Tagebucheintrag: Bertolt Brecht wollte in die SED eintreten
Der Dramatiker Bertolt Brecht soll mit der Partei der Arbeiterklasse geliebäugelt haben. Das schreibt sein 1995 verstorbener Schüler Erwin Strittmatter in seinen Tagebüchern.
Unmittelbar nach dem Arbeiteraufstand in der DDR soll Bertolt Brecht (1898-1956) am 17. Juni 1953 versucht haben, spontan in die SED einzutreten. So steht es in den Tagebüchern des ostdeutschen Schriftstellers Erwin Strittmatter, die nun im Berliner Aufbau Verlag erschienen.
Der 1994 verstorbene Strittmatter war in den 50er Jahren ein Schüler und Assistent Brechts am Berliner Ensemble gewesen. 1985 erinnerte er sich daran, wie Bertolt Brecht 1953 in die SED eintreten wollte und Strittmatter losschickte, nach Zögern der Parteibürokraten aber doch nicht mehr Teil der Partei werden wollte: "Nun will ich nicht mehr; der Effekt ist weg."
SED-Eintritt passt zu Brechts Einstellung
Erdmut Wizisla ist der Leiter des Brecht-Archivs in Berlin. Er erklärte, dass auch Brechts Assistentin Käthe Rülicke von dessen Parteiplänen berichtet hatte. Dass Bertolt Brecht nach drei Tagen nicht mehr zur SED wollte, sei für ihn allerdings neu. Passen würde es wohl zu Bertolt Brecht. "Sein politisches Denken war unabhängig und absolut kalkuliert, was Spontaneität einschloss", so Wizisla.
Brecht hatte außerdem einen Brief an SED-Chef Walter Ulbricht geschrieben, als der Arbeiteraufstand vorbei war. Darin bekundete er seine grundsätzliche Verbundenheit mit der Partei. In den später verfassten "Buckower Elegien" befinden sich das Gedicht "Die Lösung", in dem steht, die Regierung könne sich ja "ein neues Volk wählen". dpa/sh
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