Tod einer NSU-Zeugin: Lungenembolie auch bei jungen Menschen nicht selten
Eine Lungenembolie, wie sie die gestorbene Zeugin im NSU-Untersuchungsausschuss erlitten hat, ist nach Worten eines Experten auch bei jungen Menschen gar nicht selten.
"Ich habe alle paar Wochen junge Menschen in der Praxis, die zum Beispiel nach Sportverletzungen unter Atemnot leiden", sagte Michael Barczok, Lungenfacharzt und Sprecher des Verbandes der Pneumologen in Deutschland, der Deutschen Presse-Agentur.
Bei der von der Rechtsmedizin diagnostizierten Todesursache der 20-jährigen NSU-Zeugin habe es sich wohl um eine tödliche "fulminante Lungenembolie" gehandelt.
Frage: Wie entstehen Embolien?
Barczok: Bei einer kleinen Blutung werden körpereigene Gerinnungsstoffe freigesetzt, um das geschädigte Blutgefäß abzudichten. Manchmal kommt es zu überschießender Blutgerinnung. Dann setzt sich an der Gefäßwand ein Gerinnsel ab, das zu Schwellung und Schmerzen führen kann. Der Pfropf aus geronnenem Blut kann sich durch Bewegung ablösen und über die Blutbahn ins Herz gelangen.
Frage: Warum kommt es zum Tod?
Barczok: Wenn das Gerinnsel groß genug ist, kann es die aus dem Herzen zur Lunge führende Lungenarterie verstopfen. Das führt zum vollständigen Stillstand des Kreislaufs. Das Herz pumpt noch drei, vier Mal gegen die Verstopfung an, dann kommt es zum Sekundentod. Da kann auch der Notarzt nicht mehr helfen. Kleinere Gerinnsel lösen sich in der Blutbahn auf oder werden durch Medikamente zerstört.
Frage: Ist der Krampfanfall, wie ihn die Zeugin kurz vor ihrem Tod erlitt, typisch?
Barczok: Ja, wenn das Gehirn keinen Sauerstoff mehr erhält, kommt es automatisch zu solchen Krampfanfällen.
Frage: Ist die Diagnose für die Rechtsmedizin einfach?
Barczok: Ja, denn der Pathologe kann das Gerinnsel mit bloßem Auge sehen.
Frage: Kann ein solches Krankheitsbild künstlich erzeugt werden?
Barczok: Das kann ich mir nicht vorstellen. Eine solche Art der Blutung kann man nicht nach Belieben entstehen lassen.
Frage: Gibt es Risikofaktoren für Embolien?
Barczok: Wer übergewichtig ist und raucht und als Frau, noch die Pille nimmt, hat ein signifikant erhöhtes Risiko für Embolien.
Frage: Welche Symptome lassen eine Embolie vermuten?
Barczok: Plötzlich zunehmende Atemnot unter Belastung, blutiger Auswurf, Schwindel und Herzrasen könnten für eine Embolie sprechen. dpa
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