Tatort-Kritik: Die Generation Y schlägt in "Schock" zurück
Die Kritik zum ORF-Tatort "Schock": Ein junger Mann aus gutem Hause hat seine Eltern entführt und kündigt per Internetvideo an, erst diese und dann sich selbst zu töten. Sehenswert?
Zum Glück gibt es den Oberstleutnant Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und die Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser). Auch wenn der österreichische Beitrag „Schock“ nicht ihr bester ist, er sticht in seiner Geradlinigkeit und Zeichnung der Figuren doch all das aus, was aus deutscher Produktion zuletzt ausgestrahlt wurde. Auch wenn ihre Berufsbezeichnungen militärisch klingen, sind sie doch nur der Titelsucht des Nachbarlandes geschuldet.
Tatort "Schock" aus Wien - ein ungewöhnlicher Krimi
„Schock“ ist ein selbst für Wiener Verhältnisse ungewöhnlicher Krimi. In ihrem 15. gemeinsamen Fall sollen Eisner und Fellner keinen Mord aufklären, sondern einen verhindern. Sogar einen Doppelmord und einen Suizid. Denn der smarte junge David Frank (Aaron Karl, Sohn des Schauspielers Fritz Karl) kündigt per Video an, seine gesellschaftlich renommierten Eltern umzubringen und dann sich selbst.
Irgendwann erfährt der Zuschauer dann, dass der Student Frank, IT-mäßig bestens geschult, mittels eines Netzwerks radikaler Aktivisten das kapitalistische „System“ bekämpft. Wie Eisner sich in einer fremden Welt behaupten will, in der er auch seine studierende Tochter Claudia vermutet, hat Rupert Henning, Drehbuchautor und Regisseur, zu Recht in einer eher klassischen Erzählweise eingefangen. Weil Eisner akademisches Gesülze nicht mag, liegt er im Clinch mit einem „bürokratischen Korinthenkacker“. Bibi entschuldigend: „Mit’m Diskutieren hat er’s net so.“
Hintergrund von Davids Video-Attacke: Junge Leute klagen über schwindende Zukunftsperspektiven und Leistungsdruck. Das kann aus bayerischer Sicht schon mal in Schieflage geraten, wenn etwa Claudia fragt, ob man wirklich Amphetamine schlucken müsse, um an der Uni bestehen zu können, „zumal in Österreich“. Haben wir da was verpasst: Ist der Dr. Ösi so schwierig wie der Dr. Harvard?
"Schock": Kein Psycho-Thriller, aber sehenswert
Zum Glück halten Eisner und Fellner die Geschichte mit klarem Kopf zusammen. Ein bisserl Zynismus darf es geben, Schmäh nicht. Zum Psycho-Thriller fehlt einiges, aber das Finale ist stimmig. Empfehlenswert.
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