Tatort "Meta": Wie Scorseses "Taxi Driver" in Berlin
Im Tatort aus Berlin tauchen die Ermittler Karow und Rubin in die Welt zwischen Kino und Kriminalität - eine bizarre und faszinierende Geschichte, meint unser Autor.
Wir kennen das. Kommissar und Kommissarin können nicht so recht miteinander. Sagt sie: „Kriegen wir das hin, nicht nur Kollegen zu sein, sondern Kumpels oder sowas, irgendwann?“. Antwortet er: „Sicher, gerne. Aber heute glaub´ ich nicht mehr.“
Originell ist das nicht. Auch nicht, dass Ermittlerin Nina Rubin (Meret Becker) Probleme mit ihrem pubertierenden Sohn hat, der sich bei jedem ihrer nächtlichen Spontan-Einsätze verlassen vorkommt. Auch Rubins Einsamkeit ist greifbar, wenn sie lustlos abends vor ihrem Teller sitzt.
Allerdings verzeihen wir „Meta“ die Klischees, da der Film – wie der Titel andeutet – mehrere Ebenen gleichzeitig bespielt. Gruseliger Anfang: Ein abgetrennter Mädchenfinger, die dazu gehörige vor anderthalb Jahren in Formaldehyd eingelegte Leiche einer 14-jährigen Prostituierten. Dass eine Filmproduktionsfirma der Absender war, bringt eine bizarre und faszinierende Geschichte ins Rollen.
"Tatort" liefert suggestive Bilder
Denn die Produktion „Meta“, die im „Tatort“ auf der Berlinale gezeigt wird, erweist sich als unglaubliche Reise durch die wahre Welt wie durch die des Kinos. Hauptkommissar Robert Karow (Mark Waschke) ist hin und weg von dem Film, der in vielen Parallelen die Mordgeschichte aufgreift und sogar real weitererzählt. Wie kann das sein? Wobei der Drehbuchautor des Berlinale-Films, Peter Koteas (Simon Schwarz), die Zwanghaftigkeit des Geschehens in Verbindung mit seinen Rachegelüsten bringt. Dass noch eine Geheimdienst-Geschichte sein muss, überfrachtet diesen „Tatort“ glücklicherweise nicht.
In suggestiven Bildern, die man selten in Sonntagskrimis findet und mit einem Duo, das physisch schwer angeknackst, sich im selben Berliner Klinikzimmer wiederfindet, ist ein „Tatort“ entstanden, den auch Zuschauer verstehen werden, die mit dem mehrfach zitierten Film „Taxi Driver“ von Martin Scorsese nicht vertraut sind.
Darin tötet der von Robert de Niro gespielte Einzelgänger den Zuhälter eines minderjährigen Straßenmädchens. Für den gestörten Koteas ist de Niro ein Held. Mit fatalen Folgen.
Was schreiben andere Medien? Hier geht's zu den Pressestimmen.
Die Diskussion ist geschlossen.