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Tag der Deutschen Einheit
28.09.2015

25 Jahre Deutsche Einheit: So stolz sind die Deutschen auf ihre Heimat

Ein Stück der Mauer ist im Skulpturenpark Deutsche Einheit auch noch erhalten. Jedes Jahr kommen hier neue Objekte dazu, die mit der deutschen Teilung zu tun haben.
Foto: Aktives Mellrichstadt (am) (dpa)

80 Prozent der Deutschen sind stolz auf ihre Heimat. Aber was heißt das? Und wie sehen uns Touristen? Eine Geschichte über prägende Erlebnisse und einen herzensguten Menschen.

Warum nicht mit jemandem beginnen, der vergleichsweise unbefangen darauf schaut, wie wir so ticken? Weil sie eben keine Deutsche ist, sondern Amerikanerin. Hätte Marilyn vor mehr als 25 Jahren an diesem Ort gestanden, man hätte wohl auf sie geschossen. Ein Gedanke, der der jungen Frau aus New York in diesem Moment fern ist. Sie drückt noch einmal auf den Auslöser ihrer Kamera und betrachtet anschließend zufrieden den Berliner Reichstag auf dem kleinen Display. Anerkennend nickt sie mit dem Kopf, als wolle sie sagen: Wow, da habt ihr euch was aufgebaut.

Zwischen ihren Füßen verläuft die Linie aus Steinplatten, die sich von der Spree aus am Parlament vorbeischlängelt. Es ist der ehemalige Grenzverlauf der Berliner Mauer, die die Stadt einst trennte – und damit ihre Bevölkerung. Bis heute ist nicht geklärt, wie viele Menschen beim Versuch, aus der DDR zu fliehen, an der innerdeutschen Grenze starben. 1613 Opfer zählt das Museum am berühmten Checkpoint Charlie auf, Experten gehen von deutlich höheren Zahlen aus. Diese dunkle Zeit fand am 3. Oktober 1990 mit einem hellen Feuerwerk ein offizielles Ende. Jene Bilder, erst recht die vom Fall der Mauer im November des Vorjahres, haben eine ganze Generation geprägt.

Heute benennen gerade junge Leute diese Ereignisse als Schlüsselmomente der deutschen Geschichte. Sie sind stolz auf die friedliche Revolution. Und ja: Sie sind stolz auf dieses Land. Das trauen sich auch immer mehr Ältere zu sagen, wie eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Magazins Stern zeigt. 80 Prozent der Deutschen sagen, sie sind stolz auf ihre Heimat, vor allem auf die Wirtschaftskraft und die Menschlichkeit. Nicht „zufrieden“, nicht „froh“, nein: „stolz“ – ein in Zusammenhang mit Nationalgefühl problematischer, weil negativ behafteter Begriff. Die Deutschen und der Patriotismus – sind die Berührungsängste endgültig vorbei?

"Tief verwurzelte Furcht vor Nationalstolz"

Fragen wie diese beschäftigen den Psychologen Ulrich Schmidt-Denter von der Universität Köln seit mehr als 15 Jahren. Grundlage seiner Studien sind Interviews mit Deutschen aller Altersschichten. Aus einem Katalog von komplexen Fragen und Antworten hat er Aussagen erstellt, die über uns als Volk getroffen werden können. Auch der Professor sagt: „Junge Menschen sind besonders auf die friedliche Wiedervereinigung stolz.“ Doch ungeachtet der Forsa-Umfragewerte glaubt er, dass die in der Gesellschaft „tief verwurzelte Furcht vor Nationalstolz“ noch immer da sei. Viele hätten die Sorge, „dass daraus so etwas wie ein neuer Nationalsozialismus erwächst“.

Woran das liegt? Am Bildungssystem etwa, glaubt der Wissenschaftler. So sei die NS-Zeit nach wie vor ein großes Thema im Geschichtsunterricht. „Das wird natürlich fast jedes Jahr durchgekaut“, erzählt Schmidt-Denter, sicher zurecht. „Da wird den Kindern schon sehr deutlich gesagt: Das passiert, wenn man sich als Deutscher besser und größer fühlt als alle anderen.“

Der Professor will aber einen offeneren Umgang mit dem Thema. „Nationalstolz ist nicht schlecht, sofern er fest verwurzelt ist. Wenn er nicht darauf basiert, andere zu überflügeln.“ Und wie sieht dann „guter“ Nationalstolz aus? Der Psychologe nennt als Beispiel den Stolz auf die Kraft und Strukturen unserer Wirtschaft. Sie könne mit den Weltmächten mithalten.

Auch Marilyn und ihr Freund Mark, die beiden Amerikaner, bewundern das an Deutschland. Im Regierungsviertel von Berlin bestaunen sie die großen Glasbauten. Mark starrt immer wieder zur Fahrbereitschaft des Bundestages hinüber. Dort stehen sie, die Flaggschiffe der deutschen Industrie im Ausland: BMW, Mercedes, Audi. „Autos sind sehr deutsch“, findet der Tourist aus Ohio – auch wenn so ein Satz mit Blick auf den Abgasskandal bei Volkswagen auf einmal auch anders gedeutet werden kann.

Mark trägt übrigens „mit Stolz“ den Nachnamen Schneider. „Es ist eine Verbindung, die mir viel bedeutet“, sagt er. Vor vielen Jahren sind seine Vorfahren aus Deutschland ausgewandert. In den Staaten halte man große Stücke auf die Deutschen, sagt Mark. Auf ihre Erfolge und ihre Ingenieurskunst.

Und wie findet er uns insgesamt? Er erzählt von einigen Erfahrungen mit der berühmt-direkten Berliner Schnauze, lacht und schüttelt den Kopf. „Aber die Deutschen sind abgesehen davon extrem freundliche, offene und herzensgute Menschen. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie das selbst nicht in sich sehen wollen.“ Der Amerikaner zuckt mit den Achseln. „Aber vielleicht ist das ebenfalls typisch deutsch.“

Für Touristen aus den USA ist Deutschland ein Abenteuer

Vor allem für Touristen aus den USA ist ein Berlin-Besuch noch heute ein Abenteuer. Das Jubiläum der Wiedervereinigung ist in ihrer Heimat ein großes Medienthema. Viele Amerikaner freuen sich mit den Deutschen und sind stolz auf ihre Beteiligung an einer friedlichen Wende. Nicht wenige zelebrieren dieses Ereignis auch als das Ende des Kalten Krieges, immerhin brach nur zwei Jahre später die Sowjetunion in sich zusammen.

Mark und Marilyn zieht es weiter auf die Museumsinsel, dem Treffpunkt für Kulturinteressierte in der Hauptstadt. Die großen Kuppelbauten beherbergen diverse Ausstellungen. Den Ruf als Land der Künstler, der Dichter und Denker hat die Bundesrepublik nie verloren. Auch viele Bundesbürger haben in den Befragungen von Psychologe Schmidt-Denter klar gemacht, ausgesprochen glücklich über dieses Erbe zu sein. Mehr als 250 Milliarden Euro geben Bund und Länder im Jahr für Bildung und Forschung aus. Über 6000 Museen gibt es in Deutschland. Spitzenreiter ist dabei Bayern mit gut 880.

Aber auch für den Kulturbereich gilt: Dichter und Denker tragen hierzulande schwer an der Last der NS-Zeit, sagt Jochen Staadt von der Freien Universität in Berlin. Der Soziologe warnt davor, jede Art des Nationalstolzes als eine Randerscheinung des Nationalsozialismus zu sehen. „Jeder braucht eine eigene Biografie und eine Heimat“, sagt der Fachmann. „Wenn Stolz darauf basiert, dass man auf seine eigenen Wurzeln stolz ist, dann ist das weder gefährlich noch ungesund.“

Gleichermaßen versteht Staadt das Gefühl vieler Bürger in den Ost-Ländern, die auch nach 25 Jahren nicht warm werden können mit der „neuen“ Bundesrepublik. „Wer den Zerfall eines politischen Systems mitgemacht hat, wird sich kaum im Nachhinein mit demjenigen identifizieren, den er lange bekämpft hat.“ Auch deswegen gibt es ein Wohlfühl-Gefälle in Deutschland, wie die Studien von Ulrich Schmidt-Denter zeigen. Das heute aber vor allem ein Nord-Süd-Gefälle ist. Das heißt: Bayern und Baden-Württemberger sind stolzer als Berliner oder Hamburger. Soziologe Staadt ergänzt: „Zuerst ist man Bayer oder Badener oder Württemberger, dann Europäer und zuletzt auch noch Deutscher.“ Eine Sache allerdings – das sagen beide Forscher – entfache stets über alle Grenzen hinweg wahren Nationalstolz: König Fußball.

---Trennung _Deutschland feiert die Wiedervereinigung_ Trennung---

Berlin: Hunderttausende feiern auf den Fanmeilen

Um das Berliner Olympiastadion weht an diesem Tag ein kräftiger Wind. Außer an Spieltagen gibt es täglich Führungen für Besucher. Auch dieser Bau ist ein Erbe der Nazi-Zeit. Inzwischen kämpft in dem berühmten Rund an jedem zweiten Wochenende die Berliner Hertha um Bundesliga-Punkte. Hin und wieder tritt hier auch die deutsche Nationalmannschaft an. Dann versinkt nicht nur das Stadion in einem Fahnenmeer aus Schwarz, Rot und Gold. Als Mario Götze im vergangenen Jahr das entscheidende Tor der Weltmeisterschaft in Brasilien gegen Argentinien schoss, war auch hier die Freude grenzenlos. Um das Olympiastadion herum tobten und tanzten Hunderttausende auf der Fanmeile.

Wie ruhig ist es dagegen an diesem Tag an diesem Ort. Der Jubel ist dem Alltag gewichen. Es ist ein bisschen, wie der amerikanische Soziologe Benjamin Duclos in seiner 2008 erschienenen Abhandlung über die Identität der Deutschen und des Fußballs beschreibt: „Nationalstolz ist sehr erwünscht. Aber nur alle zwei Jahre und nur in der Zeit der Turniere.“ Er meint damit die Welt- und Europameisterschaften. In optischer Hinsicht hat sich das Land seit 2006 verändert. Seit dem „Sommermärchen“, der Heim-WM. Seitdem gehören schwarz-rot-goldene Fahnen zum Feiermodus dazu. Auch vor dem Olympiastadion werden sie verkauft.

Thomas Lünser hält das ganze Brimborium für etwas überzogen. Unweit des Alexanderplatzes und des roten Rathauses führt er ein kleines Geschäft, das sich auf Fahnen aus aller Welt spezialisiert hat. Seit 17 Jahren gibt es den Laden schon. Lünser stammt aus Thüringen, wo er vor 52 Jahren geboren wurde. Im Laufe seines Lebens brachte er es bis ins Außenhandelsministerium der DDR. Nach der Wende arbeitete er für eine arabische Handelsgesellschaft und machte sich schließlich mit dem Flaggenhaus am Alex selbstständig. Im Schatten des Fernsehturms sitzt er nun, umgeben von den europäischen Sternen, den deutschen Farben oder dem bayerischen Weiß-Blau. Und kann viele Geschichten erzählen. Auch eine, die manchen überraschen wird.

Flaggenhändler erkennt föderales Interesse

Zwar kauften viele deutsche Kunden bei ihm ein, erzählt Lünser. Schwarz-Rot-Gold sei allerdings selten gefragt. Vielmehr gebe es Interesse an den Flaggen der Bundesländer. „Föderales Interesse“, nennt der Fachmann das. Nur alle zwei Jahre, wenn der Fußball seine Anhänger am Nationalstolz packt, verkaufe er viele Deutschland-Fahnen, sagt der Händler. Aber selbst diese Begeisterung kann er nicht verstehen. Lünser schnaubt regelrecht, wenn er darauf angesprochen wird. „Warum sollte ich irgendwelchen überbezahlten Millionären beim Kicken zujubeln?“, fragt er. „Wie kann ich darauf stolz sein?“ Er wird wissen, dass Millionen ganz anderer Meinung sind.

Lünser wirft einen Blick auf die Flaggen in seinem Laden. Darunter ist auch eine alte Fahne der DDR. „Generell mag ich das Wort Stolz nicht“, sagt er. „Ich musste in meiner Kindheit auf so vieles stolz sein, schon staatlich verfügt.“ Heute habe er genug davon.

Entsprechend gelassen blickt der Mann auf den Tag der Deutschen Einheit. Er freut sich darauf, das schon. Aber eher, weil das Jubiläum ihm ein gutes Geschäft beschert. Doch der Tag gebe ihm persönlich nichts. „Das war keine große Leistung, sondern verdammtes Glück, dass damals alles so gelaufen ist. Dafür kann sich niemand auf die Schulter klopfen.“ Lünser mag seine Heimat. Stolz ist er lieber auf seine eigenen Erfolge. Früher hätte man gesagt: typisch deutsch. Blickt man auf die 80 Prozent der Landsleute, die der Forsa-Umfrage zufolge nun auch Stolz für ihr Land empfinden, dann ist Thomas Lünser vielleicht doch eher untypisch deutsch.

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