Aufstand der Anhänger
Guttenberg-Sympathisanten rufen im Netz zu bundesweiten Demonstrationen auf.
Berlin Karl-Theodor zu Guttenberg spaltet Deutschland, und damit auch die Internetgemeinde. Nach dem Rücktritt des Verteidigungsministers machen vor allem seine Anhänger mobil – und die Dynamik ist gewaltig. Beim sozialen Netzwerk Facebook schlossen sich innerhalb kürzester Zeit Hunderttausende Guttenberg-Anhänger eigens gegründeten Gruppen an und sprachen sich für ein politisches Comeback aus. Für Samstag sind Demonstrationen in 22 deutschen Städten geplant, unter anderem auf dem Münchner Marienplatz und dem Rathausplatz in Ingolstadt.
Die Ironie der Geschichte ist unverkennbar: Im Internet, also gerade dort, wo das riesige Ausmaß der Plagiats-Affäre aufgedeckt wurde, sammeln sich nun Guttenbergs treueste Anhänger. Die Facebook-Seite „Wir wollen Guttenberg zurück“ knackte weniger als 24 Stunden nach der offiziellen Rücktrittserklärung des CSU-Politikers bereits die Marke von 320000 Mitgliedern. Und die Anhängerschaft wächst im Minutentakt. Bis zum Nachmittag kamen weitere 55000 hinzu. Auch die bereits vor zwei Wochen gegründete Seite „Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg“ erlebte neuen Zulauf und verzeichnete gestern über 350000 Sympathisanten. Die Kritiker-Gruppen Guttenbergs hingegen fanden verhältnismäßig spärliche Unterstützung.
„Wir wollen ein Zeichen setzen“
Ziel der Gruppe „Wir wollen Guttenberg zurück“ ist es laut den Initiatoren, Solidarität mit dem zurückgetretenen Verteidigungsminister zu zeigen. Man wolle ein „Zeichen setzen, dass er trotz seines Fehlers in der Politik bleiben muss/soll/kann“. Zahlreiche Mitglieder tun ihre Meinung und ihren Frust in Kommentaren kund. „Klar muss er für seine Fehler geradestehen, aber er ist der beste Politiker seit Jahren, egal ob mit oder ohne Doktor. Ein Mann, der was bewirken könnte“, schreibt ein User. Und ein anderer: „Guttenberg soll nicht aufgeben und wieder kommen! Das Volk steht hinter ihm!“
Das Internet spielte in der Plagiatsaffäre um Karl-Theodor zu Guttenberg von Beginn an eine große Rolle. Zum einen als Diskussionsplattform und virtueller Treffpunkt seiner Anhänger und Kritiker an der Basis. Zum anderen wirkte das weltweite Netz entscheidend am Sturz des Ministers mit. Nachdem erstmals ein Plagiatsverdacht gegen Guttenberg öffentlich wurde, trugen Internetnutzer auf der Plattform Guttenplag Wiki weitere kopierte Textstellen zusammen und sammelten nicht angeführte Quellenbelege und Zitate. Die Macher der Seite profitierten dabei von den gewaltigen Ressourcen der vernetzten Online-Gemeinde. Innerhalb kürzester Zeit standen große Teile der Doktorarbeit Guttenbergs unter Plagiatsverdacht. Eine Überprüfung auf herkömmlichem wissenschaftlichen Wege hätte wohl deutlich länger gedauert.
Am Dienstag betonten die Macher von Guttenplag Wiki, der Rücktritt des Bundesministers sei nicht Ziel des Projektes gewesen, vielmehr „eine detaillierte Aufklärung der Umstände, unter denen die Dissertation entstanden ist“. Die Analyse der Doktorarbeit durch die Uni Bayreuth wird daher fortgesetzt. Ein Abschlussbericht soll in Kürze vorgelegt werden.
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