Türkische Uhren ticken anders
In der Türkei werden die Uhren normalerweise am selben Tag umgestellt, wie im Rest Europas. In diesem Jahr verschiebt sich die Umstellung um einen Tag - Chaos ist vorprogrammiert.
Ein Schuss Chaos gehört immer zum türkischen Alltag, doch in den kommenden Tagen könnte das Leben zwischen Bosporus und Ararat noch etwas interessanter werden als sonst. Wie in jedem Jahr steht die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit an, und normalerweise schließen sich die Türken in dieser Beziehung den Europäern an. Aber dieses Jahr ist nicht normal.
Statt in der Nacht vom Samstag auf Sonntag stellt die Türkei die Uhren erst in der Nacht vom Sonntag auf Montag um. Damit soll ein Durcheinander bei einem Uni-Zugangstest am Sonntag vermieden werden. Doch nun droht das Durcheinander für den Rest des Landes umso größer zu werden.
Das Motiv für die Entscheidung der Regierung in Ankara, die Zeitumstellung um 24 Stunden zu verschieben, ist durchaus honorig: Hunderttausende potenzielle Studenten unterziehen sich am Sonntag einer landesweiten Prüfung, die über den Hochschulzugang entscheidet. Viele Familien setzen darauf, zumindest ein Kind auf die Uni schicken zu können, weil ein Hochschulabschluss als sicherer Weg in den Wohlstand gilt. Eine Zeitumstellung wenige Stunden vor Beginn der Prüfung brächte das Risiko, dass Zehntausende Schüler zu spät kämen und vom Test ausgeschlossen würden. Daher ordnete das Kabinett am 1. März kurzerhand die Verschiebung an. Groß diskutiert wurde nicht. Doch nun regt sich Widerstand.
Experten erwarten Probleme im Reiseverkehr sowie bei Paketdiensten und Geldüberweisungen. Wie alle im Land wurden auch die türkischen Fluggesellschaften von der Verschiebung der Sommerzeit überrascht. Marktführer Turkish Airlines warnt seine Kunden nun vor möglichen Problemen am Sonntag und rät den Passagieren, zwei bis drei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein. Aber wann genau ist das? Auch Banken und Kommunikations-Unternehmen fürchten Komplikationen. Manche Verbände fordern deshalb, die Verschiebung der Umstellung rückgängig zu machen. Doch ein solcher Schritt würde wohl für noch mehr Chaos sorgen, weil dann endgültig niemand mehr wüsste, was die Stunde in der Türkei eigentlich geschlagen hat.
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