Was macht jetzt eigentlich Georg Gänswein?
Der Erzbischof Georg Gänswein ist Privatsekretär des bald abtretenden Papstes. Wie sieht seine Zukunft aus nach Benedikts Rücktritt?
Wenn der Herr geht, geht sein Diener mit. Da stellt sich unweigerlich die Frage, was mit Georg Gänswein passiert, dem Privatsekretär von Benedikt XVI., wenn dieser am 28. Februar letztmals als Papst amtiert. Die vorläufige Antwort lautet: Erzbischof Gänswein, 56, begleitet seinen Landsmann in das Kloster, in dem der Papst seine Tage beschließen will.
Es liegt in der Nähe seiner bisherigen Wirkungsstätte innerhalb des Vatikans und wurde früher von Karmelitern genutzt, einem der strengsten Orden in der katholischen Kirche.
Bischofsstelle in Deutschland?
Die meisten Beobachter denken jedoch nicht, dass Georg Gänswein schweigend an der Seite seines Chefs bleiben wird. Deshalb schießen nun die Spekulationen ins Kraut, was Gänswein wo werden kann. Einige Kenner wünschen ihm einen angesehenen Bischofsstuhl in Deutschland. So wird demnächst das Bistum Hamburg frei.
In Freiburg dagegen werden Spekulationen als fasnachtliche Fantasie klassifiziert und kühl abgewehrt. „Die Position des Erzbischofs ist nicht vakant“, sagt Robert Eberle, Sprecher des dortigen Erzbischofs. Robert Zollitsch wird im Sommer 75 Jahre alt und wird dann seinen Rücktritt anbieten. Da er gleichzeitig Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz bis 2014 ist, wird mit seinem Ausscheiden frühestens in einem Jahr gerechnet.
Ein neuer Job in Freiburg – oder in Hamburg?
Freiburg würde sich anbieten, da Gänswein aus dem Schwarzwald stammt und Baden bestens kennt. Andererseits hat er in den 90er Jahren immer wieder polarisiert und nicht nur Freunde unter den Priestern. Und: Der Erzbischof von Freiburg wird gewählt; die Wahl durch das selbstbewusste Domkapitel muss man erst einmal gewinnen.
Um seine Zukunft muss sich „Don Giorgio“, wie man ihn nennt, trotzdem kaum Sorgen machen. Schließlich bekleidet er zwei Ämter: Er ist Papstsekretär; in dieser Vertrauensstellung muss er dem Nachfolger Platz machen. Gleichzeitig fungiert er als Präfekt des päpstlichen Hauses und damit als Protokollchef.
In dieser Funktion kann er auch einem neuen Papst dienen. Sein Vorgänger James Harvey wurde 2005 auch übernommen.
Deutschland zu klein für einen Gänswein?
Gut unterrichtete Kreise in Freiburg und Bonn schließen jedenfalls aus, dass Monsignore Gänswein zurück nach Deutschland kommt. Er habe eine sehr gute Position in der Weltkirche, die er kaum für eine Diözese nördlich der Alpen aufgeben werde.
Einige Beobachter lassen auch durchblicken, dass Freiburg oder Hamburg für den weltgewandten Gänswein zwei Nummern zu klein und zu provinziell seien.
Die meisten trauen ihm zu, in Rom weiter Karriere zu machen. Schließlich seien bisher noch alle Papst-Sekretäre anständig untergekommen.
Die Diskussion ist geschlossen.