Zweites Standbein: Popmusik
Immer wieder überraschen Spitzensportler mit eigenen Songs. Zuletzt Gewichtheber Matthias Steiner. Wie kommt es, dass sie alle singen wollen?
Der Boxer Bubi Scholz hat es getan. Skirennläufer Hansi Hinterseer sowieso und der ehemalige FC-Bayern-Fußballer Franz Beckenbauer auch. Jetzt reiht sich noch ein weiterer ehemaliger Leistungssportler in die Riege der musikalischen Multitalente.
Matthias Steiner, der bei den Olympischen Spielen 2008 für Deutschland Gold im Gewichtheben holte, veröffentlicht ein eigenes Album. Sein erstes Lied, „Zurückgeliebt“, ist schon erschienen. Im dazugehörigen Video singt er vor Kölner Kulisse von der Liebe. Steiner verlor seine erste Frau durch einen Verkehrsunfall. Das neue Lied ist seiner jetzigen Frau gewidmet. „Du hast mich ins Leben zurückgeliebt“, heißt es beispielsweise in einer Songzeile.
Doch was treibt Sportler dazu, eigene Songs aufzunehmen? Oder anders gefragt, warum sind so viele von ihnen von den eigenen Gesangskünsten so überzeugt, dass sie eine musikalische Karriere anstreben?
Klaus Wüstner, der in Augsburg eine Gesangsschule betreibt, vermutet, dass es auch daran liegt, dass gerade Sportler in den Phasen vor Wettkämpfen viel Musik hören. Und Singen, davon ist er überzeugt, kann jeder lernen. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. „Musik ist Geschmacksache, es gibt immer jemanden, dem es gefällt“, sagt er.
Der Hauptgrund dürfte aber immer noch sein, dass eine eigene CD eine gute Maßnahme ist, um im Gespräch zu bleiben, wenn die Karriere endet. Denn wenn jeder Trainer werde, hätten wir einen Überschuss, sagt Steiner. Und gerade in einer Randsportart wie Gewichtheben sei es als Trainer schwierig. Steiner jedenfalls meint es ernst mit der Musik: Seine ersten öffentlichen Auftritte habe er am Klavier gehabt, nicht erst als Gewichtheber. So fern liege es also nicht, dass er nun singt. „Ich habe in der Zwischenzeit auch Gesangsuntericht genommen, weil ich natürlich den Anspruch habe, wenn man singt, dann sollte man das auch live gut können“, sagt er.
Steffen Just und Professor Fabian Holt, die an der Berliner Humboldt-Universität populäre Musik erforschen, sind jedenfalls der Meinung, dass Steiner mit seinem Song seiner Linie treu bleibt. „Gewichtheben ist ein Sport der Arbeiter, der einfachen Leute. Er verkörpert den gewöhnlichen Mann, und das macht er auch mit seinem Song“, sagt Just. Die Songstruktur sei zwar nicht allzu komplex, aber die Produktion des Videos sehr professionell. (mit dpa)
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