Waldemar Hartmann: Der aktive Rentner
Es schien so, als würde Waldemar Hartmann von der Bildfläche verschwinden. Mit 65 taucht er mehr denn je auf
Waldi weg vom Bildschirm? Da täusche sich besser keiner... Im Herbst vergangenen Jahres schien es so, als werde Waldemar Hartmann verrentet. „Es hat sich ausgeduzt“, hatte die Süddeutsche Zeitung (jubilierend?) vermeldet, als klar war, dass der Moderator in der ARD weder in Fußball- noch in Boxsendungen weiter auftauchen und plaudern würde.
Danach war es tatsächlich ein paar Wochen etwas ruhiger um Hartmann. Jetzt zeigt sich: Es war nur die Ruhe vor der Frühjahrsoffensive eines aktiven Rentners. An diesem Sonntag wird Waldemar Hartmann 65 Jahre alt. Den Geburtstag feiert er an seinem Wohnort Chur/Schweiz mit seiner Ehefrau und einigen guten Freunden bei einer deftigen bayerischen Brotzeit. Stärkung kann der Jubilar gut gebrauchen. Ihm stehen arbeitsreiche Wochen bevor. Am Montag erscheint seine Autobiografie „Die dritte Halbzeit“. Sein Werk präsentiert Hartmann in den nächsten Monaten auf einer ausgedehnten Tour durch deutsche Fernsehtalkshows und Buchhandlungen.
Dann wird er wieder in seinem Element sein. Mit Menschen über Menschen reden – das ist sein Metier. Diese Kontaktfreude hat ihm schon damals geholfen, als er mit 18 Jahren das Elternhaus in Nürnberg verließ, nach Augsburg zog, als Diskjockey arbeitete, zwischendurch mal kurz Bass in der Band von Roy Black spielte und eine Kneipe aufmachte. Eine Attraktion in „Waldis Pub“ war Jungwirt Waldi selbst, der seine Gäste blendend unterhielt, der locker plauderte, während auf dem Barhocker auch Journalisten saßen. Die förderten das Talk-Talent. Hartmann lernte beim Augsburger Boulevardblatt Neue Presse, schrieb später auch für diese Zeitung und fand schließlich über das Radio seine wahre Berufung vor den Fernsehkameras.
Ein elefantöses Gedächtnis half, diesen Weg zu bereiten. Wen Hartmann auch nur kurz getroffen hat, den vergisst er nicht. Der Mär, er würde jeden seiner Gesprächspartner ohne Umschweife duzen, widerspricht er allerdings ebenso ausgiebig wie erfolglos: „Ich duze in meinen Sendungen nur Menschen, mit denen ich auch sonst per Du bin.“ Das sind allerdings viele.
Dass auch die Zahl seiner Kritiker groß ist, hat Hartmann lange mehr zugesetzt, als es seine fröhlich-forschen Auftritte vermuten lassen. Von seinem Freund und TV-Partner Harald Schmidt habe er inzwischen gelernt, dass Kritik nur so wichtig ist, wie man sie nehme. Hartmann: „Jetzt habe ich gelernt, mit Kritik umzugehen, jetzt, wo ich draußen bin und wahrscheinlich unbehelligt bleibe.“ „Draußen“, weg von der Bildfläche, kein Thema mehr für Kritiker? Da täusche sich Waldemar Hartmann mal besser nicht.
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