Tourist lässt sich für Schatzsuche in Höhle einschließen
Ein junger Tourist aus den USA hat sich eine Nacht lang zur Schatzsuche in eine Höhle unter der Jerusalemer Altstadt einschließen lassen.
Wie Polizei und Medien am Dienstag berichteten, wurde der offenbar geistig verwirrte Tourist am Freitag zufällig in der Zedekia-Höhle entdeckt, die auch als Salomons Steinbruch bekannt ist.
Jerusalem: Tourist versteckte sich in Felsspalte
Das 20.000 Quadratmeter große und in den letzten Jahrhunderten vor Christi Geburt zwecks Steingewinnung künstlich erweiterte Höhlensystem unter dem muslimischen Viertel des antiken Jerusalem kann seit den achtziger Jahren werktags besichtigt werden. Wie eine Polizeisprecherin berichtete, hatte sich der mit einem Rucksack ausgestattete Tourist am Donnerstag in einer Felsspalte versteckt und war bei Schließung der Höhle vom Wachpersonal nicht entdeckt worden.
Freitags ist die Zedekia-Höhle wegen des islamischen Feiertags eigentlich geschlossen. Für Reparaturmaßnahmen anrückende Arbeiter fanden den 19-jährigen jedoch schlammbedeckt vor, nachdem er die ganze Nacht an verschiedenen Stellen nach antiken Schätzen gegraben hatte, berichtete die Tageszeitung "Haaretz". Laut Polizei fanden sich in seinem Rucksack aber nur wertlose Kalksteine.
Verdacht auf "Jerusalem-Syndrom"
Im Verhör habe er einen verwirrten Eindruck gemacht, weshalb vermutet wurde, er habe das Jerusalem Syndrom entwickelt, das intensiv gläubige Menschen befallen kann, die beim Besuch der geheiligten Stätten vom Wahn befallen werden, sie seien selbst eine der biblischen Gestalten. Der US-Bürger sei deshalb freigelassen worden und habe Israel verlassen dürfen.
Die unterirdischen Steinbrüche waren insbesondere zur Zeit des im Jahr 70 zerstörten Zweiten Jüdischen Tempels zum Abbau von Kalksteinblöcken genutzt worden. Um die Gewölbe ranken sich zahlreiche Legenden, darunter Berichte über verborgene Schätze. Zedekia, der letzte König des Reiches Juda soll 587 vor unserer Zeitrechnung durch diese Höhle vor den anrückenden Babyloniern geflohen sein, was die Namensgebung erklärt. afp
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