Tatort-Kritik: Die Dortmunder Chaos-Kommissare wieder in Hochform
„Zahltag“ ist ein typischer Tatort aus Dortmund: sehenswert mit realem Bezug - und viel Raum für die Befindlichkeiten und Eigenheiten der Kommissare. Die Kritik.
Ein Geländewagen rast in einen Motorradfahrer. Typen in guten Anzügen springen aus dem SUV heraus und es wird hüben wie drüben geballert, fast wie im Chicago der 30er Jahre. Ja gibt es denn schon rechtsfreie Räume in Dortmund? Zurück bleiben zwei Tote und eine Schwerverletzte.
Die Tatort-Folge „Zahltag“ hat sich viel vorgenommen: Erst einmal geht es wie zuletzt um das Disziplinarverfahren gegen Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann), das Kollege Daniel Kossik (Stefan Konarske) angestrengt hat. Zum anderen ist da der Krieg einer Rocker-Gang gegen eine kriminelle Seilschaft aus dem Nahen Osten.
Aber es gibt keinen anderen Kripo-Laden, in dem ein Ermittler-Quartett so privat wie beruflich geschädigt daherkommt. Hauptkommissarin Martina Bönisch (Anna Schudt) ist meist so schlecht gelaunt, dass man sich wundern würde, sollte sie ein Mann zu einem schicken Abendessen einladen. Dafür hat sie ein sagenhaftes Gespür dafür, wenn ihr Streitkumpel Faber auf der richtigen Fährte ist.
Selbst der Denunziant Kossik bekommt dank der von Faber eingeschenkten Schnäpse seine positiven Momente. Auch wenn die Kolleginnen sich als „Babysitter“ der Männer sehen. Mittendrin Oberkommissarin Nora Dalay (Aylin Tezel), die nach privaten wie beruflichen Enttäuschungen, obschon vom Schicksal gestreift, doch einen Drang zum Höheren verspürt.
Ein typischer Tatort-Fall aus Dortmund
Die psychologische Innenarchitektur von „Zahltag“ ist ungleich spannender als der Rocker-Mafia-Handlungsstrang. Man fragt sich nur, ob man diesem verhaut wirkenden Hauptkommissar Faber die Türe öffnen würde, wenn man durch den Türspion schaut. Aber wenn er dem Herrn von der Dienstaufsicht Paroli gibt, und wie er knallhart die Rocker attackiert, dann wird Jörg Hartmann zum Mini-Schimanski.
Sehenswert: Ja! Und wenn es stimmt, dass der Tatort auch irgendwie soziale Wirklichkeit spiegelt, sollte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die ihr Land gerne schön redet, „Zahltag“ auf jeden Fall anschauen.
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