennoch alle wegkaufen. Und in München jammern dieselben, relativ jungen, Irgendwas-Menschen schon länger, wie schwer es ist, an eine Schrebergarten-Parzelle zu kommen. Kalbsbratwürste? Schrebergarten? Man sieht jedenfalls, die Sehnsucht nach einer wie auch immer gearteten Erdung und Bodenständigkeit hat auch längst die Neo-Folk hörenden Flexitarier-WGs zwischen Glockenbach und Friedrichshain erreicht. Bis im Viertel halt dann die Gentrifizierung, also die übliche Verdrängung mittels Luxussanierung, zuschlägt und man weiterzieht. Unter Umständen bis nach ganz weit draußen.

Auf der einen Seite also der Zeitschriftenkitsch vom wahren, guten, schönen Landleben, auf der anderen der Boom regionaler Produkte und die auf der erdbebensicheren Parzelle selbst gezogene Pastinake – das ist so in etwa die Mischung, der ideologische Überbau, der das Land so attraktiv erscheinen lässt. Ein Bild, dem überteuerte, volle, immer mehr „nachverdichtete“ Städte anscheinend zunehmend wenig entgegenzusetzen haben – und was deren Probleme noch verschärft. Denn was sich in den jetzigen Zahlen zumindest andeutungsweise zeigt: Diejenigen, die sich ein halbwegs lebenswertes Dasein in der Stadt nicht mehr, auf dem Land aber sehr wohl leisten können, ziehen höchstwahrscheinlich irgendwann weg. Was aber bleibt?

Heimat ist für jeden etwas anderes

Für die Städte die Frage, wie sie mit dieser Entwicklung umgehen wollen. Immer noch mehr Wohnquartiere mit irgendwelchen vermeintlich elegant klingenden Kunstnamen hochziehen, das dunkle 60-Quadratmeter-Apartment für 300.000 Euro? Und was heißt das umgekehrt für Dörfer und Umlandgemeinden, die mancherorts von Neubaugebieten geradezu eingekreist werden, während die Kerne – kein Wirtshaus mehr, kein Dorfladen – veröden und mit Mitteln der Dorferneuerung steril zugepflastert werden? Wenn die Pendler abends in ihre Toskanahäuser einfallen und morgens auf der Bundesstraße wieder Richtung Stadt verschwinden und dazwischen nix? Apropos Toskanahäuser: In Eresing (Kreis Landsberg) wurden die derzeit überall aus dem Boden sprießenden, aprikotfarbenen Albträume eines jeden Heimatpflegers bereits per Bebauungsplan verboten, nun geht die Sache vor Gericht.

Was lediglich zeigt: Heimat ist für jeden etwas anderes. Vor allem, mag man sich auch noch so sehr nach ein bisschen Beständigkeit sehnen: sie verändert sich. Die Stadt, das Land, alles. Ernst Bloch sagt, dass Heimat das ist, worin noch niemand war. Aber das ist natürlich nur wieder das übliche philosophische Zeugs.

Der Audi hätte jedenfalls rechts abbiegen müssen in die Ahornstraße. Nach 500 Metern.

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Die Diskussion ist geschlossen.

10.10.2016

Land ist nicht gleich Land. Wenn man in eine Gegend zieht, ohne vernünftige Verkehrsanbindung, ohne Arzt, ohne Apotheke, ohne Laden, ohne Wirtschft, ohne ... dann kanns landschaftlich noch so schön sein. Die Nachteile würden überwiegen. Ein wenig Zivilisation, zumindest der Grundbedarf, wird schon benötigt.

11.10.2016

" Ein wenig Zivilisation, zumindest der Grundbedarf, wird schon benötigt"

Ja, da bin ich mit Ihnen einer Meinung. Im Nördlinger Ries liegt das nebeneinander - und das ist das Schöne im ländlichen Raum, im Ries. Man kann - wenn man denn möchte - auch ganz schnell mit der "Bummel"Bahn mal gen Augsburg oder München reisen und Stadtluft schnuppern . . .

. . . und wenn man dann zur Heimkehr den Kirchturm Daniel von der Ferne erspäht - ja dann "dahoam is dahoam" . . .

10.10.2016

Sie ziehen sehr gerne wieder zurück aufs Land mit dem Gefühl, dass ihre Kinder hier gesünder und auch ruhiger aufwachsen.

Ich erlebe es hier im Ries in der eigenen Familie. Die Arbeit und das Wohnen in München war schön - aber doch sehr anonym. Hier "läuft" der Blick und das heimelige "Grüß Gott" gemütlich über die Straße . . .

Papa und der schon erwachsene Sohn / die erwachsene Tochter fahren gerne zur Arbeit zur 35 km entfernten Arbeitsstelle, vielleicht sogar 75 km - um dann abends in die gesunde Landluft heimzukehren.

Schulen, Kindergärten, Tagesstätten, Bioläden, Dorfläden - und wenn man es braucht, dann ist auch der Discounter nicht weit. Ärzte, auch die sind greifbar, Krankenhäuser sowieso.

Grund - Mittel - Gymnasium - Fachakademien - und auch Außenstellen für ein Studium.

Sicherlich habe ich hier einiges vergessen - aber das Leben auf dem Lande lohnt sich auf jedem Fall.

11.10.2016

Hallo Frau Kaellner,

dachte Sie leben in Nerle? Natürlich haben Sie da alles weil es nicht "auf dem Land" sondern eine Kleinstadt ist. In Hürnheim, Kleinsohrheim oder Enkingen sieht das nämlich schon wieder ganz anders aus.

Und sind Sie mir nicht böse, Pendelei von 35 - 75 km als attraktiv zu sehen....? da gehört schon viel dazu. Machen Sie das selbst mal ein paar Jahre und rechnen die Lebenszeit auf Straße und Schiene. Von den Kosten will ich gar nicht reden weil in vielen Fällen auch noch ein zweites Auto her muss. Was die "gesunde" Landluft betrifft wollte ich nur mitteilen, dass durch unser Kaff ca 25.000 (!!) Pendler täglich rollen ...hin und zurück. Und egal ob durch Ort oder nicht, sie rollen und gasen. Da relativiert sich die gesunde Landluft recht schnell und die Emissionen im gesamten Land erst...... ja mei.

10.10.2016

Freiwillig ziehen die wenigsten aufs Land, das weiß ich aus meinem Umfeld. Es ist nur eine erzwungene Lösung, weil man sich mit Familie ein Leben in der Stadt eben nicht mehr leisten kann.