Wer war Beate Uhse?
Der Erotikhändler Beate Uhse hat Insolvenz beantragt. Das Unternehmen schrieb aber eine Erfolgsgeschichte. Angefangen hatte alles mit einer Frau, die Kondome verkaufte.
Angefangen hatte alles mit dem Verkauf von Kondomen. 1947, nach dem zweiten Weltkrieg, erfuhr die damals 28-jährige Beate Uhse davon, dass viele Frauen mit ungewollten Schwangerschaften zu kämpfen hatten. Die Pille war noch nicht erfunden, Kondome waren rar. Beate Uhse, selbst alleinerziehende Mutter, klärte die Frauen auf und bot ihnen Kondome an. Vier Jahre später gründete sie das „Versandhaus Beate Uhse“; wenig später eröffnete sie in Flensburg das "Fachgeschäft für Ehehygiene" - den ersten Sexshop der Welt. Die legendäre Erotik-Unternehmerin war geboren.
Erotikhändlerin Beate Uhse war im Krieg Testpilotin
Dabei ging die 1919 in Ostpreußen geborene Tochter eines Landwirts und einer Ärztin zunächst einem ganz anderen Beruf nach: Im Alter von 18 Jahren nahm Uhse ihre erste Flugstunde und erhielt im selben Jahr ihren Flugzeugführerschein. Im zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Testpilotin, musste nach Ende des Krieges unter den Besatzungsmächten ihre Tätigkeit jedoch aufgeben. Privat soll sie bis ins hohe Alter selbst geflogen sein. Darüber hinaus förderte sie junge Segelflieger durch Sponsoring: Ein Trainings-Doppelsitzer der Fliegergruppe der Uni Tübingen (Akaflieg) trug in den 1960er Jahren großflächig ihren Namen plus Firmenlogo. Der Flieger war damals in ganz Süddeutschland nicht unter seinem Kennzeichen, sondern nur als "Beate Uhse" bekannt.
Ihr Sex-Geschäft brachte ihr in den ersten Jahren wegen "Vorschub zur Unzucht" unzählige Anzeigen ein, wuchs jedoch rasch zu einem millionenschweren Business. Bereits Anfang der 1960er Jahren hatte die Firma fünf Millionen Kunden. Da mit der Zeit Kondome in allen Supermärkten verkauft wurden, legte sie ihren Fokus auf andere Sexartikel wie Vibratoren oder Dessous. Sogar Kleider oder Jeans gehörten zum Sortiment - alles natürlich etwas sexy.
Der Erotik-Markt änderte sich schnell. Mit dem zunehmenden Internethandel geriet das Unternehmen immer mehr unter Druck. Das DVD-Geschäft sowie der Versand-Katalog fielen zunächst weg. Vorstandschefs wechselten, der Firmensitz wurde von Flensburg nach Hamburg verlegt und hunderte Stellen gestrichen. 2010 machte die Beate Uhse AG 19,5 Millionen Euro Verlust. 2017 beantragt das Unternehmen schließlich Insolvenz.
Beate Uhse: Die Frau hinter dem Sex-Unternehmen
Die Unternehmerin war zweimal verheiratet: Ihr erster Mann, Hans-Jürgen Uhse, starb im Krieg, ihren zweiten, Ernst-Walter Rotermund, verlor sie 1972. Aus den beiden Ehen gingen ihre Söhne Klaus und Ulrich hervor. Ihr Sohn Ulrich zeigte sich im Jahre 2010 empört über eine ZDF-Doku über das Leben seiner Mutter.
"Ich bin froh, dass meine Mutter diesen Film nicht sehen muss", sagte er der Bild am Sonntag. Die TV-Biografie soll nur wenig mit dem wahren Leben seiner Mutter zu tun gehabt haben. Anfang der 80er Jahre erkrankte Beate Uhse an Krebs, überlebte die Krankheit aber. 2001 starb sie schließlich im Alter von 81 Jahren in der Schweiz. AZ/dpa
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