Was geschah mit Flug MH370? Das unfassbare Leid der Angehörigen
Seit einem Jahr ist Flug MH370 verschwunden. Viele Angehörige der Insassen der Malaysia Airlines-Maschine können sich damit nicht abfinden - und leiden noch immer.
Seit seine Tochter an Bord von Flug MH370 verschwand, trägt sich der chinesische Geschäftsmann Li Hua mit Selbstmordgedanken. Er hatte einen Schlaganfall, seine Frau kam mit Herzproblemen ins Krankenhaus. Die malaysische Rentnerin A. Amirtham verlor ihren einzigen Sohn Puspanathan und leidet seither unter Ohnmachtsanfällen, Schlaf- und Appetitlosigkeit. Li Jiuying quält der Verlust ihres großen Bruders Li Guohai. Auch ein Jahr nach dem mysteriösen Verschwinden der Maschine von Malaysia Airlines weiß niemand, was am 8. März 2014 geschah. Ohne Gewissheit aber bleiben die Angehörigen der Insassen in ihrer Trauer gefangen.
Seit einem Jahr verschwunden: Das sind die Theorien zu Flug MH370
Li Hua war früher begeisterter Sportler. "Jetzt fühle ich mich einfach krank", sagt der 58-Jährige - und raucht Kette. "Ich dachte an Selbstmord, aber ich muss für meine Frau am Leben bleiben und um die Wahrheit kämpfen." Das Schicksal von Flug MH370 bleibt eines der größten Mysterien der Luftfahrtgeschichte. Auf ihrem Flug von Kuala Lumpur nach Peking verschwand die Boeing 777 plötzlich von den Radarschirmen. Später stellte sich heraus, dass sie von ihrer Route abgewichen, über Malaysia umgekehrt und nach Westen in Richtung Indischen Ozean geflogen war.
60.000 Quadratkilometer Meeresoberfläche abgesucht
Umfangreiche Suchmaßnahmen blieben erfolglos. Bis Ende Februar wurden 40 Prozent von einem etwa 60.000 Quadratkilometer großen Gebiet im südlichen Indischen Ozean abgesucht. Für die Angehörigen war die Tragödie von Anfang an eine emotionale Achterbahnfahrt mit falschen Hinweisen und enttäuschten Hoffnungen. Als die malaysische Regierung schließlich Ende Januar alle 239 Passagiere und Besatzungsmitglieder für tot erklärte und den Familien nahelegte, Entschädigungen zu beantragen, lehnten viele der Angehörigen empört ab.
Sie warten noch immer auf Antworten und verdächtigen Regierung und Fluggesellschaft, Ermittlungsergebnisse zurückzuhalten. "Für uns gibt es keinen Abschluss", sagt die malaysische Anwältin Grace Subathirai, deren Mutter Anne Daisy an Bord war. "Es hat unser Leben komplett verändert. Nichts wird je wieder sein, wie es war." Am 7. März wollen die malaysischen Behörden einen Ermittlungsbericht veröffentlichen. Doch schon im Januar erklärten sie, das Verschwinden bleibe ein Rätsel.
MH370-Hinterbliebene erlitten einen "unklaren Verlust"
Zwei Drittel der Passagiere waren chinesische Staatsbürger. Für viele ihrer Angehörigen wiegt der Verlust aufgrund von Pekings Ein-Kind-Politik besonders schwer. Fast zwei Dutzend chinesische Angehörige halten sich seit vergangenem Monat in Malaysia auf, um bei den Behörden Druck zu machen. Sie klagen über Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Panikattacken, Bluthochdruck und Herzprobleme. Manche waren seit Beginn der Tragödie nicht mehr zu Hause: "Wie können wir zurückgehen? Wir würden seine Sachen sehen. Das schmerzt zu sehr", sagt die 60-jährige Wang Rongxuan, die ihren Sohn Hou Bo verlor.
Nach Einschätzung der in Sydney ansässigen Expertin Sarah Wayland erlitten die MH370-Hinterbliebenen einen "unklaren Verlust" - ihre Liebsten verschwanden spurlos, aber niemand weiß, was passiert ist. "Für die Angehörigen blieb ihr Leben stehen", sagt Wayland. "Nur wenn sie akzeptieren, dass sie es nie erfahren werden, können sie weiterleben. Das ist unglaublich schwierig und kann Jahre dauern."
Das Schicksal ihrer Kinder, Partner oder Eltern bleibt ein "schwarzes Loch", sagt auch K.S. Narendran, ein Wirtschaftsberater im indischen Chennai, der seine Frau Chandrika Sharma verlor. Der emotionale Stress verschlimmerte seinen Diabetes. "Wie sollen wir das hinter uns lassen und einfach weiterleben?", fragt er. "Wir wissen nicht so recht, wie wir diesen nächsten Schritt tun sollen." afp
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