Vergewaltiger täuscht Behinderung vor
Ein Mann aus der Eifel bat tausende Frauen, ihm beim Urinieren zu helfen.
Der mutmaßliche Serienvergewaltiger aus der Eifel wird für die meisten der ihm zur Last gelegten Taten unbehelligt bleiben.
Dem 46-jährigen Familienvater waren zwischen 100 und 200 Sexualdelikte zugerechnet worden, angeklagt ist er nun wegen neun Taten. Er hatte mit seiner Mitleidsmasche nach eigenem Geständnis in 19 Jahren an rund 1000 Haustüren geklingelt, sich als gelähmt ausgegeben und Frauen gebeten, ihm in seiner Notlage beim Urinieren zu helfen. Etwa 150 Mal wurde ihm geholfen. "Er ist psychologisch sehr geschickt vorgegangen. Die Fälle, in denen er keinen Zwang ausgeübt hat, sind nicht strafbar", sagte Staatsanwalt Johannes Mocken am Montag.
Polizei und Staatsanwaltschaft wollten am Dienstag über die Vorwürfe berichten. Die Anklage der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nennt nur neun Fälle: drei Vergewaltigungen und sechs Vergewaltigungsversuche. Allerdings wirft die belgische Justiz dem Mann weitere elf Taten vor und hat seine Auslieferung beantragt. Auch in den Niederlanden soll der Schlosser Sexualstraftaten begangen haben.
Ein DNA-Abgleich hatte den unauffälligen Mann mit Vergewaltigungen in Krefeld, Bonn und Aachen in Verbindung gebracht. Der verheiratete Vater zweier Kinder war im März im rheinland-pfälzischen Teil der Eifel festgenommen worden.
Die Krefelder Polizei hatte auch mit Hilfe der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY... ungelöst" nach dem Mann gefahndet. Den entscheidenden Hinweis lieferte aber ein Polizist aus dem belgischen Eupen. Er erinnerte sich daran, dass er vor einigen Jahren wegen eines Diebstahls gegen einen Mann ermittelte, der eine ähnliche Mitleidsmasche wie der Gesuchte benutzt hatte - und kannte seine Personalien. Als Opfer den Mann daraufhin auf Fotos wiedererkannten, erwirkte die belgische Polizei einen Europäischen Haftbefehl.
Neben seiner Mitleidsmasche soll sich der Mann auch in Studentenwohnheime geschlichen und dort Frauen vergewaltigt haben. "Das Auffällige an ihm ist seine Unauffälligkeit", hatte eine Ermittlerin gesagt. "Er ist der unscheinbare Nachbar, dem niemand diese Tat zutraut." dpa
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