US-Polizisten haben in diesem Jahr 715 Menschen erschossen
In den USA sterben jedes Jahr hunderte Menschen durch die Polizei. Das führt zu gewalttätigen Unruhen wie vor Kurzem in Charlotte. Eine Übersicht über die Opfer-Statistik.
Nummer 715 ist für die Polizei eine Person ohne Namen. Ein Mann mit weißer Hautfarbe, der offensichtlich sterben wollte und dann eine Waffe gezückt haben soll, als sich Beamten ihm näherten. Sein Leben beendete Nummer 715 daraufhin nicht selbst. Polizisten in Burnsville im Bundesstaat Minnesota erschossen ihn. Name, Alter und Herkunft von Nummer 715: unbekannt.
Der nicht identifizierte Mann aus Burnsville ist einer der aktuellesten Fälle von tödlicher Polizeigewalt in den USA. Das geht aus einer Statistik der Washington Post (hier entlang) hervor. Bleibt die Entwicklung ähnlich, wird die Zahl am Jahresende etwa bei 950 liegen (2015: 991 Tote).
Ethnische Gruppen
Obwohl Menschen mit weißer Hautfarbe der Statistik nach am häufigsten von Polizisten getötet wurden (46 Prozent), löst vor allem Polizeigewalt an Menschen mit schwarzer Hautfarbe (24 Prozent) regelmäßig wütende und teils gewalttätige Proteste aus. Weiße sterben zwar fast doppelt so oft wie Schwarze durch die Staatsgewalt - allerdings ist ihr Anteil an der Bevölkerung auch etwa fünfmal höher.
Zuletzt sorgten aufgebrachte Bürger im Bundesstaat North Carolina deswegen für gewalttätige Unruhen (mehr dazu). Am 20. September starb der Afroamerikaner Keith Scott bei einem Polizeieinsatz. Die Polizei gab an, er habe eine Waffe bei sich getragen. Aussagen seiner Frau nach stimme das nicht; es sei ein Buch gewesen.
Männer und Frauen
Wie Scott sind fast alle Todesopfer in den USA männlich (96 Prozent). 29 waren Frauen. In einem Fall konnte das Geschlecht nicht geklärt werden.
Altersgruppen
Etwa jedes dritte Opfer (32 Prozent) war im Jahr 2016 unter 30 Jahre alt. 41 Prozent waren zwischen 30 und 44 Jahre alt, 24 Prozent über 45 Jahre. Bei drei Prozent blieb das Alter unbekannt.
Psychische Probleme
Psychische Probleme sollen circa bei einem Viertel (24 Prozent) der Todesfälle eine Rolle gespielt haben. Fast alle Getöteten trugen eine Waffe bei sich oder stellten mit einem Fahrzeug eine Gefahr da (Schusswaffe: 55 Prozent; Messer: 18 Prozent; Fahrzeug: 6 Prozent; andere: 5 Prozent).
Bundesstaaten
Die meisten Todesopfer gab es in den vergangenen neun Monaten im Bundesstaat Kalifornien (101), gefolgt von Texas (60) und Florida (43). In den Ostküsten-Staaten Delaware und Maine sowie im Nordstaat North Dakota wurde jeweils ein Mensch von Polizisten getötet.
(Stand: 28. September 2016)
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