Wie sich das Alleinsein auf Männer auswirkt
Fast 10.000 Männer und Frauen aus unserer Region wurden jahrelang beobachtet. Das Ergebnis der Studie zeigt einen verblüffenden Zusammenhang zwischen Single-Dasein und Gesundheit. Von Sibylle Hübner-Schroll
Von Sibylle Hübner-Schroll
Augsburg - Allein zu leben tut Männern nicht gut: Sind sie völlig auf sich gestellt, steigt ihr Risiko, an einem Typ-2-Diabetes (früher Alterszucker genannt) zu erkranken.
Das ergab eine Studie im Rahmen des KORA-Projekts (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg), die jetzt in der US-Fachzeitschrift Psychosomatic Medicine erschienen ist. Im Rahmen der Studie wurden 4424 Männer und 4380 Frauen zwischen 35 und 74 Jahren aus Augsburg und der Region im Schnitt elf Jahre lang beobachtet. In diesem Zeitraum wurden 402 der Männer und 271 der Frauen zuckerkrank.
Nur für Männer galt: Wer allein lebte, war einem erhöhten Diabetes-Risiko ausgesetzt. Für allein lebende Männer lag die Gefahr, zuckerkrank zu werden, im Vergleich zu anderen Männern um fast 70 Prozent höher.
Man könnte nun denken, dass allein lebende Männer einen ungesünderen Lebensstil haben, mehr rauchen, mehr Alkohol trinken oder sich schlechter ernähren - doch daran lag es nicht, erklärte die Leiterin der Studie, Privatdozentin Christa Meisinger.
Die mögliche Ursache könnte vielmehr eine andere sein: Allein zu leben sei mit einem geringeren Grad an sozialer Unterstützung, dem Fehlen von engen Vertrauten und weniger emotionalem Rückhalt verbunden. All dies bedeute "Distress", also negativen Stress. Und der wiederum könne über die verstärkte Ausschüttung von Stresshormonen langfristig zur Entwicklung eines Bluthochdrucks, einer Insulinresistenz (wachsender Unempfindlichkeit der Zellen gegenüber dem blutzuckersenkenden Hormon Insulin) und schließlich zu einem Typ-2-Diabetes führen.
Dass psychosoziale Faktoren wie Depressionen, mangelnde soziale Unterstützung oder ein geringer Entscheidungsspielraum im Job Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten bis hin zum Herzinfarkt sind, ist bekannt. Die Zusammenhänge zwischen den Faktoren und der Entwicklung eines Diabetes wolle man künftig verstärkt untersuchen.
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