Tatort-Kritik zu "Böser Boden": Zwischen Umwelt-Thriller und Zombie-Film
Achter Tatort für Thorsten Falke: "Böser Boden" bietet heute Mord, militante Bauern und einen Umweltskandal. Das Ergebnis: abgedreht und leider nur phasenweise spannend. Die Kurz-Kritik.
Schau mal, das ist auch möglich: Eine um die Gesundheit ihrer Familien besorgte dörfliche Gruppe dreht durch und mutiert zu bösartigen Öko-Aktivisten. Der Tatort mit dem Titel „Böser Boden“ räumt mit dem Klischee auf, sogenannte Gutmenschen seien friedliebend und lebten gewaltfrei. Aber der Mord an einem iranischen Lkw-Fahrer wirft hier Fragen auf.
Das Feindbild ist der Energiekonzern Norfrac, aber auch das Mordopfer, das für den Betrieb gearbeitet hat. Die Dorfbewohner sind überzeugt, dass hinter dem Mord an dem Iraner die Erdgasfirma steckt, die vergiftetes Wasser entsorgt hat. Ein veritables Umweltproblem also, mit dem die Menschen leben müssen. Da wurde viel in den Krimi hineingepackt: Der Anführer der Aktivisten ist ein Polterer vor dem Herrn, die ängstlichen Bewohner entwickeln Hautausschläge, und die jungen Männer werden von Depressionen geplagt.
Tatort-Kritik: "Böser Boden" will zu viel
Das Ermittlerduo Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Julia Grosz (Franziska Weisz) bleibt überraschenderweise lange Zeit so farblos wie die Gesichter der Dörfler. Denen steht die eiskalte Unternehmensleiterin gegenüber, die lapidar sagt: „Früher haben die Menschen Wale geschlachtet, um Öl für ihre Lampen zu bekommen. Meinen Sie, das wäre den Leuten lieber?“
Herausgekommen ist eine Mischung aus Umwelt-Thriller und Zombie-Film. Tatsächlich bewegen sich schleichend wie eine Gruppe Untoter die Kunden in einem Supermarkt auf die Familie des Mordopfers zu. Wie in dem Tatort-Beitrag „Fürchte dich“, der Halloween symbolisieren sollte, steht der Wald schwarz und schweiget. Dazu spielt noch ein stiller See eine tiefergehende Rolle. Der Horror aber kommt über seinen Zitatcharakter nicht hinaus.
Zudem hat die NDR-Redaktion, die den phasenweise spannenden Stoff verfilmt haben wollte, ihren Drehbuchautoren zu viel in den thematischen Rucksack gepackt. Die Geschichte mit dem im Wald lebenden Sonderling etwa, von Falke „Waldschrat“ genannt, verwirrt die Zuschauer nur.
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